NRW Kempenerin mit englischem und deutschem Herz in der Brust

Kempen · Susan Müllmer ist Engländerin und lebt in Deutschland. Vor dem Achtelfinale am Dienstag, bei dem England gegen Deutschland antritt, ist sie sehr aufgeregt. Welchem Team sie die Daumen drückt, ist für die Kempenerin ganz klar.

 Der Wintergarten ist unentschieden: Susan Müllmer hat ihn mit den Fahnen von England und Deutschland geschmückt.

Der Wintergarten ist unentschieden: Susan Müllmer hat ihn mit den Fahnen von England und Deutschland geschmückt.

Foto: Norbert Prümen

. Der Wintergarten ist unentschieden: Gleichermaßen hängen hier Deutschlandfahnen, schmücken Decken und Schals mit England-Flagge das Sofa, drehen sich kleine Windräder in Schwarz-Rot-Gold. Susan Müllmer ist in Großbritannien geboren und aufgewachsen, ihr Lebensmittelpunkt ist seit 35 Jahren Deutschland. Die Leidenschaft für den Fußball hat sie von der Insel mitgebracht. „Ich verfolge die Bundesliga, jetzt die EM und dann das Spiel überhaupt für mich: England gegen Deutschland“, erzählt die 57-Jährige lächelnd mit englischem Akzent.

Ihr Herz schlägt ganz klar für England – während ihr Mann und Sohn der deutschen Mannschaft die Daumen drücken. Ihr Tipp für Dienstagabend ist deshalb 2:0 fürs englische Team. Der Fußball ist in ihrem Zuhause bei Europa- und Weltmeisterschaften immer ein großes Thema: „Ich bin einfach ein ,english girl’, aber wir bleiben sportlich: Die bessere Mannschaft möge gewinnen – und die ist England“, sagt Susan Müllmer, die seit zwölf Jahren in Kempen lebt, mit einem Augenzwinkern. Die Zitterpartie der Deutschen in der vergangenen Woche ging schon sehr an ihre Nerven, wie sie erzählt. Jetzt auch noch ihre Heimat gegen ihr zweites Zuhause – ein Krimi bahnt sich an.

„Meine größte Angst ist das Elfmeterschießen, das kann ich mir dann nicht ansehen“, erzählt Müllmer, die als internationale Kundenberaterin für Airlines in Willich arbeitet. Sollte es dazu kommen, werde sie sich in ihren Garten zurückziehen und das Endergebnis abwarten.

Die 57-Jährige wird am Dienstagabend vermutlich allein ein englisches Trikot tragen: Ein paar Freunde, die vorbeikommen, sind alle Deutschland-Fans. „Ich bin auf alles vorbereitet, natürlich ruft so ein Spiel jede Menge Emotionen hervor“, so Müllmer. Direkt nach der Arbeit möchte sie englische Snacks wie „sausage rolls“ (Würstchen im Blätterteig) oder „Cornish Pasties“ (gefüllte Pasteten) vorbereiten, es wird gegrillt, dazu gibt es kaltes Bier. „Ich werde nur die englische Nationalhymne singen“, sagt sie. Harry Kane und Raheem Sterling sind ihre Lieblingsspieler.

Zwar hat Müllmer ihre Leidenschaft für den Fußball in die Wiege gelegt bekommen, ihre ersten Stadionbesuche aber erst in Deutschland gemacht. Sie ist Fan des Zweitligisten Hannover 96, weil sie lange in der Nähe von Hannover gelebt hat. Normalerweise guckt sie mit ihrem Mann die Spiele in der Kneipe. Doch wegen Corona ziehe sie ihr Zuhause gerade vor. An ihrer Arbeitsstelle hat sie eine Tippgemeinschaft für die EM ins Leben gerufen und liegt derzeit auf Platz drei von insgesamt 13 Kollegen. „Ich habe unser Büro geschmückt mit englischer, deutscher und portugiesischer Deko“, erzählt sie. Ihre Kollegin sei Portugiesin, habe deshalb natürlich der portugiesischen Mannschaft die Daumen gedrückt.

Müllmers Traumfinale wäre England gegen Portugal gewesen, „denn ich mag Cristiano Ronaldo, er ist ein toller Sportler“. Das wird nicht passieren: Am Sonntag schlug Belgien Portugal mit 1:0. Doch was ist, wenn Deutschland am Dienstag die englische Mannschaft schlägt und damit ins Viertelfinale einzieht? „Dann bin ich natürlich traurig, das dauert dann ein paar Tage. Ich müsste das erstmal sacken lassen“, sagt die Engländerin. Aber: Die englische Deko würde sie direkt wegräumen, auch ihr Trikot im Schrank verstauen und für das nächste Deutschlandspiel ins deutsche Trikot schlüpfen, „das habe ich ja auch.“

Müllmer hat nicht nur die Trikots beider Länder, sondern auch einen englischen und einen deutschen Pass. An ihrem Auto, das sie ebenfalls geschmückt hat, wird am Mittwoch eine Flagge verschwinden. Müllmer: „Ich hoffe natürlich, dass es die deutsche sein wird.“

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