Verkehrsbelastung auf der Berliner Allee „Zustand nicht mehr zu ertragen“

Kempen · Gefahren für Radler und zunehmender Lkw-Verkehr – Anwohner der Berliner Allee sammeln nun Unterschriften.

 Die Radwege der Berliner Allee sind nach Ansicht von Anwohnern und Experten im Vergleich zu heutigen Standards nicht breit genug. Hinzu kommt, dass – so wie hier im Bild – Falschparker den Radlern das Leben schwer machen.

Die Radwege der Berliner Allee sind nach Ansicht von Anwohnern und Experten im Vergleich zu heutigen Standards nicht breit genug. Hinzu kommt, dass – so wie hier im Bild – Falschparker den Radlern das Leben schwer machen.

Foto: Reimann, Friedhelm (rei)

Mit Blick auf die Verkehrsführung im Kempener Westen gibt es nun eine zweite Bürgerinitiative. Nachdem bereits im vergangenen Jahr Anwohner von Oedter Straße, Birkenallee und weiteren Anliegerstraßen über zu viel Verkehr und Lärm geklagt und Unterschriften gesammelt hatten, gibt es nun eine Initiative an den Straßen Berliner Allee und Dämkesweg. „Der Zustand ist schon jetzt nicht mehr zu ertragen“, sagt Gisela Ditzen von der Initiative. „Wie soll es erst werden, wenn das Baugebiet Kempener Westen entsteht?“ Um frühzeitig ihren Protest zu artikulieren und den Behörden – in erster Linie der Stadt Kempen – andere Wege aufzuzeigen, haben die Anwohner einen Forderungskatalog aufgestellt. Zudem werden Unterschriften gesammelt.

„Nicht zuletzt durch den Workshop zum Radverkehrskonzept fühlen wir uns ermutigt, nun öffentlichkeitswirksam zu kämpfen“, sagt Ditzen. Man habe die einzelnen Forderungen den Planern des externen Büros, das am Radverkehrskonzept mitarbeitet, vorgelegt. „Unser Konzept wurde positiv bewertet“, so Ditzen. So sei bei einer gemeinsamen Radtour (die WZ berichtete) deutlich geworden, dass zum Beispiel die Radwege der Berliner Allee zu schmal sind. „Uns wurde bestätigt, dass Radwege in dieser Breite heute nicht mehr zugelassen sind“, so Ditzen. Als Anwohnerin und Lehrerin am Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) könne sie immer wieder gefährliche Situationen für Radfahrer – inbesondere Kinder und Jugendliche – beobachten.

Ein weiteres massives Problem besteht aus Sicht der Anwohner seit etwa einem Jahr. „Der Lkw-Verkehr nimmt gravierend zu. Hier sind 40-Tonner, teilweise mit Anhänger, unterwegs“, heißt es in einem Schreiben der Anlieger. „Oft sind Lkw in wenigen Minuten zu ertragen. Sie machen Angst und man fühlt sich bedroht.“ Deshalb fordern die Anwohner, dass die Stadt in verschiedenen Punkten handelt – und zwar schnellstmöglich.

Um den Bereich zukunftsträchtig unter den Aspekten des Klimaschutzes zu verändern, gibt es bei den Anwohnern sechs zentrale Forderungen. Erstens sollte die westliche Umgehungsstraße gebaut werden, also der Lückenschluss des Außenrings zwischen Oedter und Straelener Straße erfolgen. „Und zwar vor Baubeginn im Kempener Westen“, so die Anwohner. Ein von der Stadt beauftragtes Planungsbüro hatte die Variante der Umgehungsstraße als zu teuer und aufwendig angesehen. Inzwischen gibt es aber in der Kommunalpolitik Bestrebungen, auf diese große Lösung zu setzen. Zuletzt hatte die CDU-Fraktion öffentlich dafür geworben. Zudem gab es nach Informationen der WZ schon Gespräche mit Vertretern von Kreis Viersen und Land über eine Umgehungsstraße und wie man eine solche realisieren könnte.

Nur noch Linien- und Anwohnerverkehr zulassen

Dass der Forderung, zunächst die Straße und dann erst das Baugebiet zu realisieren, schwierig umzusetzen ist, wissen die Anwohner selbst. „Uns ist klar, dass wir hier keine Minimalforderungen stellen“, so Gisela Ditzen. Aber man wolle schließlich das Bestmögliche erreichen. Dazu gehört auch die zweite Forderung, dass der Bereich Berliner Allee und Birkenallee zu einer Fahrradstraße wird. Nur Linienverkehr und Anwohner sollen dort fahren dürfen.

Drittens wollen die Anlieger, dass das Baugebiet Kempen-West zukunftsorientiert „auto- und CO2-frei geplant wird“. Ideen dazu sind eine Carsharing-Station, ein Parkhaus für Anlieger und Besucher mit E-Ladesäulen – direkt an der neuen Umgehungsstraße und ohne Zufahrtsmöglichkeiten über Berliner Allee und Ziegelheider Straße sowie ausreichend Grün- und Parkflächen.

Viertens soll auch der Bereich Ziegelheider Straße/Dämkesweg/Heyerdrink auf Wunsch der Anlieger als Fahrradstraße deklariert werden – ohne Durchfahrtsmöglichkeit für Pkw in Richtung Innenstadt.

Fünftens will die Initiative, dass die Zugfahrt zum Sportplatz von der Berliner Allee zur Straelener Straße verlegt wird.

Und sechstens gehört auch der Abbau der Ampel im Bereich Berliner Allee/Ziegelheider Straße/Dämkesweg zu den Forderungen der Anwohner. Aus ihrer Sicht birgt die Ampel mehr Risiken als Chancen. Es komme immer wieder zu Abbiege- und Auffahrunfällen. Sollten Fahrradstraßen entstehen, könne diese Situation besser entschärft werden als mit einer Ampel.

Seit ein paar Tagen sammelt die Bürgerinitiative mit dem Namen „Fahrradstadt Kempen – Kempen West CO2-frei“ nun schon Unterschriften. Mehr als 60 Namen stünden schon auf den Listen, so Ditzen. Rund vier Wochen soll die Aktion dauern. Die Unterschriftenlisten liegen unter anderem in den Radsport-Läden Claaßen, Kempuni und Metternich aus. Zudem in der Metzgerei Gerlach und in der Praxis von Dr. Andrea Barck. Unterschriftensammelstelle sind auch die Häuser von Familie Ditzen, Berliner Allee 8A, und von Familie Krekeler, Berliner Allee 8. Kontakt per E-Mail: [email protected]. Auch im sozialen Netzwerk Facebook ist die Initiative mit ihren Ideen vertreten:

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort