Die „schnelle Uschi“ schoss Tore wie am Fließband

Uschi Werner gilt als erste Fußballerin in Kempen. 1970 begann die Karriere.

Kempen. 74.000 Zuschauer werden am 26. Juni das Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM in Berlin zwischen Deutschland und Kanada sehen — Rekordkulisse für ein Damenspiel in Europa. „Wenn ich diese Zahl höre, wüsche ich mir, eine junge Fußballerin zu sein“, sagt die Kempenerin Uschi Werner. Die 66-Jährige hat früher selbst gekickt. Sie gilt als erste Fußballerin Kempens.

„Die derzeitige Begeisterung für den Damenfußball gab es früher nicht“, erzählt Werner. Erst 1970 hob der Deutsche Fußball Bund (DFB) das Verbot für Damenfußball auf. „Davor war es verpönt.“

„Als das Spiel dann erlaubt war, habe ich nicht lange gewartet“, erinnert sich Uschi Werner. In der WZ stand 1970 eine Anzeige: Preussen Krefeld suchte Damen für eine Mannschaft. „Da bin ich zum Training gefahren und die haben mich sofort genommen.“ Mit 25 Jahren begann ihre Fußballkarriere. Und die Damen-Ära in den 70ern bei den Preussen war erfolgreich. „Wir hatten eine gute Mannschaft und haben meistens hoch gewonnen“, erzählt die frühere Mittelstürmerin. Schnell schaffte das Team mehrere Aufstiege und holte 1974 die Niederrhein-Meisterschaft. Das war die Berechtigung zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. „Da war die Konkurrenz aus Frankfurt, Bad Neuenahr und Co. aber zu stark.“

Werner schoss für die Preussen Tore wie am Fließband. Gleich in ihrem ersten Spiel erzielte die „trickreiche Werner“ (WZ, März 1971) das 6:1 gegen Viersen. Und bei einem 19:0-Kantersieg gegen Schaag schlug die „schnelle Uschi“ sechsmal zu. „Ach ja, das waren schöne Zeiten“, sagt Werner heute, während sie alte Zeitungsartikel studiert.

Nach den erfolgreichen Jahren in Krefeld spielte die Kempenerin noch beim SV St. Tönis und später auch kurz beim SV Grefrath, der Mitte der 80er ebenfalls einen ersten Versuch in Sachen Damenfußball gestartet hat. „Dann war aber leider Schluss“, berichtet die lebenslustige Rentnerin. „Ich bekam Gelenk-Rheuma. Da war an Sport nicht mehr zu denken.“

Woher sie das Talent hatte, kann sich die frühere Torjägerin nicht erklären. „In meiner Familie gab es keine guten Fußballer. Mein Opa war Radsportler.“ Sie spricht von Julien Petyt. Der Belgier hat den Kempener Radsportclub mit aus der Taufe gehoben. „Er hat mich aber auch immer mit zum Fußball genommen.“ Regelmäßig war die kleine Uschi Zuschauerin bei Rhenania und Rheinwacht — die beiden Vorgängervereine vom SV Thomasstadt.

„Die Begeisterung für den Fußball hatte ich also schon als Kind“, sagt Werner. Deshalb habe sie auch immer mit den Jungs gespielt. „Die wussten, dass ich gut bin.“ Wenn Uschi Werner als Mädchen den Puppenwagen schob und an fußballspielenden Jungen vorbeikam, dauerte es nicht lange: „Die haben dann gerufen: ,Stell’ den Puppenwagen weg und spiel’ mit.’“ Nur im Verein ging das in den 50ern und 60ern nicht — Damen-Fußball war ja verboten.

Und wie schneiden die deutschen Damen bei der WM 2011 ab? Da will sich Uschi Werner noch nicht festlegen. „Ich hoffe, dass sie Weltmeister werden. Aber Brasilien, Norwegen und Schweden sind auch stark“, sagt die 66-Jährige, die sich wohl jedes Spiel im Fernsehen anschauen wird. Und eins auch im Stadion: Fürs Halbfinale in Mönchengladbach hat sie eine Karte.

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