Auf dem Weg zur „Bürgerburg“

Zu einer neuen Nutzung der Burg liegen nun Pläne auf dem Tisch: Standesamt, VHS und ein gastronomischer Betrieb unter einem Dach.

Kempen. Landrat Andreas Coenen will sie nicht mehr haben. Bürgermeister Volker Rübo wollte sie zunächst auch nicht. Die Rede ist von der Burg, über deren Zukunft nach dem inzwischen beschlossenen Auszug des Kreisarchivs in Richtung Dülken schon seit langer Zeit diskutiert wird. Nun liegen auf den Tischen der Kommunalpolitiker erstmals konkretere Pläne, mit denen die Stadt Kempen nun doch eine mögliche Übernahme der Burg vom Kreis auf den Weg bringen möchte. Unter dem Titel „Bürgerburg Kempen“ will Rübo das Projekt anschieben. Im öffentlichen Teil des Hauptausschusses am Dienstag (18 Uhr) geht es darum, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Um die konkrete Vergabe an ein Unternehmen soll es dann im nicht öffentlichen Teil der Sitzung gehen.

Auf dem Weg zur „Bürgerburg“
Foto: Reimann

Die nun konkretisierten Ideen sind bereits in den vergangenen Monaten vom Bürgermeister und auch von der CDU öffentlich ins Spiel gebracht worden. Das Grundkonzept sieht vor, dass im Erdgeschoss ein gastronomischer Betrieb realisiert werden soll. Auf etwa 420 Quadratmetern könnte sich ein Café oder ein Restaurant ansiedeln. Dafür infrage kommt aus Sicht der Verwaltung der östliche Flügel der Burg. Im Anschluss daran könnte man den Terrassenbereich zum Grüngürtel hin als Außengastronomie nutzen. Im Gespräch ist auch der Anbau eines Wintergartens. Laut Skizze sind in der Burg 80 Sitzplätze möglich, weitere 80 würden außen in einem Wintergarten realisiert. „Raumvorgaben und technische Anforderungen können erst durch einen künftigen Betreiber definiert werden“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Ebenfalls im Erdgeschoss möchte die Stadt Kempen künftig ihr Standesamt unterbringen. Auf etwa 170 Quadratmetern könnten ein Trauzimmer, ein Warteraum, drei Büros sowie Publikums- und Personaltoilette eingerichtet werden. Für ein Standesamts-Archiv gäbe es zusätzlichen Platz im Keller der Burg. Sollten Standesamt und gastronomischer Betrieb in der Burg Nachbarn werden, hätte das einen positiven Aspekt: Nach einer Hochzeit müssten die Brautleute nicht mehr auf der Neustraße anstoßen, sondern hätten die Möglichkeit, dies im schönen Burg-Ambiente zu tun. Das dürfte vor allem die CDU-Fraktion freuen, die schon seit geraumer Zeit eine Attraktivierung des Angebots in Sachen standesamtlicher Hochzeiten fordert.

Steigen wir eine Treppe nach oben: Im ersten Obergeschoss soll die Kreisvolkshochschule (VHS) als sogenannter Ankermieter einziehen. Auf etwa 450 Quadratmetern soll es Kursräume, aber auch Büros für Mitarbeiter geben. Diese würden vom derzeitigen Standort in Viersen nach Kempen wechseln. In der Verwaltungsvorlage ist von zwei möglichen Fachbereichen die Rede.

Weiter geht’s ins zweite Obergeschoss der ehemaligen kurkölnischen Festung. Dort gäbe es auf rund 330 Quadratmetern Platz für Versammlungs- und Konferenzräume. Diese könnten von politischen Fraktionen, aber auch von Vereinen genutzt werden. Auch die Geschäftsstelle des Kulturraums Niederrhein, die sich bereits in der Burg befindet, soll in Kempen bleiben. Und zwar auf 50 Quadratmetern im zweiten Geschoss. 100 Quadratmeter sind im derzeitigen Plan für einen „Geschichtsraum Burg“ vorgesehen. Dort würde die Stadt wertvolle historische Urkunden lagern und ausstellen, die sich noch im Kreisarchiv befinden und nicht nach Dülken umziehen sollen.

Um diese Pläne zu realisieren, braucht die Stadt Kempen nun realistische Zahlen. Deshalb will die Verwaltung nun die schon erwähnte Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen. Im Fokus stehen dabei die Kosten für die Sanierung von Baukonstruktion und Gebäudetechnik sowie für den Umbau für die vorgesehene Nutzung. Außerdem will die Stadt wissen, wie teuer Aufzüge — Stichwort Barrierefreiheit — und mögliche Veränderungen im Außenbereich wären.

„Eine grundsätzliche Entscheidung für oder wider die städtische Entwicklung der ,Bürgerburg Kempen’ kann nur getroffen werden, wenn einerseits ein fester Nutzerkreis sich herauskristallisiert und andererseits die Kosten zum Erwerb, zur Sanierung, zum Umbau der Burg grob beziffert und Fördermöglichkeiten ausgelotet worden sind“, beschreibt die Verwaltung die Aspekte, die nun abzuwägen seien. „Auch wenn ein dauerhaftes und denkmalgerechtes Erhalten und Nutzen der Burg in öffentlicher Hand einen großen Stellenwert haben, darf die Finanzierung nicht zum unkalkulierbaren Risiko der Stadt Kempen werden.“

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