Vor 50 Jahren : Echte Kempener Fernsehgeschichte
Kempen Vor 50 Jahren fand das legendäre TV-Spektakel „Spiel ohne Grenzen“ in Kempen statt. Zum Jubiläum erinnern sich Augenzeugen in der WZ.
Tausende Menschen, Live-Übertragung im Fernsehen europaweit und zwei Städte, die gegeneinander antreten: Das war schon was, das am 17. Mai 1969 in Kempen los war. Denn die TV-Sendung „Spiel ohne Grenzen“ mit dem luxemburgischen Moderator Camillo Felgen war in Kempen zu Gast. „Das war das erste große Fest nach der Einweihung des neuen Rathauses 1967“, erinnert sich Rolf Müller, der die WZ auf das Ereignis von vor 50 Jahren aufmerksam gemacht hat.
Die Gegner kamen aus Bad Camberg. Müller schätzt, dass etwa 2000 Bürger aus dem Ort im Taunus an den Niederrhein gekommen waren. Viele davon mit dem Zug. „Stellen Sie sich den alten Bahnhof vor, mit einem Zug, der Waggons hatte, die bis hinter den Übergang Hülser Straße reichten, als er am Bahnhof halt gemacht hat“, sagt Müller. Weshalb der Zug immer wieder ein Stück aus dem Bahnhof herausfahren musste, um die Menschen aus den Waggons auf den für diesen Andrang zu kurzen Bahnsteig aussteigen zu lassen.
Dass der Ansturm so groß war, lag daran, dass die WDR-Sendung „Spiel ohne Grenzen“ in den 1960er- und 1970er-Jahren eine sehr beliebte Spielshow und neben dem Grand Prix Eurovision de la Chanson die einzige wiederkehrende sprachübergreifende Unterhaltungssendung war. Damals waren neben Deutschland auch Italien, Frankreich, Belgien, England und die Schweiz dabei. Später kamen noch mehr Länder dazu. In der Sendung traten ausgewählte Städte mit ihren Mannschaften im nationalen und danach im internationalen Vergleich bei diversen, auch sportlich herausfordernden Geschicklichkeitsspielen, gegeneinander an. Oft handelte es sich dabei um unterhaltsame Wasser- und Schmierseifen-Spiele.
„Der Spaß stand an erster Stelle“, erinnert sich Müller. Und daran, dass das Thema „Der Wilde Westen“ lautete. Der für einen der Wettkämpfe lange Bärte von den Bürgermeistern, Verwaltungschefs und Ratsherren der beiden Städte verlangte. Und die Kempener hatten Erfolg, dank einer geheimen Wachstums-Tinktur, die der Apotheker Heinrich Brünsing (ehemalige Löwen-Apotheke am Buttermarkt) in seinem Labor gemixt hatte.
Nicht nur Müller erinnert sich an das Großereignis und die Bärte, sondern auch der ehemalige Bürgermeister Karl-Heinz Hermans. „Ich war damals ja noch nicht politisch aktiv“, sagt er im WZ-Gespräch. Doch, damals noch Bäcker, war er im Verkehrsverein aktiv. „Wir hatten auf dem Buttermarkt einen Saloon aufgebaut. Auf dem Platz war eine Westernstadt aufgebaut, die Ponderosa hieß“, sagt Hermanns. Die Damen hätten wie im Wilden Westen lange Kleider und Hüte getragen, die Herren Pistolen und Cowboyhüte. Mit einem Lachen erinnert sich Hermans an die aufgebaute Boxhalle: „Da sind dann die Fäuste geflogen – nicht nur spielerisch.“