Artemed - Übernahme mit Parallelen

Artemed hat bereits Kliniken saniert, deren Werdegang an den des Kempener Hospitals erinnert.

Kempen. Ein Jahr der Krise liegt hinter dem Hospital zum Heiligen Geist. Zuletzt war nicht einmal der Fortbestand des Krankenhauses sicher. Seit vergangener Woche gilt die Klinik als gerettet. Nach langen Verhandlungen mit möglichen neuen Trägern wie Helios und der Franziskus-Stiftung, tauchte plötzlich der bayerische Klinikverbund Artemed am Verhandlungstisch auf und zurrte in nur fünf Wochen die Übernahme fest. Nicht einmal den Mitarbeitern des Hospitals war der Name des Trägers zuvor geläufig, wie der stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV) Dr. Hermann Thielen im Gespräch mit der WZ sagte.

Das Unternehmen wurde vor 22 Jahren von dem heutigen Geschäftsführer Professor Dr. Rainer Salfeld gegründet und wächst seitdem kontinuierlich. Mittlerweile betreibt Artemed sieben Kliniken zwischen Hamburg und Bayern und zudem drei Seniorenzentren.

Dass auch die beiden Kempener Seniorenstifte das Portfolio von Artemed künftig ergänzen, ist derzeit nicht vorgesehen. Sie sollen wie bisher in der Hand der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist bleiben. „Eine Übernahme der Seniorenheime war nie ein Thema“, sagte Salfeld in der vergangenen Woche.

So lautete auch der Tenor bei der Artemed-Übernahme des St. Brigida Krankenhauses in Simmerath vor knapp eineinhalb Jahren. Sechs Monate nach dem Kauf der Eifelklinik ist der Seniorenstift Seliger Gerhard, der nach dem Kauf des Krankenhauses zunächst in Trägerschaft der Malteser verblieben ist, ebenfalls vom Klinikverbund aus Bayern übernommen worden.

Generell erweist sich ein Blick von Kempen etwa 100 Kilometer in Richtung Süden — in die Eifel — als interessant. Denn zwischen den beiden Häusern gibt es mehrere Parallelen. Im September 2010 hat Artemed die finanziell angeschlagene Eifelklinik in Simmerath übernommen. Wie in Kempen ein Haus mit Defizit in Millionenhöhe — und wie in Kempen hatte bis zur Bekanntgabe des Kaufs niemand auch nur von Verhandlungen mit dem Unternehmen aus Bayern gehört.

Ein Journalist der „Eifeler Zeitung“ verfolgt die Entwicklung der Klinik in Simmerath. Eine Entwicklung, die sich sehen lassen kann. Der Ruf der Klinik sei ziemlich beschädigt gewesen. Selbst die niedergelassenen Ärzte vor Ort hätten ihre Patienten lieber in anderen Häusern der Region untergebracht. Mittlerweile habe sich das Image deutlich verbessert. „Es ging dort direkt nach der Übernahme bergauf“, erinnert sich der Journalist.

Auch in Kempen war das Verhältnis zwischen Hospital und Hausärzten ziemlich belastet. Ein Anliegen von Dr. Georg Mergler, Obmann der niedergelassenen Ärzte in der Stadt, lautete deshalb vergangene Woche: In dem Krankenhaus wieder einen Partner zu haben, bei dem die Ärzte ihre „Patienten vor Ort gut versorgt wissen“.

Um künftig profitabel arbeiten zu können, muss im Hospital ein Strukturwandel erfolgen. Das ist allen Beteiligten klar. Auf Kosten des Personals sollen die Änderungen aber nicht gehen, sagte Artemed-Chef Rainer Salfeld: Es soll sogar Personal aufgestockt werden. In Simmerath ist das tatsächlich geschehen. Zwischen Januar und Juli 2011 wurde die Zahl der Mitarbeiter von 200 auf 235 erhöht. Auch die Belegungsquote der Betten stieg kontinuierlich an.

Noch weiter südlich, im bayerischen Feldafing, liegt eine Klinik, die Artemed bereits seit Mitte 2009 betreibt. Das Krankenhaus ist seit der Neuausrichtung auf die Bereiche Geriatrie, Neurologie und Orthopädie nicht nur rentabel geworden, sondern auch auf Wachstumskurs. Im Februar 2011 kündigte Dr. Clemens Guth, der jetzt auch die Geschäfte in Kempen führt, in der „Süddeutschen Zeitung“ an, die Bettenzahl bis 2016 von 120 auf mindestens 150 steigern zu müssen, weil das Haus voll ausgelastet sei.

Welche medizinischen Disziplinen in Kempen gestärkt oder neu eingeführt werden, ist noch offen. Ins Profil der Gruppe passt jedenfalls die bestehende chirurgische Orthopädie des Hospitals.

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