Aqua Sol in Kempen Flüchtlinge sorgen im Freibad für Sicherheit

Kempen. · Der Syrer Zouhair Alyosef macht im Kempener Aqua Sol eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe und will Bademeister werden. Sein Landsmann Wasim Abu Harb und der Iraner Mehdi Hirazi sind im Aqua Sol als Rettungsschwimmer tätig.

 Das grüne Shirt weist Zouhair Alyosef als Mitarbeiter des Aqua Sol in Kempen aus. Dort macht er eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe.

Das grüne Shirt weist Zouhair Alyosef als Mitarbeiter des Aqua Sol in Kempen aus. Dort macht er eine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe.

Foto: Wolfgang Kaiser

Schwarze Sportschuhe, schwarze Shorts, Sonnenbrille, um auch im gleißenden Gegenlicht etwas sehen zu können, und grünes Polohemd, das Zouhair Alyosef als Mitarbeiter der Sauna- und Wasserwelt Aqua Sol ausweist: Wenn der 36-Jährige am Beckenrand steht, dann ist er einer derjenigen im Aqua Sol, die dort arbeiten, wo andere Menschen ihre Freizeit verbringen. Doch Zouhair Alyosef hat eine besondere Lebensgeschichte. Er ist Kriegsflüchtling aus Syrien.

Im Herbst 2014 befand sich Alyosef noch auf der Flucht aus seiner Heimatstadt Damaskus. Er ist einer der vielen Syrer, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland nach Europa flohen. Dass er heute zum Team vom Aqua Sol gehört und sich derzeit im zweiten Ausbildungsjahr zum Fachangestellten für Bäderbetriebe befindet, verdankt er seinem Hobby, dem Schwimmen. Dass er einmal seine Freizeitbeschäftigung zum Beruf machen würde, hätte der ehemalige Student der Arabischen Literatur vor einigen Jahren auch noch nicht gedacht.

„Wir haben Mitarbeiter für die Badeaufsicht gesucht. Es wird immer schwieriger, geeignete Leute zu finden. Wir haben uns gezielt an die Agentur für Arbeit gewandt“, berichtet Badleiter Wolfgang Werthschulte. Die Personalabteilung der Stadtwerke Kempen als Betreiber des Badezentrums wollte dabei auch gerne Menschen mit Migrationshintergrund eine Chance geben. Mit Hilfe der Agentur für Arbeit konnten zehn Bewerber gefunden werden. Sie alle mussten ins Wasser und zunächst einmal ihre Schwimmkünste unter Beweis stellen. Bei zwei von ihnen stellte sich direkt heraus, dass diese nicht ausreichten, um als Rettungsschwimmer in den Einsatz gehen zu können. Sie fielen aus dem vorgegebenen Raster. Die weiteren Kriterien waren eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung und ausreichende deutsche Sprachkenntnisse.

Drei Bewerber nahmen diese Hürden letztlich mit Bravour. Der Iraner Mehdi Riazi und der Syrer Wasim Abu Harb wurden als Rettungsschwimmer eingestellt, und Zouhair Alyosef startete die dreijährige Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe. „Wobei unsere beiden neuen Rettungsschwimmer die Prüfung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe nach vier Jahren ebenfalls ablegen können, wenn sie das möchten“, erklärt Werthschulte. Über Berufsvorbereitungskurse können sie entsprechend selbstständig lernen.

Alyosef fährt jeden Tag
mit dem Rennrad zur Arbeit

Alyosef hat inzwischen das erste Ausbildungsjahr abgeschlossen und gerade das zweite Jahr begonnen. „Am Anfang war es schon ein bisschen schwierig. Das erste Jahr war nicht einfach. Es lag an meinen Sprachkenntnissen“, erzählt der 36-Jährige, der in Viersen wohnt und jeden Tag mit dem Rennrad die Strecke zu seinem Ausbildungsbetrieb an der Berliner Allee in Kempen zurücklegt. Der Syrer hat zwar die so genannte B2-Sprachprüfung abgelegt, aber gerade die Fachbegriffe in der Chemie und Mathematik machten es ihm nicht leicht, dem Berufsschulunterricht zu folgen. Doch Alyosef ließ sich nicht entmutigen. Im Gegenteil: In jeder freien Minute holte er die Bücher hervor und lernte. Wenn er Fragen hatte, standen ihm die Kollegen im Aqua Sol, insbesondere Ausbildungsleiter Michael Bist, immer zur Seite und halfen, wo sie konnten. „Nicht aufgeben ist meine Devise“, sagt er.

Das zweite Ausbildungsjahr empfindet der Flüchtling indes als einfacher, schließlich ist er sprachlich einen weiteren großen Schritt vorangekommen. Aber natürlich gilt es, weiter fleißig zu lernen. „Ich erlerne einen wunderbaren Beruf, der sehr vielschichtig ist. Es freut mich besonders, wenn ich in den Schwimmkursen aus Nichtschwimmern Schwimmer machen und so helfen kann, Angst vor dem Wasser abzubauen“, sagt Alyosef.

Mit seiner arabischen Muttersprache kann er zudem bei ausländischen Badbesuchern punkten, was auch für seine beiden Kollegen aus dem Rettungsschwimmerbereich gilt. Wenn sie Badegäste in deren Muttersprache ansprechen und zum Beispiel auf richtiges Verhalten ansprechen, stoßen sie auf ein positives Feedback. „Wir sind mit unseren neuen Mitarbeitern sehr zufrieden“, lobt Werthschulte. Es sei eine Win-Win-Situation für alle. Man wirke gegen den Fachkräftemangel und helfe ehemaligen Flüchtlingen, beruflich Fuß zu fassen, ergänzt er.

Alyosef möchte, wenn er seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, im Aqua Sol weiter arbeiten, Berufserfahrung sammeln und später seine Meisterprüfung machen.

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