Der rasselnde Schlossgeist aus dem Lautsprecher

Hui Buh, gesprochen von Hans Clarin, hat seinen Charme bis heute bewahrt.

Der rasselnde Schlossgeist aus dem Lautsprecher
Foto: Mächler/dpa

Im Grunde habe ich nichts gegen Michael „Bully“ Herbig. Über seinen „Schuh des Manitu“ habe auch ich gelacht. Nur eines kann ich ihm in alle Ewigkeit nicht verzeihen: dass er sich an „meinem“ Hui Buh vergriffen hat. In der Verfilmung von 2006 (die ich selbstverständlich nie gesehen habe) lieh er dem Geist von Burgeck sein animiertes Gesicht und seine Stimme. Das konnte in meinen Augen und Ohren nicht gut gehen. Das Gespenst darf für mich nur mit einer Stimme sprechen, heulen und lamentieren: der von Hans Clarin.

Mit der Europa-Hörspielreihe über den Tollpatsch-Spuk mit rostiger Rasselkette hat der Schauspieler und Synchronsprecher sein Meisterstück abgeliefert. Anders als beim ebenfalls wunderbaren Pumuckl hatte er hier — mit Ausnahme der tollen Cover für LP und MC — keinerlei visuelle Unterstützung. Er erschuf den Geist quasi aus dem Nichts. Ließ ihn über das Ohr ins Hirn schweben und im Sturm mein Herz erobern. Das war in den frühen 80er Jahren.

Doch bei aller nostalgischer Voreingenommenheit glaube ich, dass der echte Hui Buh auch heute noch funktioniert. Und zwar sowohl bei den Kindern von heute als auch bei den Kindern von gestern, ihren Eltern. Die von Eberhard Alexander-Burgh erdachte Figur, die gemeinsam mit ihren drei Freunden (König, Königin und Kastellan) diverse Abenteuer bestehen muss, hat einen zeitlosen Charme.

Eben noch ein Prahlhans, ist der Geist aufgrund irgendeines Missgeschicks gleich darauf nur noch ein Häufchen Elend. Kreischte er vor wenigen Sekunden seinen vermeintlichen Triumph heraus, bringen ihn seine Widersacher binnen weniger Augenblicke zum Jammern. Hui Buh ist Sprücheklopfer, Angsthase, Sturkopf, Vielfraß und Streithammel in einem — kurz: er ist das vielleicht menschlichste Gespenst überhaupt.

Das damalige Ensemble vorm Mikrofon — neben Clarin bestand es aus weiteren Sprech-Größen wie Hans Paetsch, Wolfgang Kieling und Andreas von der Meden —, die Regie von Heikedine Körting und nicht zuletzt die Musik bilden Folge für Folge einen eigenen Kosmos. 23 alte Episoden existieren. Man findet sie (im Internet) heute auch auf CD.

Keine Geschichte ist wirklich schwach. Meine persönlichen Favoriten sind die eher lustigen Abenteuer „Der schaurige Punkt“, „Die Geisterjäger“ und „Das unheimliche Feuerross“ sowie die eher gruseligen Stücke „Im dunklen Mitternachtswald“, „Das wilde Geisterheer“ und „Die Irrlichter im Moor“.

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