Cybermobbing auf der Bühne

Das Stück „click it — gute Seiten, schlechte Seiten“ zeigt die Gefahren, die sich im Internet verbergen.

Kempen. „Ziemlich viele Idioten im Chat“, sagt Silvio zu sich selbst und kommuniziert virtuell weiter. Für ihn, einen technikbegeisterten Schüler, ist das Internet ein Spielplatz, auf dem man Freunde trifft und der ungefährlich zu sein scheint. Doch bald schon erfährt Silvio am eigenen Leib, was Cybermobbing bedeutet und wie schnell angebliche Freundschaft in blanken Hass umschlagen kann.

„click it — Gute Seiten, schlechte Seiten“ heißt das Theaterstück, mit dem das Kölner „Zartbitter“-Theater am Montag und heute in der Aula des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums gastiert.

Der Kinderschutzbund (KSB) Kempen finanziert das Projekt, das sich mit Themen wie Cybermobbing, sexueller Gewalt im Internet, Handygewalt und Regeln für einen fairen Umgang im Netz beschäftigt.

„Zum Infoabend ,Prävention vor sexuellem Missbrauch im Internet’ kamen vergangene Woche rund 40 Eltern“, sagt Marion Pluschke vom KSB. Das Theaterstück sahen pro Vormittag je 400 Schüler aller Kempener weiterführenden Schulen aus den Klassen sechs bis acht.

Zu Hause bei Silvio ist der Computer fast immer an. „Das Internet ist genau so beliebt wie Freizeit oder Ferien“, heißt es da. Und praktisch ist das virtuelle Netz: So kann Silvio mal eben ganz unkompliziert die Mathe-Hausaufgaben abschreiben, was er vorher mit Freunden im Chat bespricht.

Dort reden die Jugendlichen aber auch über Mitschüler, die sie von der Schule gemobbt haben oder beleidigen andere mit harten Worten. Silvios Klassenkameradin Billa berichtet, sie benutze keinen Mädchennamen als Chatnamen: „Sonst wirst Du da dauernd angemacht.“

Die Botschaft kommt an, ein Raunen geht durchs junge Publikum, das sich in so mancher Chat-Szene wiedererkennt. Auch, wenn Beleidigungen laut Silvio „nur Spaß“ waren, ist Billa gekränkt — obwohl sie Silvio eigentlich mag. Lästereien, Ekelvideos und Aufrufe zur Gewalt führen zur Einsicht:

„Das ist nicht witzig!“ Spätestens, als Silvio sein Kopf „auf irgend so ‘nem Ekelfoto“ entdeckt, ist Schluss mit lustig. Und um der im virtuellen Raum getroffenen Verabredung zur Schlägerei entgegenzuwirken, hilft nur noch die gute alte Telefonkette.

Das Stück fördert Empathie und Solidarität mit den Opfern des Mobbings und vermittelt, das Hilfe holen vollkommen in Ordnung ist. Die anschließende Diskussionsrunde zeigt: Fast alle Schüler glauben, dass das Theaterstück auf einem wahren Fall beruht.

Aber auch, wenn der Protagonist unbeschadet durch das „Abenteuer“ gekommen ist, gibt Schauspieler Massimo Tuveri den Schülern wichtige Ratschläge mit nach Hause: „Vorsichtig sein mit dem Weitergeben von persönlichen Daten. Traut euch, mit Erwachsenen über Mobbing zu sprechen. Denkt dran: Mobbing ist strafbar.“ Mit Lehrmaterialien wird das Thema Cybermobbing und sexuelle Gewalt im Internet nun in den einzelnen Klassen aufgearbeitet.

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