Eine Glocke für Gut Heimendahl

Ferdinand Ostermaier errichtet in Unterweiden eine Brennkammer. Dort soll eine sogenannte Bienenkorbglocke entstehen. Gegossen wird sie im Juli nächsten Jahres.

Eine Glocke für Gut Heimendahl
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Jeder Handgriff von Ferdinand Ostermaier wird genau beobachtet. Wobei er in einer Grube steht und mit dem Aufmauern eines kreisrunden Bauwerks beschäftigt ist, neben dem ein Ofenrohr aus der Erde ragt. „Für heute habe ich mir vorgenommen bis auf die Höhe des Rohres zu mauern“, sagt Ostermaier, während er gleichmäßig den Mörtel mit der Kelle auf die Feldbrandsteine verteilt, um die nächste Runde der Steine aufzusetzen. Dabei entsteht allerdings kein Gebäude sondern, eine Brennkammer.

„Wann kann man so etwas denn schon einmal sehen“, meint eine der Besucherinnen, die ihm neugierig bei der Arbeit zuschaut. Wobei Ostermaier immer wieder gerne erklärt, war er da eigentlich macht. Der Spaß, den ihm die Arbeit bereitet, ist dem 62-Jährigen auf der ganzen Linie anzusehen. Aus dem ehemaligen Bienenhaus auf Gut Heimendahl wird derzeit eine Glockengießer-Schmelzhütte. Ostermaier will dort im kommenden Jahr beim Ritterlager eine Glocke nach einem Vorbild aus dem 9. Jahrhundert gießen, eine sogenannte Bienenkorbglocke.

Ferdinand Ostermaier, Schmied und Bronzegießer

Dafür ist er seit einigen Monaten mit dem Bau der Glockengrube inklusive einer Brennkammer und einem Schmelzofen beschäftigt. Zwei Dinge, die Ostermaier nach historischen Vorlagen umsetzt.

Er selber bereist seit acht Jahren Mittelaltermärkte als Schmied und Bronzegießer und beschäftigt sich mit dem Glockenguss. „Ich habe schon seit langem davon geträumt, einmal eine richtige Glocke zu gießen und nicht nur kleine Bronzeteile herzustellen. Eine Glocke ist die Königsdisziplin“, erzählt der gebürtige Münchener, der in der Computer-Branche arbeitet und sich sein gesamtes Wissen um die früheren Schmiede- und Bronzearbeiten autodidaktisch erarbeitet hat.

Bislang scheiterte sein Traum an den Gegebenheiten. Für einen Glockenguss braucht er eine bestimmte Flächengröße und das für eine längere Zeit. Eine Fläche, die für ihn frei zugänglich ist und an der er ungestört arbeiten kann. Als Aussteller nahm Ferdinand Ostermaier mehrmals an den Ritterlagern auf Gut Heimendahl in Unterweiden teil. Dort sprach er den Gutsherrn, Hannes von Heimendahl, im vorigen Jahr an und berichtete von seiner Idee, eine Glocke zu gießen. Der Gutsherr war begeistert und stellte die Fläche auf seinem Hof zur Verfügung. „Das alte Handwerk passt wunderbar hierher“, bemerkt von Heimendahl.

Im Winter begannen die Vorbesprechungen. Mit der Fläche um das leerstehende Bienenhaus war der geeignete Platz schnell gefunden. Im März nahm Ostermaier die Arbeit auf, wobei der heute in Duisburg wohnhafte Münchener ein- bis zweimal pro Monat vor Ort ist sowie bei Veranstaltungen wie Hoffest und Ritterlager baut.

Los ging es mit dem Aushub der Grube. Neben dem Bau der Brennkammer samt Feuerschacht und Kamin muss daneben ein Schmelzofen errichtet werden. Des Weiteren ist der Bau der sogenannten falschen Glocke angesagt, die später die Form darstellt. Um einen hölzernen Glockenkern modelliert Ostermaier aus einem Gemisch aus Lehm und Tiermist die Innenform der Glocke auf. Es folgt eine Schicht Wachs, der sich die Außenform anschließt. Das Ganze muss entsprechend trocknen. Später wird in einem Holzofenfeuer die Wachsschicht geschmolzen und Ausflussöffnungen werden geschlossen. Damit ist die eigentliche Form für die Glocke fertig.

Diese Form muss danach langsam aufgeheizt werden, damit der Lehm verziegelt. Im Schmelzofen wird die Bronze letztlich bei 1300 Grad geschmolzen, bevor sie über die Rinne in die Form in der Glockengrube gegeben wird. 14 Tage verweilt die Glocke in der Grube, dann ist sie fertig. Die Bienenkorbglocke bleibt auf Gut Heimendahl. Es ist geplant, dass sie im Turm neben der bereits bestehenden kleinen Glocke befestigt wird.

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