An der Bahnstraße regt sich später Protest

Anwohner Karl-Heinz Josten wettert in einer E-Mail gegen die Ausbaupläne: Fehlplanungen der Stadt und Versagen der Lokalpolitik. Außerdem baut die Kaufmanns-Familie Albrecht ihr Geschäft um.

An der Bahnstraße regt sich später Protest
Foto: Kurt Lübke

St. Hubert. Was hat die Stadt Kempen sich nicht alles einfallen lassen, um die bevorstehende Sanierung der Bahnstraße vorzubereiten. Und: um Anwohner-Proteste zu vermeiden. Es gab eine frühzeitige Information der Politik und vor allem gab es auch Bürgerversammlungen unter der Moderation des Technischen Dezernenten Stephan Kahl. Wohlwissend, dass die Anwohner der Straße schon in den vergangenen Jahren zu viele und vor allem zu schnelle Autos beklagten. Und wohlwissend, dass die Kosten für die Sanierung zu einem großen Teil auf die Anwohner umgelegt werden (müssen). Bei den besagten Versammlungen gab es angeregte Diskussionen, wirklichen Streit gab es aber nicht, wie Teilnehmer immer wieder berichtet haben. Der Ausbau wurde im Oktober beschlossen. Seit Samstag laufen die ersten vorbereitenden Maßnahmen: So müssen laut Stadt einige Bäume in Höhe des Sportplatzes gefällt werden.

An der Bahnstraße regt sich später Protest
Foto: Josten

Und nun zum Start der Arbeiten melden sich Anwohner zu Wort, die offenbar nicht einverstanden sind mit den Ausbauplänen. Allen voran Karl-Heinz Josten, in St. Hubert bekannt als Gründer und Chef des Fußball-Clubs (FC). Er schrieb eine E-Mail an die WZ-Redaktion. Mit dem Inhalt, dass sich am Samstag Grundstückseigentümer der Bahnstraße getroffen hätten, „um die Situation, die Fehlplanungen der Stadt Kempen und das Versagen der Lokalpolitik, hier vor allem der Ratsmitglieder, die aus St. Hubert kommen, zu besprechen und Maßnahmen vorzubereiten“. Das größte Problem der Grundstückseigentümer sind laut Mitteilung die Kosten. „400 000 bis 500 000 Euro“ müssten die Anwohner für eine Straße zahlen, die täglich von „4500 Fahrzeugen“ als Durchgangsstraße benutzt werde. In der Tat war die finanzielle Beteiligung der Anwohner der Tempo-30-Zone mit Blick auf die Belastung der Straße in den Versammlungen ein Debattenthema. Letztlich beschloss die Politik aber folgende Kostenbeteiligung, die Stadtsprecher Christoph Dellmans nun noch einmal bestätigt: 40 Prozent übernehmen die Anwohner am Fahrbahnausbau, 60 Prozent an Parkbuchten, Gehwegen und Begrünung, 50 Prozent an der Beleuchtung und noch einmal 50 Prozent an der Entwässerung (Rinnen).

Die Anwohner — öffentlich in Person von Karl-Heinz Josten — machen deutlich, dass sie die Ausbaupläne für zu großspurig halten. Es sei eine „Luxussanierung, die von den Anwohnern nicht gewollt und nicht zu bezahlen ist“. Wenn die Stadt eine „ansprechende Straßengestaltung“ wolle, müsse sie auch alle Steuerzahler und nicht nur 52 Grundstückseigentümer zur Kasse bitten. Eine Anmerkung des Flüsterers, der den Ärger der Bahnstraßen-Nachbarn zwar durchaus verstehen kann — aber: Die Stadt bittet die anderen Kempener Steuerzahler zur Kasse, indem sie die übrigen Kosten der Gesamtsumme (750 000 Euro) trägt. Denn das tut die Stadt Kempen mit Steuergeld.

Kendel-Flüsterer

Soweit zu den Finanzen. Josten fordert in seiner E-Mail zudem ein, dass die Tempo-30-Zone „unantastbar“ bleibe. Das wird so sein, denn der Ausbaubeschluss beinhaltet, dass auf der Bahnstraße weiterhin eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern gelten soll. Nichtsdestotrotz fordern die Anwohner mehr und schärfere Kontrollen. Und das beabsichtigte Durchfahrtsverbot für Lkw müsse auf Güllewagen, Mähdrescher und andere landwirtschaftliche Fahrzeuge erweitert werden. Welche Maßnahmen die Anwohner nun beschlossen haben, ist indes offen. Ebenso die tatsächliche Zahl der Grundstückseigentümer, die sich laut Josten versammelt haben. In der E-Mail wird dazu nichts weiter ausgeführt. Und für eine Stellungnahme war Karl-Heinz Josten nicht zu erreichen. Fest steht jedoch, dass der Protest reichlich spät kommt. Schließlich ist der Ausbau, der rund sieben Monate dauern soll, beschlossen. Im Frühjahr soll er beginnen.

kempen.de

Eine der größten Summen am Bahnstraßen-Ausbau trägt übrigens der Grundstückseigentümer der Aldi-Filiale. Dabei dürfte es sich nämlich — neben dem Sportplatz — um das größte Grundstück an der Bahnstraße handeln. Trotzdem hat der Konzern der Kaufmanns-Familie Albrecht noch ein bisschen Kleingeld übrig, um die St. Huberter Filiale zu modernisieren. Das Geschäft ist seit Samstag geschlossen und wird auf den modernen Aldi-Süd-Stand gebracht. Umfangreiche Umbauten stehen an. Laut Hinweisplakat will der Konzern den Laden am 5. März wieder öffnen. In der Zwischenzeit könnten die Kunden die Filialen in Kempen am Hessenring 25, in Grefrath am Weidenbusch 2 oder in Hüls an der Josef-Heinrichs-Straße 52 nutzen.

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