Annenaltar: 500 Jahre geschnitztes Bethlehem in Kempen

Seit 1514 steht der Annenaltar in der Propsteikirche. In einer Serie stellt die WZ Szenen rund um Weihnachten vor.

Annenaltar: 500 Jahre geschnitztes Bethlehem in Kempen
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Nur wer sich dem Annenaltar bis auf wenige Zentimeter nähert, bemerkt das Malheur: Der Engel hinter dem neugeborenen Jesuskind hat nur noch einen richtigen Flügel — vom Betrachter aus gesehen links. „Der rechte Flügel ist leider abgebrochen“, bedauert Wolfgang Acht.

Der Pfarrer im Ruhestand kennt sich wie kaum ein Zweiter mit dem Hochaltar in der Kempener Propsteikirche aus. Für eine WZ-Serie erläutert er vier der geschnitzten Szenen, die einen besonders starken Bezug zum nahenden Weihnachtsfest haben.

Den Anfang zum morgigen ersten Advent macht die Geburt in Bethlehem. Dabei, so erklärt Acht, schuf der Antwerpener Künstler Adriaen van Overbeck vor 500 Jahren gar keine richtige Krippe, also eine Futtervorrichtung für Ochs’ und Esel. Vielmehr sei eine Art Altar zu sehen: ein thronförmiger Hocker, der mit Stroh bedeckt ist. Darauf liegt der „holde Knabe“, wie er in dem berühmten Weihnachtslied genannt wird.

Ein besonderer Hingucker an dem dreidimensionalen Bild — es ist das erste von links an der Unterseite des hölzernen Kunstwerks — sind ein Harlekin und ein Dudelsackspieler links. Neben seinem Instrument hält der Musiker ein seltsames, netzförmiges Gebilde in den Händen. Pfarrer Wolfgang Acht liefert ausgenzwingender die Erklärung: „Das ist ein Turban, nicht etwa ein Sammelkorb für die Kollekte.“

Alle Personen tragen mittelalterliche Gewänder und Frisuren der Zeit. Während Maria in ehrfürchtiger Haltung die Arme verschränkt hat, hält der als betagter Mann dargestellte Josef (er stützt sich auf einen Stock) eine brennende Kerze in der Hand. „Das ist ein Symbol für das Licht der Welt“, Experte Wolfgang Acht. Gemeint ist Jesus Christus. Im Hintergrund drücken Kinder ihre Freude über das Ereignis aus: sie tanzen.

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