Corona und die Apotheken Desinfektion: Apotheker produzieren selbst

Kempen/Grefrath · Olaf Orthen und seine Kollegen müssen hohe Preise für die Zutaten zahlen.

 Sandra Ditges füllt im Labor der Thomas-Apotheke Handdesinfektionsmittel ab, das selbst hergestellt wurde. Inhaber Olaf Orthen blickt ihr dabei über die Schulter.

Sandra Ditges füllt im Labor der Thomas-Apotheke Handdesinfektionsmittel ab, das selbst hergestellt wurde. Inhaber Olaf Orthen blickt ihr dabei über die Schulter.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Desinfektionsmittel sind seit der Entdeckung und Verbreitung des Coronavirus sehr begehrt und oftmals nicht mehr erhältlich. Und wird im Handel nachgeliefert, so geht es vor den Regalen häufig zu, wie bei der von Reinhard Mey besungenen „heißen Schlacht am kalten Buffet“. Vom Lieferengpass betroffen sind auch Apotheken (die WZ berichtete). Einige Pharmazeuten greifen zur Selbsthilfe und bereiten das Desinfektionsmittel selbst zu.

Dazu zählt Olaf Orthen, der in Kempen neben der Thomas- und Bären-Apotheke auch eine im Arnoldhaus betreibt. Etwa 40 Liter hat er vom begehrten Handdesinfektionsmittel hergestellt, das am Dienstagmorgen an die Kunden ausgegeben wurde. Der Andrang war groß, seine Produktion geht weiter. „Auch wenn Isopropanol jetzt ausverkauft ist“, sagt Orthen. „Mondpreise“ würden für die Zutaten mittlerweile verlangt. Normalerweise würde für einen Liter pharmazeutisches Isopropanol, das er bislang verwenden konnte, zwischen vier und sieben Euro verlangt. Nun läge der Preis bei 150 Euro. Für industrielles, das normalerweise pro Liter einen Euro kostet, würden mittlerweile zehn Euro verlangt.

Orthen wird jetzt zu einem Bekannten nach Senden fahren, über den er große Mengen Alkohol beziehen kann. „Damit können wir dann weiter Handdesinfektionsmittel herstellen“, sagt Orthen. Schließlich wolle er helfen und die Bevölkerung weiter mit diesem Mittel versorgen können. Auch Altenheimen und Arztpraxen habe er Hilfe diesbezüglich angeboten. Seine nächste Produktion wird er dann in der kommenden Woche angehen. Denn ist das Mittel – nach den Maßgaben der WHO – gemixt, muss es 72 Stunden stehen bleiben, bevor verkauft werden kann. Ein weiteres Problem, neben dem der Verknappung der Zutaten, ist, passende Flaschen zum Abfüllen zu finden. „Auch die sind mittlerweile Mangelware.“

Vorbestellungen, so betont Orthen, nimmt er nicht entgegen, weshalb Kunden davon absehen sollten, anzurufen. Vor Ort könne man sich informieren, ob und wann es wieder Desinfektionsmittel gibt. Wie die WZ-Recherche ergab, stellen auch weitere Apotheken in der Region Handdesinfektionsmittel her. Doch auch dort steht und fällt das Angebot mit den Zutaten und deren Lieferproblemen. So dass eine verlässliche Aussage, wo und wann es noch das nötige Mittel gibt, nicht möglich ist.

Viele Apotheken der Region haben mittlerweile wegen des großen Andrangs an Kunden ihre Zugangs- und Beratungssituationen geändert, um den Einlass zu begrenzen und Mitarbeiter sowie Kunden auf Abstand halten zu können. So hat in Grefrath Alice von Laguna, Hubertus-Apotheke am Markt, „in Eigenleistung eine Schutzwand aus Plexiglas installiert, um die Mitarbeiter möglichst vor Tröpfcheninfektionen zu schützen“, wie sie in einer Mail an die WZ-Redaktion schreibt. Olaf Orthen wird sich ebenfalls eine Plexiglas-Lösung für seine Apotheken anschaffen. „Und ich habe für die Bären-Apotheke am Hessenring ein Personenleitsystem bestellt.“ Denn dort ließe sich die momentane Lösung, nur begrenzt Kunden in den Verkaufsraum zu lassen, nicht so gut umsetzen.

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