Kempen „Endlich in der richtigen Truppe“

Stefan Verhasselt ist Ehrenleutnant der Prinzengarde und fühlt sich dort gut aufgenommen.

Kempen: „Endlich in der richtigen Truppe“
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Was soll nur aus der Kempener Burg werden? Zumindest für einen Abend war dieses Problem am Samstag gelöst: Das „Burg Radio 08-15“ ging auf Sendung. Anlass war der Regiments- und Uniformappell der Prinzengarde Kempen samt Ernennung des 19. Ehrenleutnants, zu dem der Prinzengarde-Vorsitzende Heiner Hermans viele Gäste begrüßte. Der Kolpinghaus-Saal war voll.

Traditionell hält der Ehrenleutnant des Vorjahres die Laudatio auf den Nachfolger. Aber, so erklärte der Kempener Feuerwehrchef und Ehrenleutnant 2016, Franz-Heiner Jansen, bei der Feuerwehr pflege man die Kameradschaft und so habe er sich für seine Rede auch einige Ehrenleutnants-Kameraden dazu geholt. Zusammen mit Michael Gehlen ging Jansen die Bewerbungen für Sendezeit für ihr neues Burg Radio - Slogan: 112 Prozent Kempen — durch und zogen dabei einiges an lokaler Prominenz durch den Kakao, während Udo Thelen und Siegfried Ferling mit Werbung und Verkehrsmeldungen unterhielten.

aus der Laudatio auf Stefan Verhasselt

Viele hatten mit ihrer Bewerbung um Sendezeit keine Chance: Elisabeth Friese, Chefin des Kulturamtes und des Kramermuseums, (Nichts zu machen. „Sie kriegt die Tür nicht zu“, verkündeten die Ehrenleutnants mit Blick auf den geplanten Windfang am Kulturforum), Sozialdezernent Michael Klee (Will er etwa Bürgermeister werden? Keine Chance.) und Landeskonservatorin Andrea Pufke (Peterstraße? „Denk mal drüber nach . . .“) wurden ebenfalls abgelehnt. Genauso wie Landrat Andreas Coenen — „Der Archiv-Klauer. Entschieden abgelehnt. Dem ist Kempen nicht gut genug.“

Gut, dass es dann doch noch einen geeigneten Bewerber gab: Radiomoderator und Kabarettist Stefan Verhasselt. Der gebürtige Straelener lebt seit fünf Jahren in Kempen, ist mit dem Lauftreff der Prinzengarde schon einige Kilometer gelaufen und bringt aus Sicht seiner Vorgänger einige Qualifikationen für diesen Posten mit. Er hat Humor und ist dem Brauchtum verbunden — der „Bacillus carnevalitis“ sei auf jeden Fall vorhanden. Und aus dem Hausfrauensender WDR 4 habe er einen hippen Sender gemacht.

„Frischen Wind können wir hier auch gebrauchen“, befand Jansen. Er hat einige Frauengeschichten aufzuweisen. „Ohne wäre er für uns nicht tragbar“ — und er achtet auf sein Äußeres. Ob früh morgens im Venga, später im Le Petit, mittags im ManyThron oder im Haus Ercklentz, nachmittags im Café oder beim Friseur Höninger — das Haar sitzt. Als die Verkehrsmeldungen dann Behinderungen aufgrund einer Haargeltube auf der Fahrbahn bekannt geben, ist klar, wer der Besitzer sein muss, nach dem die Polizei Ausschau hält: „Ein stets gut frisierter Moderator eines Hausfrauensenders.“

Die vielen Proben, die die vier Ehrenleutnants für ihren Auftritt eingelegt hatten, hatten sich gelohnt. Das Publikum war begeistert. Als dann Stefan Verhasselt endlich auf die Bühne kommen durfte, fühlte er sich mit Mikrofon in der Hand dann auch gleich viel wohler. So wohl, dass er gleich über niederrheinische Eigenarten philosophierte, wie er es in seinen Bühnenprogrammen gerne macht. Beim Bund habe er es zum Gefreiten geschafft, und nun mit einem Schlag zum Leutnant. „Da musst du in der richtigen Truppe sein“, so Verhasselt. Er lobte die Kempener, die ihn offenherzig empfangen hätten, immer sehr kommunikativ seien und auf ihn zugingen. „Ich fühle mich in Kempen zu Hause. Vielen Dank für diese Art der Integration“, sagte der neue Ehrenleutnant.

Neben der Party wurde es an diesem Abend aber noch einmal „ernst“, als die Prinzengarde zum Uniformappell antrat. Dieser sei dringend nötig, so Kommandeur Ralph Frahm. Schließlich drehe die eine oder andere Unform zwischen Aschermittwoch und 11.11. ihre Runde in der Reinigung. Viel zu beanstanden hatte er nicht. Nur das Thema Haare zog sich weiter durch den Abend. Warum einige seiner Männer da Nachholbedarf haben, verstand der Kommandeur nicht. „Wir haben in Kempen doch Friseure satt.“

Auch das Prinzenpaar Rainer I. und Angelika I. war gekommen und freute sich über den Abend als „das Highlight zu Beginn des Jahres“ im Kempener Karneval. Wobei sich Prinz Rainer mit Blick auf den Lauftreff der Garde schon fragte, ob die eigentlich ein Brauchtums- oder ein Sportverein sei. „Ich wundere mich, dass die Prinzengarde noch nicht im Stadtsportverband die führende Rolle übernommen hat“, so der Prinz, der passend dazu in grün-gelben Turnschuhen — samt blinkender Schnürsenkel — trug. Der Prinz rührte noch einmal die Werbetrommel für die vielen karnevalistischen Veranstaltungen in den nächsten Wochen. Besonders für den Rosenmontagszug. Und Rainer versprach schon jetzt, egal, ob es am 27. Februar regnen werde: „Wir werden ziehen.“

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