Das bedeutet der Kulturerbe-Status für St. Martin

Vereine könnten von der Anerkennung profitieren. Was halten Sie von der Initiative aus Kempen und Brüggen?

Das bedeutet der Kulturerbe-Status für St. Martin
Foto: Bernd Thissen/dpa

Kempen. St. Martin soll Kulturerbe werden. Dafür setzen sich aktuell Jeyaratnam Caniceus aus Kempen und der Brüggener René Bongartz ein - und bekommen dafür viel Unterstützung. Rund 70 St. Martinsvereine und -komitees sendeten Vertreter zu einem Treffen am Freitag in Brüggen (die WZ berichtete). Aber was bedeutet es eigentlich, wenn St. Martin Kulturerbe wird?

Maria Harnack ist Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe und Ansprechpartnerin der Landesstelle Immaterielles Kulturerbe Nordrhein-Westfalen. Das Verfahren, so erklärt sie, verläuft in drei Schritten. Man bewirbt sich zunächst in seinem Bundesland, also in diesem Fall in Nordrhein-Westfalen. Die Bewerbung muss bis zum 30. Oktober eingehen. Dann erfolgt bis April 2018 die Auswahl für das Landesinventar. Ein Expertenkomitee bei der Deutschen Unesco-Kommission und verschiedene staatliche Akteure beraten über die Anträge. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2019 erwartet.

Im bundesweiten Verzeichnis befinden sich derzeit 68 Kulturformen und vier Erhaltungsprogramme. Es soll, laut Deutscher UNESCO-Kommission, von Jahr zu Jahr wachsen und langfristig die Vielfalt kultureller Ausdrucksformen in und aus Deutschland sichtbar machen. Wie vielfältig die Liste ist, zeigen die Neuaufnahmen des vergangenen Jahres. Dazu gehören neben vielen anderen das Hebammenwesen, die Deutsche Brotkultur und die Ostfriesische Teekultur, Märchenerzählen, Skat spielen und die regionale Vielfalt der Mundarttheater in Deutschland oder auch die Palmsonntagsprozession in der Thüringer Kreisstadt Heiligenstadt.

Für die Organisationen, die sich um die Aufnahme in die Kulturerbe-Liste bemühen, bedeutet die Auszeichnung positive Effekte wie öffentliche Anerkennung und Aufmerksamkeit.

Schon das Bewerbungsverfahren bringe viele positive Effekte mit sich, schildert Maria Harnack. „Man setzte sich mit Entstehung und Ursprung intensiv auseinander. Eine Vernetzung setzt ein und ein Austausch findet statt.“

Das gilt auch für das Martins-Brauchtum. Jeyaratnam Caniceus und René Bongartz haben für ihren Antrag eine Fragebogenaktion gestartet. Sie fragen die Vereine in NRW, welche Bräuche bei ihnen zum Martinsfest dazugehören. Gibt es einen Laternenumzug? Reitet ein Martin vorneweg? Wenn ja, ist dieser als Bischof oder als römischer Soldat dargestellt? Wird die Mantelszene nachgespielt? Welche Gaben bekommen die Kinder? Wird an den Türen gesungen? Die Antworten werden nun bis Ende Oktober ausgewertet. Zwar ist die Auszeichnung selbst nicht mit einer Geld-Zuwendung verbunden. Aber mit einem solchen Prädikat sind die Chancen größer, von öffentlicher Seite oder von Stiftungen mit finanzieller Unterstützung bedacht zu werden. Durch die erhöhte Aufmerksamkeit für die Tradition versprechen sich die Organisationen mehr Unterstützung durch Aktive, die das Brauchtum lebendig halten möchten.

Was halten Sie von der Idee, das St. Martin immaterielles Kulturerbe werden soll? Ist das eine gute Idee? Oder doch eher überflüssig? Wie lebendig ist die Martins-Tradition am Niederrhein? Welcher Brauch gehört Ihrer Meinung nach auf jeden Fall zum Martinsfest dazu? Kommen Sie zur Redaktion vor Ort am Freitag ab 11 Uhr am Rande des Wochenmarktes auf dem Buttermarkt. Oder schreiben Sie uns Ihre Meinung per E-Mail: ulli

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