Ein Wehrturm am Kloster?

Archäologen vermuten, dass die Mauer am ehemaligen Kreishaus zu einem früheren Wachturm gehört.

Kempen. Stand am heutigen Kulturforum Franziskanerkloster früher ein Wehrturm? Ein Berfes, ähnlich dem Denkmal in St. Hubert? Wahrscheinlich ist das so, sagt Martin Vollmer-König vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Denn im Zuge der Bauarbeiten für das Klosterhof-Projekt haben die Archäologen Überraschendes zutage gefördert.

Auf den ersten Blick sieht es nicht spektakulär aus, das muss Vollmer-König zugeben. Doch geht man an tiefe Stellen, wo das Erdreich verfärbt ist, offenbaren sich alte Geheimnisse. So sind die Archäologen auf einen gemauerten, fast quadratischen Keller gestoßen, der möglichweise das Fundament eines alten Wachturms bildete. Entstanden sei er im 16. Jahrhundert.

„Der Umfang der Funde hat uns überrascht“, sagte der Technische Beigeordnete Stephan Kahl bei der Vorstellung der ersten Grabungsergebnisse im Bau- und Denkmalausschuss. Denn auf alten Karten sei der Vorplatz zum heutigen Kulturforum an der Burgstraße stets unbebaut.

Zu den Funden gehören noch ein zweiter Keller, eine Mauer und mehrere Brunnen, die auf eine handwerkliche oder hauswirtschaftliche Tätigkeit schließen lassen.

Wie es nun weitergeht und ob sich die Arbeiten am Klosterhof verzögern, wollten die Ausschussmitglieder wissen. Die Funde am Kloster müssten dokumentiert, aber „nicht unbedingt erhalten“ werden, sagte Vollmer-König. Doch wie lange die Untersuchungen noch dauern, darauf wollte er sich nicht festlegen. Den zeitlichen Rahmen wolle man aber nicht sprengen. Am Termin für den Abriss des ehemaligen Kreishauses (Anfang 2012) soll sich nichts ändern.

Ausgegraben wurde auch ein Krug, der wohl als kleiner Tresor verwendet wurde. Er bewahrte Wertvolles und wurde im Boden versteckt. „Ein ungewöhnlicher Fund“, sagt der Experte. Denn meist seien solche Stücke zerbrochen. Für diese „beweglichen“ Funde hat Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese bereits für das Kramer-Museum Interesse angemeldet.

So unscheinbar wie die Bodendenkmäler am Kloster ist auch die historische Wallanlage (Schanze), An der Vinnbrück, östlich der B 9 in Tönisberg. Seine historische Bedeutung ist aber umso größer. Denn dort hat es, so vermutet es der Heimatverein Tönisberg, eine Befestigungsanlage mit Versammlungshaus, einem Berfes und weiteren Gebäuden gegeben. Heute ist nur noch ein Teil des Befestigungs-Erdwalls erhalten.

An dieser Stelle trafen sich 1284 der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg und Graf Reinald I. von Geldern und schlossen einen Beistandspakt. Sie wurden Bündnispartner im Limburger Erbfolgestreit, der mit der Schlacht von Worringen endete. Der Ausschuss stimmte dem Antrag des Heimatvereins zu, dass der Wall Bodendenkmal wird. Der Heimatverein will dort eine Info-Stele errichten.

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