Kempener Gymnasium Thomaeum „Das Experiment“ macht das Publikum beklommen

Kempen. · Die Thomaeums-Schüler haben sich mit dem Theaterstück viel vorgenommen – und einen großen Erfolg gefeiert.

 Die Darsteller aus dem Literaturkurs der Q1 teilten sich in „Wärter“ und „Gefangene“ ein. Das Stück handelt von Reiz und Gefahren der Macht.

Die Darsteller aus dem Literaturkurs der Q1 teilten sich in „Wärter“ und „Gefangene“ ein. Das Stück handelt von Reiz und Gefahren der Macht.

Foto: Norbert Prümen

Keine leichte Aufgabe hatte sich der Literaturkurs der Jahrgangsstufe Q1 des Thomaeum da vorgenommen. Die Schüler zeigten jetzt eine beeindruckende Aufführung des Stückes „Das Experiment” von Mario Giordano in der Fassung von Claude Giradi.

Das Stück ist vielfach bekannt, vor allem durch die Verfilmung von Oliver Hirschbiegel. „Das Experiment” basiert auf einem tatsächlichen Versuch der amerikanischen Stanford-Universität. Es sollte erforscht werden, woher das Böse im Menschen kommt und wie sich dies auf Mitmenschen auswirken kann. Wie kommt es, dass sich Menschen Autoritäten unterordnen, welche Kräfte wirken in den Menschen, die Aggression und Gewalt ausüben?

Im Stück stellen sich 13 Probanden einer Herausforderung: Für zwei Wochen sollen sie Wärter oder Gefangene sein, rein zufällig ist die Auswahl. Sie kommen aus unterschiedlichen Milieus und Motiven – angelockt teils durch die Belohnung. Schnell gerät das Experiment außer Kontrolle und nimmt einen schlimmen Verlauf.

Auch die wissenschaftlichen Begleiterinnen Dr. Thon und Dr. Grimm, in der Schultheater-Aufführung sehr gut von Carla Pins und Johanna Meyer verkörpert, geraten unter Druck. Bei den Wärtern ist es vor allem Berus, den Lennart Leidgeb eindrucksvoll und manchmal beängstigend spielt, der seine Machtrolle mit Genuss auslebt. Dies tut er auch gegenüber seinen Kollegen Eckert (Kira Kittner), Bosch (Elisabeth Bökelheide), Renzel (Carmen Kleine) und Kamps (Elisa Müller). Bosch zeigt sich in der Riege als die Verständnisvollste, was ihr aber letztendlich nur schadet.

Die Gefangenen im Stück sind isoliert und verlieren ihre Namen

Aus den Gefangenen werden Nummern. Sie verlieren ihre Namen, dürfen sich nicht austauschen. Einzig Tharek Fahd (Malte Renkes) leistet immer wieder Widerstand. Irgendwann entpuppt sich dann, dass das Experiment für Nummer 83, den Hauptmann Steinhoff (Benedikt Kreis), eine militärische Übung ist. Diese bringt aber ihn selbst immer mehr an den Rand seiner Kräfte. Auch die weiteren Gefangenen verzweifeln zunehmend. Sophie Jasak, Elena Brand, Ann-Cathrin Scholz, Paulin Büchen, Celine Alexander und Jennifer Eidner bringen das ebenfalls hervorragend auf die Bühne. Den Besuchern in der leider nicht voll besetzten Schulaula ist dies sehr stark anzumerken. Sie alle wirken angespannt, sind vom Geschehen auf der Bühne gepackt.

Dazu trägt auch das Bühnenbild der Arbeitsgemeinschaft von Jürgen Hemkemeyer bei. Licht spielt eine bedeutende Rolle dabei. Blau leuchten im Dunkel die Pfosten der Zellen, die aus kalten Gittern bestehen. Damit wird schon deutlich, dass es hier keine Privatsphäre gibt. Da wirkt der Frühstückstisch der Wärter in warmem Licht wie ein Ausflug in die heile Welt derjenigen, die hier das Sagen haben. Die Wissenschaftlerinnen dagegen nehmen auf der anderen Seite auf Stühlen mit hohen Lehnen oder auf einer Beobachtungsrampe Platz. Auch dies ist eine Art der Machtdemonstration. Im Foyer vor der Aula zeigt eine kleine Ausstellung, wie die Schüler das Bühnenbild mit Hilfe von Modellen entwickelt haben. Sie haben sich offensichtlich im Vorfeld sehr stark mit dem Stück auseinandergesetzt.

Am Ende gab es nicht nur großen Applaus für die jungen Darsteller, sondern auch Dank von Schulleiterin Agnes Regh. Sie betonte, dass eine solche Theaterarbeit nur mit sehr viel Teamarbeit entstehen könne, um die Kraft für diese eindrucksvolle Aufführung zu entwickeln.

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