Kirche Eine besondere Pionierarbeit

Kempen · Der Forscher Hanns-Peter Neuheuser hat den dritten Band zum Bestand der Propsteiarchivs veröffentlicht.

 Im Kempener Propsteiarchiv stellten der LVR, Propst Eicker und Mitarbeiter des Archivs das neue Neuheuser-Werk vor.

Im Kempener Propsteiarchiv stellten der LVR, Propst Eicker und Mitarbeiter des Archivs das neue Neuheuser-Werk vor.

Foto: Alexander Florié-Albrecht

Seit Jahrzehnten beschäftigt sich Hanns-Peter Neuheuser mit dem Bestand des Kempener Propsteiarchivs. Nach einer Anfrage des im vergangenen Jahr verstorbenen ehemaligen Propstes Reuter arbeitete er seit Mitte der 70er Jahre dort. Er trug mit seiner Arbeit mit „viel Herzblut“ dazu bei, das Archiv zu dem zu machen, was es jetzt ist: „Eines der grössten erhaltenen Archive einer Kirchengemeinde, die bis weit ins Mittelalter reichen, und vielleicht das bedeutendste Pfarrarchiv in der Diözese Aachen“, sagt Gregor Patt, Archivberater des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Das Archiv habe seine Bedeutung für die Geschichte Kempens und der Region. „Das Propsteiarchiv ist teilweise das Gedächtnis der Stadt.“

Im Zusammenhang mit seiner Arbeit brachte Neuheuser über die Reihe „Inventare nicht staatlicher Archive“ des  LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums zwei Buchbände – einmal zum Inventar der ältesten Handschriften und dann zum Inventar der ältesten Akten — heraus. „Eine Datenbank in gedruckter Form“ nennt das Patt. Und eine Erleichterung für alle, die sich mit klerikaler Geschichte beschäftigen wollen. Jetzt hat er nach jahrelanger Fleißarbeit den dritten Band unter dem Titel „Regionale Klerikerkarrieren. Biogramme aus dem Kreis der niederrheinischen Geistlichkeit“ herausgebracht. „Dass es zum Inventar sogar drei Bände gibt, ist etwas Besonderes.“ Dort sind alle Kleriker von Gottfried Aachen bis Hannes Zumgahr aufgeführt – vom Mittelalter „bis über das 19. Jahrhundert hinaus mit regionalem Kontext“, was bisher so noch nicht zusammengetragen wurde. Das Werk umfasst dabei die Geburts-und Sterbedaten,  die jeweiligen Standorte, an denen die Kleriker tätig waren und sonstige Funktionen.

Eine Fleißarbeit, die künftige
Forschung erleichtert

„So ein Werk ist kein Lesevergnügen“, konstatierte Patt nüchtern. Um aber einen Zugang und eine Orientierung über die Geistlichkeit in dieser Zeit zu erhalten, dafür sei das Werk wertvoll. „Das ist Grundlagenforschung. Es hilft jedem, der sich mit der Kirchengeschichte und damit untrennbar verbunden mit der Sozialgeschichte in der Region beschäftigen möchte.“

Die Quellen zu den jeweiligen Personen seien eben weit verstreut, über Archive und Quellen verteilt. Neuheuser habe diese lokalen Quellen erschlossen.  „Das ist die ungeheure Fleißarbeit, dass einem diese Arbeit abgenommen wird“, meinte Thomas Krämer, LVR-Gebietsrefrerent für die Archive im Kreis Viersen. Man könne so viel besser nachvollziehen, wie die jeweiligen Karrieren verlaufen sind, welche Netzwerke dort maßgeblich waren. „Das ist jetzt mit viel weniger Aufwand zu erforschen.“ Bei dem dritten Band wird es allerdings nicht bleiben: Hanns-Peter Neuheuser arbeitet bereits an einem vierten Archivband, in dem es im Wesentlichen um den Schwerpunkt Urkunden geht. „Auch da ist es ein langer Weg der Umsetzung“, so Patt.

Der amtierende Propst Thomas Eicker hofft, dass über die Arbeit Neuheusers auch ein Anreiz geschaffen wird, die Schätze des Propsteiarchivs vor Ort noch mehr zu entdecken. „Historisches Bewußtsein ist wichtig.“ Und Ehrenamtler, die zum Aufrechterhalten des Archivs mit beitragen, wären auch nicht das Schlechteste. „Die Interessenten dafür stehen nicht Schlange.“

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