St. Hubert: Schweizer Comedian Alain Frey amüsiert sich über die Vorurteile zwischen Deutschen und seinen Landsleuten Schwarzer Humor und Klischees nach Schweizer Art

St. Hubert  · Alain Frei präsentierte ein neues Programm im Forum St. Hubert.

Kabarett mit Alain Frei

Kabarett mit Alain Frei

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Es geht unter anderem um gegenseitige Vorurteile zwischen Deutschen und Schweizern. Und wer wäre dazu in der Comedy-Szene besser geeignet als der Schweizer Alain Frei? In St. Hubert stellte der 35-Jährige jetzt sein drittes Soloprogramm vor. „Ich bin so Frei“ trieft nur so vor Schwarzem Humor. Und Alain Frei erfüllt durchaus einige Klischees, die bei uns über das Alpenland kursieren: Er wirkt zum Beispiel tiefenentspannt, ließ sich auch nicht aus der Fassung bringen, als am Dienstagabend für einige Zeit das Mikrofon keinen Strom hatte.

„Klischees begegnet man am besten mit Klischees“, lautet seine Devise. Das hörte sich dann zum Beispiel so an: „Wir Schweizer sind genau wie ihr – nur mit Geld.“ Er lästerte diskret wie ein Schweizer Banker über die Deutschen, die Bier und Schinken über alles lieben und die Wörter wie „nichtsdestotrotz“ benutzen, die lang sind wie Sätze.

Die Geschichten aus seiner Kindheit sorgten für viele Lacher

Alain Frei, der zunächst eine Schauspielschule in Hamburg besucht hatte, bevor er sein Talent als Comedian entdeckte, kokettierte immer wieder mit der Feststellung, er sei möglicherweise gar nicht lustig. Das ist er sehr wohl, auch wenn er einen sehr eigenen Humor hat. Am laufenden Band präsentierte er in seinem Programm, in dem es keinen „roten Faden“ zu geben scheint, „Stories, die genau so passiert sind“ – Alltagsgeschichten wie die von der übertriebenen Fürsorglichkeit seiner Mutter. Aber auch da blitzt immer wieder sein charakteristischer Humor auf. Das Publikum in St. Hubert hatte viel zu lachen – zu lachen über Geschichten wie die, als seine Mutter ihn an die Hand nahm und ein Passant, der die Situation völlig falsch eingeschätzt hatte, folgende Bemerkung fallen ließ: „Auf alten Pferden lernt man reiten.“

Mit seiner unaufgeregten Art gelang es dem 35-Jährigen schnell, mit dem Publikum zu kommunizieren – egal, ob mit oder ohne Mikrofon. Unter die Rubrik „latenter Rassismus“ fiel die Geschichte von Jürgen. Als seine Eltern ihm im Alter von 14 Jahren eröffneten, dass sie ihn adoptiert hätten, habe sich Jürgen schon sehr überrascht gezeigt. Der Witz an der Sache: Das Kind, das die Deutschen adoptiert und Jürgen genannt hatten, stammt aus Afrika.

 Die Deutschen scheinen die Schweiz für ein sehr kleines Land zu halten. Auch aus diesem Vorurteil formt Alain Frei einen Sketch, der genial einfach gestrickt ist, indem er einen Deutschen folgenden Satz in den Mund legt: „Einer meiner Arbeitskollegen ist Schweizer – kennst du den?“

Neben typischen deutschen Phänomenen wie der Mülltrennung widmet sich Alain Frei auch einer Beobachtung, die über Landesgrenzen hinweg gilt: „Männer sehen beim Sex immer so aus, als hätten sie gerade etwas Schlechtes gegessen.“ Zur Botschaft lieferte er die passende Mimik mit – und ganz nebenbei auch die Erklärung, warum Frauen beim Sex immer die Augen schließen. Da behaupte noch jemand, Comedy habe keinen Bildungsauftrag. rudi

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