Kempen Der Typberater der Prinzessin

Hartmut Höninger hat in 18 Jahren sechs Kempener Prinzessinnen in den Sessionen gestylt, aus Spaß an der Freud’ und an der Frisur.

Kempen: Der Typberater der Prinzessin
Foto: privat

Kempen. Altweiber. Sturm am Rathaus. Die Frisur sitzt. Rosenmontag. Konfettiregen auf dem Buttermarkt. Die Frisur sitzt. Angelika I. (Pasch) verlässt sich bei der Vorbereitung ihrer Auftritte in dieser Session nicht nur auf den Prinzen an ihrer Seite. Wenn es um ihr perfektes Outfit geht, ist Hartmut Höninger ihr Typberater und Stylist.

Hartmut Höninger, Friseurmeister

Höninger frisiert die Kempener Karnevalsprinzessin, ob sie in voll besetzte Säle einzieht, beim eleganten Empfang im nordrhein-westfälischen Landtag eine gute Figur machen muss oder in einigen wenigen Tagen hoch oben vom Prinzenwagen Kamelle regnen lässt. „Die Kempener Prinzessin soll immer die Schönste sein“, sagt er. Das sei sein Beweggrund dafür, dass er in bisher 18 Jahren sechs Prinzessinen der Stadt ehrenamtlich und unentgeltlich die Haare in kurzen wie in langen Sessionen gemacht hat.

„Brauchtum verpflichtet!“, sagt Hartmut Höninger, der viele Jahre aktiv im Kempener Karnevalsverein (KKV) mitgemischt hat. Für ihn persönlich bedeutet das Frisieren für den Frohsinn, dass der Friseurmeister bei Bedarf auch früh um 6 Uhr in seinem Salon an der Orsaystraße steht und die Prinzessinnen-Kundschaft erwartet. An Wochenenden ist er regelmäßig gefordert.

Persönlichkeit, Anlass und Auftritt bestimmen die Tages-Idee zur Frisur: „Das Gesicht der Prinzessin muss im Vordergrund stehen, ihre Haare und ihr Ornat sind nur der Rahmen dafür. Sie müssen im Einklang stehen. Es geht nicht, dass auf der Bühne nur das Ornat steht“, sagt Höninger.

Alle zwei Tage kommt Angelika Pasch durch die Tür. Vor jedem offiziellen Helau ist der Frisörtermin Pflicht. Höninger: „Ich brauche Zeit, für den Inhalt sorge ich selbst. Wenn der erste Auftritt um 10 Uhr ist, ist die Prinzessin um 7 Uhr bei mir. Kreativität braucht Ruhe.“ Er ziehe den Hut vor den Prinzenpaaren: „Das ist ein Knochenjob.“

Fünf Prinzessinnen hat Höninger bisher durch ihre jeweils dreijährige Amtszeit begleitet. Schnitt und Haarfarbe passt er ihrem Ornat und dem Stil der Tollität an. „In drei Jahren ändert sich aber auch die Einstellung der Frauen zu ihrer Frisur — Länge, Farbe. Eine Frisur bleibt selten gleich.“

Auf die Frage, ob er lieber eine Prinzessin mit langen Haaren als eine mit sportlichem Kurzhaarschnitt style, antwortet Höninger gelassen: „Da habe ich keine Vorliebe. Aber wenn es um Hochsteckfrisuren geht, gebe ich auch an eine Kollegin ab. Sie ist darin die Spezialistin.“

Als eine Belastung hat er die Serie an Sessions-Terminen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten „nie empfunden. Ich bin seit 40 Jahren Friseur, seit 30 Jahren selbstständig. Ich arbeite mit vielen Mitarbeiterin und Kunden — da ist es auch mal eine schöne Wohltat in aller Ruhe arbeiten zu können, wenn sonst noch keiner da ist“.

Die Prinzen frisiert Hartmut Höninger übrigens nicht. Rainer I. hätte ihn auch nicht nötig, schmunzelt Höninger. Der Prinz aber hat die Verdienste des Frisörs während der Session im Blick, denn er war es, der auf Höningers kostenlos angeboten Service hingewiesen hat. „Da wird nie darüber gesprochen“, lobt Rainer Pasch das Engagement. „Die meisten Leute wissen nicht, wie sehr sich einige Personen einbinden, um den Karneval und das Prinzenpaar zu unterstützen.“ Das Lob sitzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort