Bilanz Arbeitsmarkt: „Kempen ist mein Baden-Württemberg“

Krefeld/Kreis Viersen. · Die Chefin der Arbeitsagentur Krefeld/Kreis Viersen stellt positive Zahlen für die für Kempen, Grefrath und Tönisvorst zuständige Geschäftsstelle heraus. Im Dezember lag die Arbeitslosenquote nur noch bei 3,9 Prozent.

Bilanz: Arbeitsmarkt: „Kempen ist mein Baden-Württemberg“
Foto: grafik

Gemeinsam in die Glaskugel haben am Dienstag Bettina Rademacher-Bensing und Klaus Churt geschaut. Denn die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen und der Vertreter der DGB-Region Düsseldorf als Vorsitzende des Verwaltungsausschusses zogen bei der Jahrespressekonferenz nicht nur die Bilanz der Arbeitsmarkt-Entwicklung 2019, sondern wagten auch eine Prognose, wie die weitere Entwicklung aussehen könnte. Positive wie negative Botschaften hielten sich dabei die Waage. Die stabile Entwicklung werde sich insgesamt fortsetzen.

„Versöhnlich“ nannte Rademacher-Bensing nach einem Jahr, bei dem es auf und ab ging, das Dezember-Ergebnis: Eine Quote von 7,1 Prozent konnte im Agenturbezirk erreicht werden – ein Jahr zuvor waren es 0,2 Prozent mehr. Aber auch das aktuelle Ergebnis sei „kein Ruhmesblatt“, schränkte die Agenturchefin ein, denn immerhin seien mehr als 20 000 Frauen und Männer ohne Arbeit. Mit familiärem Anhang seien also in etwa so viele Menschen betroffen, wie in der Stadt Willich leben (gut 50 000). „Hier besteht nach wie vor ganz großer Handlungsbedarf.“

Vor allem in Krefeld. Denn dort ist die Arbeitslosigkeit weiter hoch, liegt aktuell bei 9,8 Prozent (Vorjahr: 9,7). Fast 12 000 Menschen sind betroffen. Im Kreis Viersen sind es dagegen nur fünf Prozent (8190 Frauen und Männer) – nach 5,5 Prozent im Dezember 2018. „Mein Baden-Württemberg“ – so nennt Rademacher-Bensing die Geschäftsstelle Kempen (mit Grefrath und Tönisvorst), wo die Arbeitslosenquote bei nur 3,9 Prozent liegt – nach 4,4 Prozent zwölf Monate zuvor.

Im Jahresdurchschnitt lag die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung im Agenturbezirk mit 20 850 unter dem Vorjahreswert von 21 809. Etwa 8600 davon sind Langzeitarbeitslose – mit erkennbaren Folgen. „Armut ist in der Krefelder Innenstadt sichtbar“, so Klaus Churt. Das wiederum habe Folgen für den Haushalt der Kommune.

Positiv: Die Zahl der Beschäftigten liegt mit 188 465 auf Rekordniveau. Die Agentur setzt zudem zwei neue Instrumente ein, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen: Über das Teilhabechancengesetz werden Frauen und Männer, die nach vielen Jahren zurück ins Arbeitsleben gebracht werden sollen, bis zu fünf Jahre staatlich gefördert. Insgesamt 278 solcher Fälle verzeichnete die Agentur im Vorjahr – 150 in Krefeld, 128 im Kreis Viersen. Diese Förderung sei teuer, aber es handele sich um sehr sinnvoll investiertes Geld, betonte Rademacher-Bensing.

Das gilt auch für das zweite Instrument, das sogenannte Qualifizierungs-Chancengesetz. Die 164 Förderfälle verteilten sich zu je 50 Prozent auf Krefeld und den Kreis Viersen. Agentur-Chefin Rademacher-Bensing berichtet von einem sehr aufwändigen Verfahren. Sie gibt aber gleichzeitig das Ziel aus, in diesem Jahr die Gesamtzahl weiter zu erhöhen. Die älteste Teilnehmerin an dieser Maßnahme sei eine 57 Jahre alte Altenpflege-Helferin mit einem Hauptschulabschluss, die sich nun berufsbegleitend zur Pflegekraft ausbilden lässt.

„Traurig“ nennt es Bettina Rademacher-Bensing, dass nach wie vor knapp 1400 junge Leute unter 25 Jahren von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Immerhin konnte deren Zahl im Vergleich zum Vorjahr um 113 gesenkt werden. Sie wie auch Klaus Churt betonten die Bedeutung einer vernünftigen Qualifizierung: Wer eine duale Ausbildung abschließe, werde anschließend auf dem Arbeitsmarkt nicht leer ausgehen. Ein Job auf „Helfer-Niveau“, etwa bei einem Logistiker, habe dagegen wenig Perspektive.

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