Grefrath : Der Kick beim Absprung
Sascha Tillenburg geht in seiner Freizeit in die Luft — und lässt sich dann tief fallen.
Grefrath. Die Sonne scheint, ein paar Wölkchen sind am Himmel. Auf der Startbahn des Flugplatzes Niershorst steht eine alte Cessna Soloy. Sechs Fallschirmspringer laufen in ihren Spezialanzügen und mit ihrer Ausrüstung auf dem Rücken auf die Propellermaschine zu. Mit dabei ist Sascha Tillenburg. Eben hat er nochmal seinen Schirm geprüft, jetzt freut er sich auf den Sprung.
Über 4000 hat der 33-Jährige schon absolviert. „Ich komme aus einer Springerfamilie. Als ich fünf Jahre alt war, hat mein Vater den ersten Tandemsprung mit mir gemacht“, sagt Tillenburg. Mit 17 Jahren folgten die ersten eigenen Sprünge.
Mittlerweile sind alle sechs Sportler an Bord. Sie sitzen auf dem Boden der Maschine. Es ist eng. Tillenburg blickt entspannt aus dem Fenster. Nervosität oder gar Angst ist nicht da, zu groß ist die Erfahrung. Vor seinem ersten Einzelsprung war das anders. An wahnsinnig viel könne er sich nicht erinnern. So gehe es den meisten.
Mittlerweile springt der Neusser bis zu elf Mal am Tag: „Für diese Belastung darf man kein Anfänger sein.“ Nach dem letzten Sprung sei auch er wirklich kaputt. Das liege nicht nur an der rein physischen Belastung, die fast jeden Sport auf Dauer anstrengend mache. „Bei allen Sprüngen wird Adrenalin freigesetzt.“ Auch nach hunderten Malen ändere sich das nicht. „Das ist mehr als dieses Bauch-Magen-Gefühl in der Achterbahn“, meint Tillenburg. Und schiebt hinter: „Der Kick beim Springen ist eine Sucht. Einfach unbeschreiblich.“
Nach knapp 20 Minuten Flug hat die Cessna 4000 Meter Höhe erreicht. In drei Minuten geht die Tür zum Absprung auf, kündigt der Pilot an. Tillenburg geht in sich, wirkt konzentriert. Er spielt die Abläufe für einen Notfall gedanklich durch. Dann rekapituliert er den geplanten Sprung. Man kann zum Beispiel kopfüber springen oder einen Salto machen. Besonders gerne springt er in einer Formation mit den anderen Sportlern.