Crossover durch die Musikgeschichte

In der Paterskirche begeisterte das Ensemble La Venexiana das Publikum.

Crossover durch die Musikgeschichte
Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Ganz „unverdächtig“ mit alten Klängen beginnen die beiden Geigen (Efix Puelo und Daniela Godio) in Begleitung des Theorbenspielers Gabriele Paloma das Konzert. Ein Zeitgenosse Claudio Monteverdis, Giovanni Felice Sances (1600-1679), erlebt vermutlich gerade seine Erstaufführung in der Paterskirche. Da tauchen leise schleichend neuere Harmonien in ihrem Spiel auf, das auch sehr zurückhaltend vom Schlagzeug (Donato Stolfi) begleitet wird. Mit dem Einsatz der Sopranistin Francesca Lombardi Mazzulli wird dem Publikum ein klares Aha-Erlebnis zuteil: Welch eine Stimme, die mühelos den Raum füllt!

Auch wenn es nicht möglich ist, die alte italienische Sprache der Kantate zu verstehen, dass es sich um Emotionen und die Liebe handelt, wird spürbar. Die Sängerin versetzt die Zuhörer mit ihrem ausdrucksstarken Part an den Rand einer Opernbühne. Schließlich kommt der Saxophonist Emanuele Cisi hinzu und macht mit seinem Spiel den Zeitenmix in der Interpretation deutlich.

Welch eine interessante Mischung, welch ein Crossover durch die Musikgeschichte wird da geboten! Alte Musik höchst lebendig zu präsentieren und mit Jazz zu verbinden, das schafft das italienische Ensemble La Venexiana mit seinem Programm „Round M - Monteverdi meets Jazz“ locker. Unter der Leitung von Alberto Lo Gatto (Cembalo, Kontrabass und Leitung) führen die Musikerinnen und Musiker das Publikum auf kreative wie elegante Weise zwischen den Musikwelten der Zeit Monteverdis (1567-1643) und dem Jazz hin und her. Aus der Renaissancemusik entwickeln sich gleitende Übergänge in die jüngere Musik, die vor allem vom Saxophon getragen werden. Wie langsame Wellen entstehen die Übergänge, meist gleitet man von einer Epoche hin zur entgegengesetzten — was sich jedoch nur auf die damit verbundenen Zeitangaben bezieht. Welche Harmonien zwischen den Musikstilen und weit auseinander liegenden Zeiten möglich sind, das macht La Venexiana deutlich und es ist ein Hörgenuss der Extraklasse.

Dazu gehört ein äußerst homogenes Ensemblespiel mit einer herausragenden Sängerin und einem Saxophonisten, der seine virtuosen Soli und vermutlich auch Improvisationen einfühlsam in den vorgegebenen musikalischen Rahmen einfügt.

Das Publikum ist aus dem Häuschen und entlockt dem Ensemble zwei Zugaben, mit denen es noch einmal eine winzige Zeitreise in die beiden Epochen gibt. So endet der Auftritt von La Venexiana als ein Jazzkonzert, das von den Sitzen reißt.

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