Baggersee-Idylle ist in Gefahr

Jedes Jahr der gleiche Ärger: Scheint die Sonne, wird der Königshütte-See unerlaubterweise zum Badeparadies. Doch der Vandalismus nimmt dort immer krassere Formen an.

Baggersee-Idylle ist in Gefahr
Foto: Kurt Lübke

St. Hubert. In diesem Jahr sorgt das Wetter für einen früheren „Saisonstart“ am Königshütte-See — seit Jahren verschaffen sich immer wieder Menschen Zutritt zum Baggersee, um dort schwimmen zu gehen, obwohl das verboten ist. An ein paar Badegästen würde sich vielleicht niemand groß stören. Aber der Vandalismus nimmt an dieser Stelle mittlerweile Formen an, die die Betroffenen massiv ärgern.

Zum Beispiel die Anwohner: Markus Stosiek schilderte seine Beobachtungen nun der Stadt, Politik und der Presse. Viele Menschen, überwiegend Jugendliche hätten am vergangenen Wochenende den Baggersee aufgesucht. „Leider jedoch nicht, um sich dort, wie in einem ,Landschaftsschutzgebiet’ geboten, ruhig zu verhalten und Vögel zu beobachten, sondern mit motorisierten Fahrzeugen (Roller, Geländewagen) über das Gelände zu rasen und laut Musik zu hören“, schildert Stosiek. Das große ehemalige Betriebstor an der Bellstraße sei aufgebrochen worden. Dieses sei aber inzwischen von der Eigentümerfirma Klösters wieder geschlossen worden. Die Autofahrer hätten sogar ihre Nummernschilder abgeklebt. Anwohner hätten die Polizei informiert, passiert sei aber nichts. Die Polizei erklärte gestern auf WZ-Nachfrage, dass es dort keinen Einsatz gegeben habe.

„Es ist für alle hier ein unerträglicher Zustand, dass sich niemand um geordnete Verhältnisse auf dem Gelände kümmert“, ärgert sich der St. Huberter.

Dieses Ausmaß an Vandalismus kenne er bisher nicht, so Tim Frass von der Firma Klösters. Jedes Jahr habe man das gleiche Problem. Immer wieder würde man reparieren, immer wieder würden Tore, Zäune und sogar Mauern zerstört. Dass das Gelände auch mit Autos befahren wird, ist nun eine weitere Eskalationsstufe. Dazu gibt es von den „Besuchern“ verbale Attacken. Wachdienstmitarbeiter würden angepöbelt. Bereits im vergangenen Jahr habe man mit dem Ordnungsamt gesprochen und darum gebeten, dort verstärkt Knöllchen an die „Besucher“ zu verteilen, die mit ihren Wagen im Haltverbot stehen. „Ich weiß nicht, wie oft das gemacht wird. Aber auf jeden Fall nicht so gradlinig, dass es Wirkung zeigt“, so Frass.

Unterdessen wünschen sich einige Kempener, dass das Gewässer für die Öffentlichkeit zugänglich sein sollte. „Die Menschen haben das Bedürfnis bei schönem Wetter ans Wasser zu gehen — und zwar alle und nicht nur die Mitglieder des Segel- und Surfclubs“, findet Markus Stosiek. Dies sollte allen Besuchern ermöglicht werden, aber nur unter bestimmten festgelegten Verhaltensregeln, wie kein „Rasen“ auf dem Gelände mit Fahrzeugen, Nachtruhe und den eigenen Müll wieder mitnehmen. Toiletten und Mülleimer gebe es auf dem Areal nicht, überall liege Abfall herum. „Auch auf den angrenzenden Grundstücken muss täglich von den Anwohnern der Müll eingesammelt werden, damit es hier nicht zu einer Müllplage kommt“, so Stosiek.

Der St. Huberter hofft, dass sich die Verantwortlichen zusammensetzen und eine Lösung finden: „So kann es hier nicht weitergehen. Der Sommer 2017 hat noch nicht begonnen und es muss sich hier dringend etwas ändern und zwar schnell, damit sich hier auch ein Biotop entwickeln kann und keine Müllhalde.“

Eine Lösung wünscht sich auch Tim Frass. „Man müsste alle Verantwortlichen an einen Tisch kriegen.“ Fragen von Sicherung und Naturschutz gelte es zu beantworten. Vielleicht wäre auf kleinem Dienstweg eine Lösung möglich, so Frass.

Die Firma Klösters, die dort Kies abgebaut hat, muss das Areal renaturieren. Dies ist nun soweit abgeschlossen. In den nächsten zwei Monaten soll es eine Abnahme von Seiten des Kreises Viersen geben. Danach müsse man sich darüber unterhalten, wie es dann weitergeht.

Die große Lösung wird es wohl so schnell nicht geben. Wie berichtet, hatte die Stadt im vergangenen Jahr Pläne für ein Naherholungsgebiet am Königshütte-See vorgestellt, diese aber unter anderem wegen der hohen Kosten verworfen. Kritik von Politik und Verwaltung gab es damals auch an den Eigentümern, weil diese wollten, dass die Stadt die Flächen kauft und sämtliche Lasten zum Ausbau und zur Unterhaltung sowie zur Verkehrssicherung übernimmt.

Die WZ hat auch bei der Stadt Kempen eine Anfrage gestellt. Bis Dienstagabend blieb eine Antwort aus.

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