Kempen „Der Sport wurde vernachlässigt“

Vor allem CDU und SPD fordern von der Verwaltung, dass es endlich einen Plan zur Entwicklung der Sportstätten gibt. Seit Jahren warten die Fraktionen darauf.

Kempen: „Der Sport wurde vernachlässigt“
Foto: Kurt Lübke

Kempen. CDU und SPD werden beim Thema Sportentwicklungsplanung ungeduldig. Das wurde im Kempener Sportausschuss am Montagabend deutlich, in dem dieser Punkt zwar nicht auf der Tagesordnung stand, er über die Haushaltsberatungen aber doch seinen Weg in die politische Diskussion fand. Denn im Etat 2017 sind 40 000 Euro eingeplant, um mit Hilfe eines externen Dienstleisters einen Sportentwicklungsplan zu erstellen. „Das bereits seit 2015 geplante Projekt konnte bisher nicht realisiert werden“, heißt es im Haushaltsplan.

Andreas Gareißen (SPD) sprach sogar von fast zehn Jahren, die dieses Thema schon andauert. Der Ausschussvorsitzende Jürgen Pascher (SPD) machte gleich zu Beginn deutlich, dass es so nicht weitergehen soll. Pascher wollte den Beschluss zum Haushalt um den Zusatz erweitern, dass die Verwaltung im nächsten Haupt- und Finanzausschuss ein Konzept vorlegt, ob und wie so ein Plan aufzustellen und dann umzusetzen ist. „Wir wollen nicht 2017 einen Sportentwicklungsplan erarbeiten und dann 2018 feststellen, dass wir gar keine Ressourcen für die Umsetzung haben“, so Pascher.

Michael Klee, Sportdezernent, verweist auf das Technische Dezernat seines Kollegen Stephan Kahl

Da scheint auch beim für Sport zuständigen Dezernenten Michael Klee der Schuh zu drücken. Denn, so Klee, man wisse genau, wo Handlungsbedarf bestehe. Der schlechte Zustand der Sportplätze in St. Hubert und in Tönisberg sowie der Hallen an der Wachtendonker Straße und am Thomaeum sei bekannt. Dass diese Plätze und Hallen gebraucht werden, sei auch klar. Aber: „Die Umsetzung liegt nicht in meinem Dezernat“, so Klee, der damit auf das Technische Dezernat seines Kollegen Stephan Kahl verwies.

Man brauche nun ein abgestimmtes Verwaltungskonzept, so Klee. Wenn man nun ein Sportentwicklungskonzept auf den Weg bringe, müssten Maßnahmen, die darin gefordert werden, auch umgesetzt werden können. Sonst werde es unglaubwürdig. Zudem brauche es eine inhaltliche Präzisierung. „Was soll eigentlich drinstehen in diesem Plan? Geht es nur um die Sportstätten? Oder um das Thema Sport und Bewegung allgemein?“

Für die CDU bedauerte Michael Smeets, dass sich in Sachen Sportentwicklung so lange nichts getan habe. Man brauche nun Leitlinien, die man über die Jahre abarbeiten könne. Sein Fraktionskollege Hans-Peter van der Bloemen ging noch einen Schritt weiter: „Der Sport wurde vernachlässigt.“ Die Vereine hätten es verdient, dass die Sportstätten nun kurzfristig entwickelt würden.

Dringenden Handlungsbedarf sehen auch Linke und Freie Wähler Kempen (FWK) — besonders in St. Hubert und Tönisberg.

Heike Höltken (CDU) sieht in der Sportentwicklung auch viele organisatorische Ansatzpunkte, wie zum Beispiel die Einbindung von Sportvereinen in Offene Ganztagsschulen. Man wolle keine Luftschlösser. „Wir wollen einen Sportentwicklungsplan, bei dem wir das Gefühl haben, dass sich die Maßnahmen mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln umsetzen lassen“, so Höltken.

Joachim Straeten (Grüne) sieht allerdings keinen Grund zur Eile. Natürlich müssten marode Turnhallen saniert werden. In der Sportentwicklungsplanung müsse es aber darum gehen, die Zukunft in die Überlegungen einzubinden. „Wir sollten uns ein entsprechendes Zeitfenster gönnen“, so Straeten. Man verliere sich in Teilkonzepten — für den Sport wünsche er sich aber den ganz großen Wurf.

Ein Vorteil für die Realisierung eines solchen Planes ist, dass es seit den Neuwahlen im Dezember nun wieder einen aktiven Stadtsportverbandsvorstand gibt. Für diesen sitzt nun Sven Troschke, stellvertretender SSV-Vorsitzender und Geschäftsführer des Kempener Leichtathletik-Clubs, im Sportausschuss und brachte auch gleich die Hoffnung zum Ausdruck, dass auch bald etwas passiert. Zu oft hätten die Sportvereine schon Vorarbeit geleitet und nichts sei passiert. „So darf es nicht weitergehen“, warnte Troschke — sonst könnte das der letzte Versuch mit dem Stadtsportverband gewesen sein.

Die Ausschussmitglieder stimmten für den Haushaltansatz — samt der 40 000 Euro für die Sportentwicklungsplanung. Nach den Haushaltsberatungen soll es eine weitere Sitzung geben, in der die Anforderungen an den Sportentwicklungsplan noch einmal konkretisiert werden sollen.

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