Stadtplanung „Das Klosterhof-Pflaster wollen wir auf keinen Fall“

Geschäftsleute möchten den „modernen“ Stein nicht vor der Tür haben.

Stadtplanung: „Das Klosterhof-Pflaster wollen wir auf keinen Fall“
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Bei der Sanierung der Judenstraße läuft alles nach Plan. Stadt, Geschäftsleute, Stadtwerke und die Firma Hamelmann arbeiten Hand in Hand — alle sind zufrieden. „Die Zusammenarbeit ist super. Wir freuen uns über die Unterstützung“, sagt Optiker Stephan Bunse stellvertretend für die Händler der Judenstraße. Bei so viel Friede, Freude, Eierkuchen taucht jetzt aber ein Punkt auf, bei dem die Geschäftsleute nicht mit den Ideen der Stadtverwaltung einverstanden sind.

„Wir wollen auf keinen Fall, dass das Klosterhof-Pflaster auch auf der Judenstraße verlegt wird“, so Bunse. Dies allerdings plant die Verwaltung. Das geht aus der Vorlage für den Planungsausschuss am 8. Juni und den Denkmalausschuss am 10. Juni hervor: „Bei dem Betonsteinpflaster wird die gleiche Oberfläche wie bei den im Rahmen des Klosterhofs ausgebauten Straßen und Plätzen gewählt.“

Aus Sicht der Geschäftsleute passt das hellgraue Pflaster zwar zum modernen Klosterhof, „aber keinesfalls in die historische Altstadt“. „Dieses Pflaster passt nicht zum Charakter des Altstadtbereiches“, sagt Silke Zander, Inhaberin des Second-Hand-Ladens „Radieschen“. Über die Verwaltungsvorlage, in der von einem „grundsätzlichen“ Einverständnis die Rede ist, sind die Geschäftsleute „leicht irritiert“. Zwar sei man mit der gestalterischen Lösung — also der Art, wie die Steine verlegt werden sollen — einverstanden. Aber eben nicht mit der Art des Pflastersteins. „Zu hell und zu modern“, bringt es Bunse auf den Punkt.

Von dieser Kritik, die die Anlieger bereits gegenüber der Stadt geäußert haben, steht nichts in der Vorlage. Es ist lediglich die Rede davon, dass die Verwaltung auf die befürchtete Verschmutzung der Steine seitens der Anwohner eingegangen ist. Eine Beratung mit dem Hersteller habe die Verwaltung aber darin bestärkt am Klosterhof-Pflaster für die Judenstraße festzuhalten.

Hersteller der Klosterhof-Steine ist die Firma Berding, die auch in Kempen an der Hülser Straße ein Werk hat. Auf der eigenen Homepage wirbt Berding mit der Pflasterung rund um das Wohn- und Geschäftszentrum. Demnach seien Design und Farbe des Steins „Modula Plus“ extra für den Klosterhof entwickelt worden. Daher trage das Design dieses speziellen Steins auch den Namen „Kempen“. Und dann folgt ein Satz, der vor allem die Geschäftsleute der Judenstraße aufhorchen lässt: „Im nächsten Schritt erhält die Judenstraße in der Kempener Altstadt ebenfalls die exklusiven Pflastersteine.“ Tatsächlich ist jedoch noch gar kein politischer Beschluss zum endgültigen Ausbau getroffen worden. Abschließend soll das der Stadtrat in seiner Sitzung am 24. Juni tun.

Nach dem Studium der Verwaltungsvorlage und den Botschaften auf der Berding-Homepage haben die Händler das Gespräch mit dem Technischen Beigeordneten, Stephan Kahl, gesucht. Bei einem gemeinsamen Treffen im Rathaus wurden die Geschäftsleute dann nach eigenen Angaben überrascht — und zwar positiv: „Uns wurde eine Alternativlösung präsentiert“, so Stephan Bunse. Der nun von der Verwaltung vorgestellte Alternativstein sei „wesentlich dunkler und grobkörniger“. „Mit dieser Variante wären wir sehr zufrieden“, sagt Fleischermeister Michael Fander.

Die Verwaltung will den grobkörnigeren Pflasterstein in der nächsten Woche in den beiden Ausschüssen vorstellen. Das bestätigten Donnerstag Beigeordneter Kahl und Stadtsprecher Christoph Dellmans. „Die Politik soll eine Alternative bekommen“, so Dellmans. Kahl betonte aber, dass die Verwaltung den Klosterhof-Stein weiterhin für die Judenstraße favorisiert. Dellmans: „Letztlich müssen die Fraktionen entscheiden.“ Kahl ergänzte: „Wir sind von unserer Lösung überzeugt.“

Dass Berding damit wirbt, den Klosterhof-Stein für die Judenstraße zu liefern, erfuhr Dellmans am Donnerstag von der WZ: „Was auf der Internetseite des Unternehmens steht, liegt nicht im Entscheidungsbereich der Stadt Kempen.“ Kahl betonte, dass die Ausschreibung völlig offen verlaufen muss: „Wir schreiben keinen Stein eines bestimmten Unternehmens aus, sondern einen Stein nach unseren Vorstellungen.“

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