Bastelspaß vor dem Aus

Elke Mischke bietet in ihrem Hofladen Kreatives für Kinder. Lautes Spielen sorgt bei Nachbarn für Ärger.

St. Hubert. Elke Mischke ist verzweifelt. Und nicht nur sie: Auch die Kinder, die in ihrem Hofladen an der Hunsbrückstraße in St. Hubert regelmäßig an Spiel- und Bastelangeboten teilnehmen. Diese wird es künftig wohl nicht mehr geben. „Die Stadt will uns den Laden dicht machen“, sagt Elke Mischke. „Zwei Nachbarn haben sich über zu viel Kinderlärm beschwert.“

Seit März 2010 bietet Elke Mischke mit Andrea Mondal-Vogt Bastelnachmittage und Kindergeburtstage auf ihrem Grundstück an. Dafür zahlen die Eltern etwa acht Euro pro Nachmittag. „Wir basteln in der alten Werkstatt. Draußen wird gespielt und getobt“, sagt Mischke. Bei den Eltern in St. Hubert werde das Angebot „sehr gut angenommen“.

Neben dem Treff für kreative Kinder hat Familie Mischke einen Paketshop und einen Hofladen betrieben, in dem Erzeugnisse wie Marmelade und Honig verkauft werden. Dies habe sie auch dem Gewerbeaufsichtsamt mitgeteilt.

Aus Sicht der Stadt Kempen sind die Beschwerden der Nachbarn nur der Auslöser für eine „baurechtliche Kontrolle“ gewesen. „Aufgrund der Anzeigen durch die Nachbarn mussten wir bei ,Mischkes Hofladen’ tätig werden“, sagt der Technische Beigeordnete Stephan Kahl. Dabei sei festgestellt worden, dass für Teile der Gebäude an der Hunsbrückstraße keine Baugenehmigung besteht. „Außerdem wurden keine Nutzungsänderungen beantragt.“ Eine Gewerbean- oder ummeldung reiche da nicht aus.

Deswegen habe Elke Mischke Hofladen und Paketshop schließen müssen. Das gleiche Schicksal droht dem Kreativ-Treff. „Die Mischkes werden demnächst eine Verfügung bekommen. Die Angebote sind einzustellen“, sagt Kahl. „Aber: Es geht dabei nicht um Kinderlärm. Kempen ist keine kinderfeindliche Stadt. Es geht um baurechtliche Genehmigungen.“

Auch nachträglich könnten diese Genehmigungen nicht erteilt werden. Kahl: „Das Gebiet, in dem die Hunsbrückstraße liegt, ist ein Wohngebiet. Dort ist keine gewerbliche Nutzung vorgesehen.“ Ausnahme: die Wäscherei Weber, Hunsbrückstraße 10. Das Unternehmen genieße Bestandsschutz, weil es schon vor der Wohnbebauung existiert hat.

Um Mischke einen „geordneten Übergang“ zu verschaffen, habe die Stadt versucht, zwischen den Nachbarn zu vermitteln. Kahl: „Frau Mischke plant zum Beispiel, ihr Angebot auswärts in Schulen oder Kindergärten fortzusetzen. Bis das soweit ist, haben wir die Nachmittage eingeschränkt gestattet.“ So durfte zweimal pro Woche an der Hunsbrückstraße gebastelt und gespielt werden — dabei durften die Kinder aber nur maximal anderthalb Stunden draußen bleiben.

Kahl: „Weil das nachbarschaftliche Verhältnis aber so gestört ist, können wir diese Regelung nicht durchsetzen. Die Nachbarn beschweren sich weiter massiv. Uns sind rechtlich die Hände gebunden, wir müssen handeln.“

Es sieht also nicht gut aus für Elke Mischke, die sich aber nicht unterkriegen lässt: „Wenn ich die Kinder nicht mehr gewerblich betreuen darf, mache ich das unentgeltlich.“ Im Laufe der Zeit seien viele Freundschaften zu Eltern entstanden. „Die wollen mir ihre Kinder auch weiterhin anvertrauen.“ Ihr gehe es nicht ums Geld: „In erster Linie geht es mir um das Wohl und den Spaß der Kinder.“

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