Logistikzentrum Amazon scheint Interesse am Standort Kempen zu haben

Kempen. · Der Internethandelsriese plant offenbar ein Logistikzentrum im Gewerbegebiet. Bestätigen will Amazon dies nicht.

 Der Garbe-Gebäudekomplex im Gewerbegebiet: Hier könnte Amazon einen Logistikstandort einrichten.

Der Garbe-Gebäudekomplex im Gewerbegebiet: Hier könnte Amazon einen Logistikstandort einrichten.

Foto: Wolfgang Kaiser

Im Kempener Rathaus scheint man sehr glücklich über diese Entwicklung. Kein Wunder: Amazon ist ein international renommiertes Unternehmen, und wenn man es in der Stadt hat, kann dies den Wirtschaftsstandort durchaus aufwerten. Noch ist nichts in trockenen Tüchern. Und die Beteiligten hielten sich am Donnerstag auf entsprechende Anfragen zurück. Gleichwohl wollten aber weder das Unternehmen Amazon selbst noch der potenzielle Vermieter, die Garbe Industrial Real Estate, das gemeinsame Vorhaben bestätigen oder dementieren. Was so viel bedeutet wie: An der Sache ist was dran. Eine Anfrage bei der Stadt blieb am Donnerstag unbeantwortet.

Garbe investierte 28 Millionen Euro in Sanierung und Neubau

Festzustehen scheint indes: Seit Längerem gibt es Pläne, für Amazon einen Logistikstützpunkt in Kempen einzurichten. Dabei soll es sich nicht um einen klassischen Standort handeln, an dem in großen Hallen Waren für den Versand an Kunden verpackt werden. Ein solches Logistikzentrum gibt es beispielsweise in Rheinberg. Dort belegt Amazon rund 110 000 Quadratmeter Fläche, so groß wie 17 Fußballfelder. Für Kempen kommt ein kleineres Verteilzentrum in Frage. Amazon scheint Interesse an der Gewerbeimmobilie am Industriering Ost 93 zu haben, die das Investmentunternehmen Garbe 2016 übernommen und danach aufwendig modernisiert hat. Insgesamt rund 28 Millionen Euro nahm Garbe damals in die Hand, um das bestehende Objekt zu sanieren und gleich nebenan einen Neubau zu errichten. Dieser umfasst rund 21 500 Quadratmeter Nutzfläche, dazu gibt es 22 Tore, an denen Lastwagen be- und entladen werden können. Schließlich gibt es weitere 530 Quadratmeter für Büros und Sozialflächen.

Garbe-Geschäftsführer Jan Dietrich Hempel – er war im September 2017 zum Richtfest aus der Firmenzentrale Hamburg nach Kempen gekommen – wollte am Donnerstag eine Vermietung der Flächen an Amazon weder bestätigen noch dementieren. Bekannt ist aber, dass Garbe ein enger Geschäftspartner von Amazon ist. Garbe entwickelt Flächen für Amazon, tritt häufig als Vermieter an den Standorten des Internethändlers auf.

„Wir prüfen derzeit die Möglichkeit, ein Verteilzentrum in Kempen zu eröffnen. Das Konzept befindet sich aber noch in einem frühen Stadium“, erklärte eine Sprecherin von Amazon auf Anfrage, wollte sich weiter nicht äußern. Ein Verteilzentrum, wie Amazon es in Rheinberg oder Mönchengladbach unterhält, wird aber in Kempen wohl nicht entstehen. Vieles deutet auf eine Unterverteilstelle hin, wo Waren umgeladen werden.

Das Amazon-Vorhaben war am Rande auch Thema des „1. Kempener Wirtschaftsdialogs“, zu dem sich am Mittwochabend im Technologie- und Gründerzentrum (TZN) in Kempen etwa 60 Mitglieder des Unternehmerkreises Kempen (UKK) mit Bürgermeister Volker Rübo, dem Technischen Beigeordneten Marcus Beyer und Michael Aach, Vorstand der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft des Kreises Viersen, trafen. Die Presse war dazu nicht zugelassen. Es ging bei dem Meeting um die Themen Gewerbegebietsentwicklung, Verkehr, bezahlbarer Wohnraum und berufliche Chance für junge Kempener in der Region.

Bei dieser Gelegenheit wurde auch eine wichtige Personalie aus dem Rathaus bekannt. Die Stadt bekommt als letzte Kommune im Kreis Viersen nun endlich einen eigenen Wirtschaftsförderer. Nach Informationen unserer Zeitung ist die Stelle so gut wie besetzt. Am Mittwochnachmittag sollen sich die Verantwortlichen im Rathaus auf einen Kandidaten verständigt haben. Der Stadtrat hatte Ende 2018 beschlossen, eine neue Stelle für einen Wirtschaftsförderer einzurichten. Die Stelle war dann ausgeschrieben worden. 52 Bewerbungen gingen bei der Stadt ein. Aus denen wurden acht Kandidaten zum Gespräch ins Rathaus
eingeladen.

Neuer Wirtschaftsförderer soll entsprechende Erfahrung haben

Am Ende soll man sich auf einen Bewerber verständigt haben, der bereits über entsprechende Erfahrungen auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung verfügt und bislang bei einer anderen Kommune im Kreis Viersen tätig ist. Nähere Einzelheiten wollte das Rathaus auf Anfrage unserer Zeitung am Donnerstag nicht nennen, weil noch letzte Details über die Anstellung zu klären seien. Wie zu erfahren war, soll der neue Wirtschaftsförderer seine Arbeit am 1. Oktober  aufnehmen. rei

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