Kreative Aktionen der Landwirte im Kreis Landwirte arbeiten am eigenen Image

Kreis Viersen · Ein Erdbeer-Smoothie, ein Bündel Grünspargel: Am Kempener Außenring stehen hohe Pylone aus Strohballen, die für die Kampagne „Mag doch jeder“ der heimischen Landwirte werben. Was die Bauern damit erreichen wollen.

 Der große Erdbeer-Smoothie und das Bündel Grünspargel sind derzeit am Kempener Außenring zu bewundern.

Der große Erdbeer-Smoothie und das Bündel Grünspargel sind derzeit am Kempener Außenring zu bewundern.

Foto: Norbert Prümen

(biro) Wer über den Kempener Außenring fährt, sieht unterwegs im Feld hohe Pylone stehen: Aufgestapelt aus jeweils drei runden Strohballen und mit einem bedruckten Mäntelchen bezogen. Auf dem Weg von Kamperlings nach Oedt etwa stehen da ein überdimensionaler Erdbeer-Smoothie und ein Paket Grünspargel im Feld. Die neuen Pylone sind Teil der Kampagne „Mag doch jeder“, mit der die heimischen Landwirte für den Kauf regionaler Produkte werben wollen.

Seit zwei Jahren verstärkt der Rheinische Landwirtschaftsverband (RLV) seine Öffentlichkeitsarbeit durch die Teilnahme an der Kampagne „Mag doch jeder“. Landwirte, die ihre Öffentlichkeitsarbeit intensivieren wollen, können sich beteiligen und Unterstützer der Kampagne werden. Aus dem Kreis Viersen sind bereits Kreislandwirt Paul-Christian Küskens, der einen Hof in Niederkrüchten führt, und Familie Ingenrieth vom „Genholter Hof“ in Brüggen dabei. „In der Kampagne steckt viel Kreativität und eine hohe Motivation“, sagt Küskens, der auch Vorsitzender des Arbeitskreises Öffentlichkeitsarbeit beim RLV und RLV-Vizepräsident ist: „Ich bin gespannt, was wir gemeinsam noch erreichen werden.“

Finanziert wird die Kampagne durch freiwillige Beiträge

Die Landwirtschaft von heute ehrlich und echt durch interessante und authentische Geschichten, Hintergrundinformationen und Fakten zu zeigen, das sei das Ziel der Image-Kampagne, teilt der RLV mit. „Es soll ein authentisches Bild der Landwirtschaft gezeigt werden“, erklärt Küskens. Gemeinsam wolle man am Image der Landwirtschaft arbeiten, für mehr Lebensmittelwertschätzung werben. „Wir wollen Lust machen auf Lebensmittel“, fasst Küskens zusammen. Ins Leben gerufen wurde die Kampagne vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) und dem Raiffeisenverband Westfalen-Lippe (RVWL), im Oktober 2020 stieß der RLV hinzu. Finanziert wird die Kampagne durch freiwillige Beiträge der teilnehmenden Landwirte. Die Kosten für die Landwirte hängen von der Größe des Betriebs ab, „das ist etwas mehr als ein Euro pro Hektar, pro Jahr“, erklärt Küskens, der mehr Landwirte davon überzeugen will, sich als Unterstützer zu beteiligen, denn: „Nur wenn viele mitmachen, macht diese Kampagne auch Sinn.“ Im Rahmen der Kampagne können Landwirte mehr über ihre Arbeit zeigen - und Verbraucher können auf der Internetseite mehr über einzelne Betriebe erfahren. Das soll auch über Hofgeschichten, über kurze Videospots, über soziale Medien und Kanäle wie Facebook, Instagram und TikTok funktionieren. Unter den Hofgeschichten, die von der Landwirtschaft in NRW erzählen, vom Leben und der Arbeit auf dem Bauernhof, ist auch die Geschichte der jungen Brüggenerin Christina Ingenrieth, die 2023 den Hof der Familie in die vierte Generation führen will. In dem kurzen Video ist beispielsweise zu sehen, wie die Spargelsortiermaschine funktioniert (und dabei die Mitarbeiter entlastet) und wie die Erdbeeren wachsen und bewässert werden. Zuschauer erfahren auch, wie die mechanische Unkrautbekämpfung hilft, auf Herbizide beim Anbau zu verzichten. Die Landwirtschaft stehe häufig im Fokus der Öffentlichkeit, wenn es beispielsweise um die Anbaumethoden gehe, sagt Kreislandwirt Küskens. Mit der Image-Kampagne wollten die Bauern zeigen, wie Landwirte in der Region arbeiten, wie sie Lebensmittel produzieren. Sie hoffen, dass sich so mancher Verbraucher dann eher dafür entscheidet, Lebensmittel zu kaufen, die in der Region produziert wurden – ob nun im Hofladen oder im Supermarkt. „Wir stehen dafür, dass wir uns an den Umweltschutz halten, dass wir höchste Qualität produzieren und den Mindestlohn zahlen“, sagt Küskens. Natürlich schlage sich das im Preis nieder, sei der Salat aus der Region dann etwas teurer als der, der in Spanien produziert und nach Deutschland gebracht werden. Denn das sei das Verrückte daran: Der Transport sei immer noch so günstig, dass der Kunde für den aus dem Ausland importierten Salat weniger zahle als für das Produkt von heimischen Feldern. Und für viele Kunden sei eben allein der Preis entscheidend, so Küskens. Mit ihrer Kampagne wollen die Bauern deshalb zum Nachdenken anregen. Um darauf aufmerksam zu machen, werden die Pylone – darunter der große Smoothie und das Spargel-Bündel – in den nächsten Tagen umziehen und an einer anderen Stelle im Kreis Viersen zum Eyecatcher werden.

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