Blutspende: Engpass durch Grippewelle

Zahl der Spender geht zurück, weil viele krank sind.

Blutspende: Engpass durch Grippewelle
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Im Foyer des Kempener Berufskollegs duftet es nach Kaffee. Ein Mitglied des Deutschen Roten Kreuz (DRK), Ortsverband Kempen, trägt ein großes Tablett mit belegten Brötchen durch den Raum. Es werden Besucher erwartet — allerdings nicht zum netten Beisammensein, sondern zum Blutspenden.

Auch Simon Paas hat sich eingefunden. Der Gymnasiast ist vor kurzem 18 Jahre alt geworden und darf zum ersten Mal Blut spenden. „Allerdings bin ich beim DRK. Ich weiß schon, was mich erwartet“, sagt Simon. Begleitet wird er von seiner Mutter Birgit Paas, die regelmäßig spendet: „Ich möchte damit helfen. Und außerdem ist es gut für den eigenen Körper.“ Auch der Schüler hat seine Gründe: „Blut spenden ist eine gute Sache. Und ich möchte meine Blutgruppe erfahren.“

Zurzeit wird Blut dringend benötigt. Denn durch die Grippewelle, die durch Deutschland rollt, ist die Zahl der Spender zurückgegangen. „Wir registrieren die Auswirkungen der Grippe deutlich, bei grippeähnlichen Symptomen darf kein Blut gespendet werden. Erst nach einer Woche Beschwerdefreiheit ist dies wieder möglich“, sagt Brigitte Biesler, pflegerische DRK-Dienstleitung. Die Zahl der Spender beim Blutspendedienst West sei in den vergangenen Tagen um rund 25 Prozent zurück gegangen.

Routiniert füllt Simon Anmeldebogen und Spenderformular aus. Nach einer kurzen ärztlichen Untersuchung geht es schon zum Blut abnehmen. Vorher muss er allerdings noch bestätigen, dass er wirklich spenden will — ganz anonym.

Langsam füllt es sich im Foyer. Es bilden sich sogar kurze Warteschlangen — auch die Ehrenamtler haben mit Ausfällen zu kämpfen. Rund 110 Spender werden laut Biesler erwartet: „Durch mehr Werbung versuchen wir, regelmäßige Spender zu aktivieren und neue anzusprechen.“ Die Konsequenzen des Rückgangs seien fatal. Wenn sich die Situation nicht ändere werde sich der Mangel bald in der Klinikversorgung bemerkbar machen, insbesondere dann, wenn die Zahl der Erkrankten weiter ansteigt.

Bei Simon Paas wird die Temperatur gemessen. Er bekommt vom Teamleiter einige Röhrchen und Konservenbeutel in die Hand gedrückt und lässt sich auf einer blauen Liege nieder, die in einem Klassenzimmer aufgebaut ist. „Jedem Spender werden 528 Milligramm Blut abgenommen. Das ist ein vorgegebener Wert, denn das Verhältnis von Blut und CPD-Lösung, die das Gerinnen verhindert, muss stimmen“, erklärt die Leiterin.

Nach einigen Minuten ist die Prozedur vorbei. Simon muss noch zehn Minuten ruhen — da er Erstspender ist unter Aufsicht der Helferinnen. Leise unterhält er sich mit seiner Mutter, die ihm gegenüber auf einer Liege Platz genommen hat.

„Es war nicht so schlimm, wie ich es erwartet hatte“, zieht der Schüler ein Fazit. „Der Piks hat so gut wie gar nicht weh getan und mir ist auch nicht schwindelig.“ Ein belegtes Brötchen und ein bereitgestelltes Getränk genehmigt er sich trotzdem.

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