Ein zauberhafter Klavierabend

Danae Dörken überzeugt mit ihrem feinfühligen und bildhaften Spiel in der Paterskirche.

Ein zauberhafter Klavierabend
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Einen Abend mit Klaviermusik der Romantik vom Allerfeinsten bot Danae Dörken (Jahrgang 1991) in der Paterskirche. Sie beginnt ihr Konzert mit den „Waldszenen“ op. 82 von Robert Schumann. Im ersten Stück „Eintritt“ nähert sie sich behutsam der Kulisse dieses Werks. Ihr weicher Anschlag fällt sogleich auf, als wolle sie sich ganz vorsichtig in den Wald begeben. Doch dann wird es trotz des Titels „Jäger auf der Lauer“ unerwartet lebendig, denn der Komponist beschreibt nicht musikalisch den Jäger, sondern eine lebendige Tierwelt, die sich da vor seiner Flinte zu bewegen scheint. Abrupt endet das Stück, da muss ein Schuss gefallen sein.

Höchst anschaulich wie einfühlsam setzt die Pianistin die Bilder der Programmmusik um, lässt zarte klingende Aquarelle entstehen. Wunderbar deutlich in der Szene „Einsame Blumen“, auf die man sich an diesem ersten Fast-Sommerabend am Niederrhein gerne einlässt. Eine Fortsetzung findet dieses Idyll in ihrer Schilderung der „freundlichen Landschaft“, wo sich nun noch flatterndes Getier zu den schon präsentierten Blumen gesellt.

Zauberhaft interpretiert Dörken die weiteren Szenen, in denen sie feinste Stimmungen herausarbeitet. Facettenreich — ohne je den romantischen Duktus zu verlieren — führt sie das Publikum durch die „Variations sérieuses“ op. 54 von Mendelssohn Bartholdy. Hier bekommt sie häufig die Gelegenheit, die Leichtigkeit ihrer virtuosen Läufe zu beweisen.

Nach der Pause steht von Chopin die Sonate Nr. 3 h-moll op. 58 auf dem Programm. Im ersten Satz, einem Allegro maestoso, bilden Passagen kraftvollen Spiels mit lyrischen Momenten voller Gefühl einen reizvollen Wechsel, den sie trotz aller Gegensätzlichkeit feinfühlig zu verbinden versteht. Ein besonderer Genuss ist es zu verfolgen, wie die junge Pianistin in den lyrischen Themen mit ihrem Einsatz des Rubatos, winzigen Veränderungen des Tempos, allerfeinste Spannung aufbaut. Im „Scherzo: Molto vivace“ bieten die virtuos schwebenden Läufe ein herausragendes Hörvergnügen.

Doch als absoluten Höhepunkt nicht nur des Stückes, sondern des Abends darf man durchaus ihre Präsentation des Largos bezeichnen. Welch ausgereiftes Spiel bietet die junge Pianistin da!

Mit dem „Finale: Presto ma non tanto“ beendet sie ihr Programm. Man könnte meinen, dass ein solches Klangvolumen, das sie dem Flügel entlockt, von drei Händen kommen müsste — einer dritten, die über den dicken Klangteppich noch ihre schwebenden Läufe von atemberaubendem Tempo legt. Für den begeisterten Applaus bedankt sie sich noch mit zwei Zugaben.

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