Eine Straße mit eigenem Charme

Das pulsierende Geschäftsleben gibt es an der Hauptstraße nicht mehr, für Mülhausen hat sie trotzdem eine große Bedeutung.

Eine Straße mit eigenem Charme
Foto: Kurt Lübke

Mülhausen. Die Hauptstraße in Mülhausen ist immer noch die wichtigste Straße in Mülhausen — auch wenn sie den Status einer Bundesstraße nach der Fertigstellung der neuen B 509 (Grefrather Südumgehung) verloren hat. Die Hauptstraße führt nach Oedt, Grefrath und Kempen. An ihr liegt die Liebfrauenschule mit dem Kloster der Schwestern Unserer Lieben Frau, die Pfarrkirche St. Heinrich und die alte Schule, inzwischen Baustoffhandlung Keuck. Die in Mülhausen geborene Maria Inderfurth (69), die früher auf dem Oedter Weg wohnte, hat die alte Schule besucht und erinnert sich an „dunkle Klassenräume.“ Sie hat auch noch den Kindergarten im Kloster besucht, den es heute auch nicht mehr gibt.

Der frühere Bürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde, Josef Lepers, wollte vor rund einem Vierteljahrhundert die Hauptstraße umbenennen und das Kloster in den Namen einbinden. Er scheiterte jedoch am Votum der Bürger.

Eine große bauliche Veränderung erfuhr die Hauptstraße an der Ecke Grefrather Straße. Dort wurden eine Gaststätte, die Schmitz Matthes betrieb, mit Wohnungen und eine Bäckerei abgerissen. Die Ecke bekam eine Ampel, die heute nachts um 22 Uhr bis zum frühen Morgen abgeschaltet wird.

Früher gab es ein reges Geschäftsleben auf der Hauptstraße. Es gab eine eigene Poststelle, eine Zweigstelle der Volksbank, die einst Günter Kroppen (70) leitete, und eine Filiale der Sparkasse Krefeld (früher Kreissparkasse). Es gab das Oberbekleidungsgeschäft Birker, die Metzgereien Reisfelder und Hasters. das Hotel zur Post mit der einzigen Mülhausener Kegelbahn und dem Saal in der ersten Etage. Wenn man die Treppe hinauf ging, knarrte sie gewaltig. Ein großer Ofen hielt den Saal warm.

Bei „Beckers Berti“ gab es Schreibwaren. Es gab das Fahrradgeschäft Gilsing. Lotto/Toto spielten die Mülhausener bei „Backes Theo.“ Es gab die Lebensmittelgeschäfte von Hans Schmidt und Clemens Schmidt. Schuhe konnte man bei Büsen kaufen. Es gab einen Friseur am kleinen Parkplatz der Hauptstraße, die Bäckerei Gilsing und Schmied Boom, der eine Schmiede betrieb. Hinter dem Bahnhof lag der Friseur Stelkes. Das Tanzlokal Astoria ist verschwunden.

Nach umfangreichen Kanalarbeiten hat die Hauptstraße vor wenigen Jahren eine neue Straßendecke bekommen.

Die Hauptstraße ist heute geteilt durch die B 509, für die sich einst der CDU-Politiker Matthias Hüpen aus Mülhausen stark eingesetzt hatte. Durch die Umgehung ist im nördlichen Teil der Verkehr erheblich weniger geworden. Durch neue Parkplätze im Klostergelände hat sich die Parksituation verbessert.

Doch das pulsierende Geschäftsleben gibt es nicht mehr. Der Supermarkt an der Kreuzung zur B 509 bietet Einkaufsmöglichkeiten. Es gibt den alten Bahnhof mit der einzige Mülhausener Gaststätte im Ort. In der Grasheide gibt es noch ein Ausflugslokal. Geblieben ist zudem die traditionsreiche Schreinerei Heyer.

Auch wenn sich viel verändert hat — ihren eigenen Charme hat sich die Hauptstraße erhalten.

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