Ärger Der Poststreik und seine bösen Folgen

Der Ausstand bei DHL wirkt immer noch nach, auch wenn sich die Lage langsam normalisiert.

Der Anrather Uhrmachermeister Heinrich Stevens zeigt den Briefverkehr, den er mit der Post und DHL hatte. Er vermisst seit zehn Wochen eine wertvolle Uhr (siehe Bild 2). Fotos (2): Friedhelm Reimann

Der Anrather Uhrmachermeister Heinrich Stevens zeigt den Briefverkehr, den er mit der Post und DHL hatte. Er vermisst seit zehn Wochen eine wertvolle Uhr (siehe Bild 2). Fotos (2): Friedhelm Reimann

Willich/Tönisvorst/Kempen. Seit etwa ein bis zwei Wochen scheint sich die Brief- und Paketzustellung der DHL nach dem Streik wieder zu normalisieren. Dies ist das Ergebnis einer kleinen Umfrage bei einigen Händlern. Großen Ärger hat es zwischenzeitlich aber jede Menge gegeben.

Heinrich Stevens hatte bereits am 14. April eine hochwertige goldene Uhr im Wert von 6 500 Euro an einen Kunden in München geschickt.

Heinrich Stevens hatte bereits am 14. April eine hochwertige goldene Uhr im Wert von 6 500 Euro an einen Kunden in München geschickt.

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Vor allem ist der Anrather Juwelier und Uhrmachermeister Heinrich Stevens auf die DHL derzeit alles andere als gut zu sprechen. Er hatte bereits am 14. April eine hochwertige goldene Uhr im Wert von 6 500 Euro an einen Kunden in München geschickt. Und bis zum heutigen Tag ist diese Uhr spurlos verschwunden. „Es ist eine Unverschämtheit, wie die DHL mit mir umgegangen ist und ich überlege, jetzt einen Anwalt einzuschalten und Strafantrag zu stellen.“ Der 52-jährige Anrather ist nach wie vor sehr erbost.

Ärger: Der Poststreik und seine bösen Folgen
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Stevens hatte die Uhr am 14. April ordnungsgemäß am Anrather Paket-Shop abgeliefert und, nachdem der Kunde mehrmals nachfragte, Mitte Mai einen Nachforschungsantrag gestellt. Anhand der Tracking-Nummer wurde zunächst festgestellt, dass die Sendung das Krefelder Frachtzentrum überhaupt nicht erreicht hatte. Am 21. Mai hatte Stevens lediglich die automatische Bestätigung seines Nachforschungsantrages bekommen. Danach bis zum heutigen Tag nichts mehr gehört. Stevens: „Ich habe mehrmals die Service-Stelle angerufen, zuletzt war ich etwa 45 Minuten in einer Warteschleife und als ich dann mein Anliegen schilderte und über die lange Wartezeit sehr verärgert war, hat der Mitarbeiter einfach aufgelegt.“

Dieser Vorfall hatte möglicherweise mit dem Streik nichts zu tun. „Die Streikphase im Juli war sehr ärgerlich, rund ein Dutzend meiner Briefe oder der bestellten Warenlieferungen kamen teilweise sehr verspätet oder überhaupt nicht an“, sagte Stevens weiter. Auch Rechnungen, die er angeblich erhalten hatte, wurden mehrfach angemahnt. Seine Kunden hätten teilweise Verständnis gezeigt, teilweise aber auch nicht. Seit einigen Tagen laufe es wieder einigermaßen normal.

„Seit etwa einer Woche gibt es bei den Anlieferungen keine Probleme mehr“, sagte Jan Fretschen, Mitarbeiter des großen Spielwarengeschäft Erren auf dem Willicher Markplatz. Auch seine private Post erreiche jetzt wieder schnell und innerhalb weniger Tage den Adressaten.

„Es war schon sehr heftig, teilweise haben wir kistenweise und mit etwa vierwöchiger Verspätung die Lieferungen bekommen“, schilderte Gabi Heyer-Kurze von der Willicher Buchhandlung an der Grabenstraße . Auch sie spricht davon, dass es sich jetzt langsam wieder beruhigt habe.

In Tönisvorst bei Spielwaren & Fahrräder Lessenich der gleiche Ärger: „Unsere bestellte Ware kam sehr verzögert an und hat für drei oder vier sehr unglückliche Situationen gesorgt“, meinte Stefan Lessenich, der mit seinem Bruder Andreas das Geschäft an der Hochstraße 57 in St. Tönis führt. Er kann sich beispielhaft noch an eine Bestellung erinnern, als ein Kunde für den Urlaub und fürs Angeln an der Nordsee einen speziellen Kescher brauchte. Zehn Tage später war der Kescher da, aber der Kunde zu dem Zeitpunkt schon einige Tage in seinem Urlaubsort. Seit ein bis zwei Wochen laufe es wieder in geordneten Bahnen, so Stefan Lessenich.

Der Chef der St. Töniser Gutenberg-Buchhandlung, Günter Wielpütz, spricht bei den Paketen größtenteils von keinen Verzögerungen, da seine Großhändler überwiegend eigene Fahrdienste hätten. „Viel gravierender war aber die Briefpost, so Rechnungen oder steuerliche Mitteilungen, die mich größtenteils erst etwa vier Wochen später erreicht haben“, ergänzte Wielpütz. Der Buchhändler wohnt in Düsseldorf und hat dort noch speziellere Erfahrungen gemacht: „Die Privatpost wurde erst mit Verzögerungen von bis zu sechs Wochen zugestellt.“

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