Das Tagebuch der Helene Lennackers Tagebuch erinnert an Krieg

Grefrath · Der Heimatverein hat die Aufzeichnungen einer Grefratherin veröffentlicht.

 Helene Lennackers, gezeichnet von Gottfried Sleegers

Helene Lennackers, gezeichnet von Gottfried Sleegers

Foto: Alfred Knorr

(akn) Helene Lennackers führte Tagebuch in den letzten Kriegswochen und die schwierige Zeit danach. Der Grefrather Heimatverein hat dazu ein drittes Tagebuch vom Kriegsende in Grefrath veröffentlicht, das in der Grefrather Buchhandlung erhältlich ist.

„Durch die Luft jagt unheilvolles Getöse der Sprengungen des Bahnkörpers – seit Tagen kein Wasser und nun auch kein Licht!“, so schildert Helene Lennackers aus Grefrath den Tag, bevor amerikanische Truppen nach Grefrath vorrücken und den Ort einnehmen. Die Einwohner rechneten schon früher mit der Einnahme, denn Oedt und Mülhausen waren schon besetzt. Doch am Abend des nächsten Tages, es war der 2. März, kamen endlich die amerikanischen Panzer: „Durch die stillgewordenen Straßen des Freitagabends rollte plötzlich gegen 19.30 Uhr ein Panzer – ein Panzer der USA! Was sollte man nun? Sich freuen oder ängstigen?“ Auf dem Kirchturm von St. Laurentius wehte die weiße Fahne, der Volkssturm war aufgelöst, die Nazis flüchteten und Grefrath atmete auf.

So schildert Helene Lennackers in ihren Tagebuchaufzeichnungen den Tag der Befreiung, wie wir ihn heute nennen. Große Angst spricht aus ihren Zeilen, wenn sie berichtet: „Die Amerikaner und auch einige Schwarze schritten majestätisch durch (unsere) ihre Straßen, und unsere Freiheit wurde bis zu einer Stunde von 11 bis 12 Uhr beschnitten. Wie viele junge Mädchen können von dieser Bekanntschaft ein wehes Liedchen singen.“

Die Amerikaner suchten nach deutschen Soldaten und Nazis. Die verhafteten fünf Grefrather Nazis, darunter zwei Frauen, ließ man den Marktplatz säubern bis hin zum Berger Platz. Alte Parteigenossen wurden gezwungen, für die Besatzungsmacht Munitionsfahrten durchzuführen. Viele wertvolle Geräte wurden durch die nachrückenden Streitkräfte mitgenommen, darunter zwölf Schreibmaschinen. Gefahren durch Munition lauerten überall. Vier Menschen wurden getötet, als sie eine Kiste öffneten, in der eine Luftmine lag. In den Städten hungerten die Menschen. So halfen Grefrather Bauern der hungernden Bevölkerung Geilenkirchens.

Es handelt sich bei den Tagebuchaufzeichnungen von Helene Lennackers um ein wichtiges und bedeutendes Dokument der Zeitgeschichte unserer Region. Sie wurden dem Heimatverein Grefrath durch ihren Neffen Theo Sleegers zur Verfügung gestellt.

Info „Wie war das denn, damals in Grefrath?“, Grefrather Buchhandlung Karl Groß, Preis 4,80 Euro.

(akn)
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