Bauernkaffee Bauern wollen nicht die Prügelknaben der Nation sein

Kempen. · Gut besucht war der Bauernkaffee der Ortsbauernschaft Kempen. Dort wurde auch über die Agrarwende diskutiert.

 Begrüßten die Kollegen und Gäste beim Bauernkaffee im Kolpinghaus: Herbert Platen und Johannes Dörkes (r.) von der Ortsbauernschaft.

Begrüßten die Kollegen und Gäste beim Bauernkaffee im Kolpinghaus: Herbert Platen und Johannes Dörkes (r.) von der Ortsbauernschaft.

Foto: Norbert Prümen

Für die Landwirte in Kempen hat der Tag der Heiligen drei Könige, der 6. Dezember, eine besondere Bedeutung. An diesem Datum feiert die Ortsbauernschaft Kempen traditionell ihren Bauernkaffee. 1948 ins Leben gerufen hat er bis heute Bestand und erfreut sich großer Beliebtheit, wie die alljährlichen Besucherzahlen zeigen. Mit einem Rückblick auf 2019 startete Vorsitzender Johannes Dörkes seine Begrüßungsrede vor vollem Haus im Saal des Kolpinghauses. Die Trockenheit des vergangenen Jahres, die im Sommer erneut eine zusätzliche Beregnung erforderte, war ebenso Thema wie die stagnierenden Milchpreise. Hier klagen die Rindviehhalter über gestiegene Kosten aufgrund von Beregnung und Zukauf von Futter. Die Afrikanische Schweinepest, die zwar für den Menschen ungefährlich ist, aber die Schweinebestände bedroht, ist ein Thema, das speziell die Schweinezüchter beschäftigt. Im Mittelpunkt aber stand das von der Bundesregierung verkündete Agrarpaket, das aus Sicht der Landwirte unverständlich neue Vorschriften enthält. Die Landwirte möchten nicht als Prügelknaben der Nation – verantwortlich für alles, angefangen vom Klimawandel bis hin zur Grundwasserverunreinigung – dastehen.

Dörkes legte Fakten auf den Tisch und erinnerte an die Organisation „Land schafft Verbindung“, die unter anderem die Demonstrationen mit den Schleppern nach Berlin organisiert und den Zusammenhalt innerhalb der Landwirtschaft gestärkt hatte. Er stellte auch die Frage in den Raum, wie die geforderte Agrarwende aussehen soll. „Eine Rückkehr zu einer Idylle á la Bullerbü kann es jedenfalls nicht sein. Wer heutzutage einen Lebensmittel-Discounter betritt, hat sich von der guten alten Zeit schon lange verabschiedet“, meinte
Dörkes.

An der Wertschätzung der Betriebe muss gearbeitet werden, so Dörkes

In diesem Zusammenhang rückte er die Wertschätzung der Betriebe und deren Produkte in den Mittelpunkt. Daran müsse gearbeitet werden. Das ginge am einfachsten bei den Menschen in der eigenen Region, sagte Dörkes. Wertschätzung der Produkte aus der hiesigen Produktion sei wichtig. Verbrauchern müsste beim Einkauf von Produkten aus anderen Ländern klar sein, dass Tierwohl, Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz nicht den strengen Regeln entsprechen, die es jetzt schon in Deutschland gibt.

Mit dem neuen „Haus der Landwirtschaft“, das demnächst an der Deula am Krefelder Weg eröffnet wird, blickt die Ortsbauernschaft Kempen positiv in die Zukunft.

Für einen unterhaltsamen und erheiternden Start ins neue Jahr sorgte beim Bauernkaffee die Landjugend Kempen. Mitglieder präsentierten das Theaterstück „Aktivurlaub auf dem Wellnesshof“. Zuvor hatte der Bläserchor Kempener Land musikalisch auf den anschließenden gemütlichen Abend mit Tombola und einem gemeinsamem Essen
eingestimmt.

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