Boxclub: „Ausgaben über mehrere 10 000 Euro nicht belegt“

Viele Vorgänge unter der Regie des Ex-Vorstands sind weiter ungeklärt.

Kempen. „Unvollständig, mangelhaft und nicht gepflegt.“ So beschreibt Peter Gorgon, seit drei Monaten Vorsitzender des Kempener Boxclubs (BC) die Unterlagen, die vom vorherigen Vorstand über die Arbeit der vergangenen fünf Jahre vorgelegt worden sind. Insofern falle es dem neuen Vorstand schwer, die Vorgänge der vergangenen Jahre aufzuarbeiten. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am Freitagabend informierte Gorgon dennoch über den „Stand der Dinge“.

Wie exklusiv von der WZ berichtet, sind die Vorgänge unter der Regie des Ex-Vorstandes inzwischen ein Fall für Polizei und Staatsanwaltschaft. „Weil wir Unregelmäßigkeiten vermuten, haben wir die Vorgänge zur Anzeige gebracht“, bestätigte Peter Gorgon gegenüber 20 von 150 Mitgliedern, die zur Versammlung ins Boxcamp an der Otto-Schott-Straße gekommen waren. Die Ermittlungen der Polizei dauern an.

Nur Dank der Kooperation der Hausbank habe der neue Vorstand sich ein vages Bild über die Finanzen der vergangenen Jahre machen können. „Wir haben 180 Seiten Kontoauszüge studiert, die wir von der Bank bekommen haben. Vom alten Vorstand wurde uns nichts ausreichendes zur Verfügung gestellt“, so Gorgon.

„Wir können selbst nicht mehr entscheiden, ob das alles rechtens war“, ergänzte Kassenprüfer Felix Micheel. So sei unklar, „wofür die Gelder des Boxclubs genutzt worden sind“. „Ausgaben über mehrere 10 000 Euro sind nicht belegt“, erklärte Gorgon.

Auch wenn der neue Vorstand mit Blick auf die polizeilichen Ermittlungen nicht zu sehr ins Detail gehen darf, deutete Gorgon einige Vorwürfe an: So steht im Raum, dass der Ex-Vorstand Beiträge zu seiner Sozial- und Krankenversicherung vom Konto des BC bezahlt habe. Und es gebe auch eine Lohnsteuerabbuchung, die der Verein bislang nicht zuordnen könne. Ferner seien „private Rechtsanwaltskosten“ vom BC-Konto abgebucht worden. Hinzu kämen „einige ungeklärte Barauszahlungen“. Gorgon: „Dies zu klären, ist jetzt Aufgabe der Staatsanwaltschaft.“

Um sich vor weiteren finanziellen Folgen zu schützen, wird der Verein auch privatrechtlich gegen alle früheren Vorstandsmitglieder vorgehen. Dies wurde von der Versammlung bei einer Enthaltung beschlossen. „Wir müssen das tun, damit wir nicht für Forderungen möglicher Gläubiger haften müssen“, so neue der Vorstand, der sich von einem Rechtsanwalt beraten lässt.

So könne es durchaus sein, dass öffentliche Zuschüsse „irgendwann zurückgefordert werden, weil der frühere Vorstand in den vergangenen drei Jahren nicht die Gemeinnützigkeit nachgewiesen hat“, so Gorgon. Eine weitere Folge könnte auch die Nachzahlung von Steuern sein. Deshalb stehe der Vorstand mit dem Finanzamt in Kontakt.

Die Stadt Kempen ist einer der Zuschussgeber: Wegen des Integrationsgedankens des Vereins flossen von 2008 bis 2012 19 000 Euro aus der Stadtkasse auf das Konto des BC. Auch in diesem Fall sei noch nicht geklärt, wofür das Geld verwendet worden ist. Peter Gorgon hat Montag einen Termin bei Bürgermeister Volker Rübo, um mit ihm die Sachlage zu erörtern. „Fakt ist: Sollten Rückforderungen kommen, können wir das nicht stemmen“, sagt Gorgon. Bei einer laufenden Privatklage gegen den früheren Vorstand würden sich die Forderungen der Gläubiger aber gegen die noch nicht entlasteten Ex-Vorstandsmitglieder richten — und nicht gegen den Boxclub.

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