Altstadtgeflüster "Immer wieder ein Zeichen setzen"

Kempen · Im Altstadtgeflüster geht es um eine Woche voller Liebe, Umbauaktivitäten, einem Hauch von Karneval und ganz schön viel Wind.

 Ein unbekannter Künstler gestaltete auf seinem Wohnmobil eine märchenhafte Kempen-Welt.

Ein unbekannter Künstler gestaltete auf seinem Wohnmobil eine märchenhafte Kempen-Welt.

Foto: Barbara Leesemann

Das Thema Liebe stand zu Wochenbeginn im Fokus vieler Paare, die sich zum Valentinstag einfach mal sagen wollten, wie sehr sie sich schätzen und lieb haben. Hautnah miterlebt hat das am Valentinstag Barbara Sukatsch, Inhaberin der „Kempener Rose“ an der Judenstraße. „Die meisten Blumenläden haben ja montags zu, und da sind sie dann zu mir gekommen. Ich habe gesagt, zum Valentinstag machst‘e auf.“ Primär erwünscht war natürlich der  Klassiker: „Hauptsächlich Rosen, ob jung oder alt.“ Dabei gab es auch besondere Momente: „Ich hatte einen jungen Mann hier, der wollte sieben rote Rosen haben. ,Einfach nur in Papier‘, hat er zu mir gesagt. Der war höchstens 16, vielleicht war er mit seiner Freundin grade sieben Monate zusammen. Das war so süß.“ Und eine Dame kam für ein Geschenk vorbei. „Ich hab ja so Schilder, da steht Liebe drauf. Sie sagte, ich schenke meinem Mann das nochmal. Dann kann der sich das schön auf den Schreibtisch stellen.“ Wichtig sei der bewusste Akt des Schenkens: „Es wird so vieles abgeschafft: Wir schenken uns nichts mehr zu Weihnachten, nichts mehr zum Geburtstag“, deshalb sei der Valentinstag auch für eine Partnerschaft wichtig. „Frauen freuen sich – und es ist wichtig, immer ein Zeichen zu setzen.“

Eine besondere Liebeserklärung

Apropos Liebe: im Bereich des Altstadtrings entdeckte der Flüsterer eine ganz besondere „Liebeserklärung“ an die Stadt Kempen. Schon häufig hatte er das Wohnmobil mit Viersener Kennzeichen durch die City fahren sehen – jetzt konnte man die komplette Rückseite des Fahrzeugs einmal in Ruhe und voller Pracht bewundern: Ein selbstgestaltetes großes Bild mit dem Aufschrift „Märchenhaftes Kempen“ ist dort zu sehen – mit kompletter Burganlage, einem Drachen, Zauberern, den sieben Zwergen, fliegenden Teppichen und vielen tollen Kleindetails mehr. Dem unbekannten Künstler gebührt Anerkennung und auch ein Stück Bewunderung für soviel künstlerische Fähigkeit und Kreativität.

Kein Stein mehr auf dem anderen

„Wie mache ich das bloß?“, fragte sich ein Besucher-Ehepaar Anfang der Woche, als es versuchte, die Martins-Gruppe am Buttermarkt zu fotografieren. Immer wieder kam optisch der Container dazwischen, der nahe der Figuren stand. Denn am „La Piazza“ war an diesem Morgen das ganz große Räumen angesagt: Neben dem Container fand sich die gesamte Theke des Innen-Inventars, die Spüle und noch weiteres Mobiliar. Bei einem kurzen Späher nach innen konnte man viele fleißige Hände sehen, die sich offensichtlich mit der Generalüberholung des Restaurants aktiv beschäftigten. „Vier Wochen“, hörte man die kurze, aber unmissverständliche Ansage darüber, wie lange es dauern wird, bis das Ganze wohl in neuem Glanz erstrahlen wird. Der Flüsterer bleibt jedenfalls an dem Thema dran…

Stürmisches Wochenende

Das Thema zum Ende der Woche hin sind die beiden Sturmtiefs, die zumindest bei der ersten Runde von Mittwoch auf Donnerstag in der Altstadt bis auf ein umgestürztes Fahrrad am Kolpinghaus und in Mitleidenschaft gezogene Mülltonnen, die umgefallen waren, keine großartigen Schäden hervorgerufen haben. Die Händler auf dem Wochenmarkt am Buttermarkt ließen sich am Freitagmorgen nicht aus der Ruhe bringen, die Kempener erledigten dort noch gerne ihre Einkäufe. „Wir haben gesagt, wir fahren, wo der Sturm erst am Nachmittag kommt. Dann packen wir halt früher ein“, traf der Satz von Bio-Gemüsehändler Daniel Thees die Grundstimmung aller Kollegen. Am Nachmittag machte sich das zweite Sturmtief von Holland aus zu uns auf die Reise. Die Stadt empfiehlt, nach Möglichkeit nicht vor die Tür zu gehen oder entlang der Grünanlagen im Altstadtring zu spazieren, wo noch Äste fliegen und Bäume in Mitleidenschaft gezogen werden können. 

Vortrag statt Altweibersturm

„Stürmisch“ geht es ja sonst auch zu Altweiber und in der Karnevalszeit zu – wegen Corona haben die Karnevalisten ja leider alle Großveranstaltungen abgesagt. Wenigstens ein paar Geschäfte wie die Bäckereien Hoenen an der Engerstraße, Weidenfels an der Judenstraße oder nobody´s perfect am Studentenacker statteten ihre Schaufenster so ein bisschen mit Accessoires aus, damit die Idee von Karneval nicht so ganz unter den Tisch fällt. Und der Kempener Geschichts- und Museumsverein bietet zur „fünften Jahreszeit“ am kommenden Karnevalssonntag ab 11.15 Uhr einen passenden „Karnevalsvortrag“ zum Thema „Was ein Kölner Bartmannkrug aus dem 16. Jahrhundert mit dem Kölner Karneval zu tun hat?!“ mit Dr. Ingeborg Unger im Rokokosaal des Franziskanerklosters an. Der Eintritt für Nichtmitglieder beträgt fünf Euro, es gelten die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen.

Eine besondere Musik

Und sollte sich der ganz große Sturm am Wochenende gelegt haben, können sich die Kulturinteressierten am Sonntag in die Thomaskirche an der Kerkener Straße 11 wagen. Dort wird ab 18 Uhr das Duo Tangoyim mit Stephanie Hölzle (Geige, Bratsche, Klarinette,Gesang) und Daniel Marsch (Akkordeon und Gesang) die Zuhörer unter 2G-Bedingungen und Maskenpflicht am Platz auf die musikalische Reise durch Osteuropa bis hin zur versunkenen Welt des jüdischen Shtetl und weiter ins Amerika der 20er Jahre mitnehmen. Der Eintritt ist frei. Am Ausgang wird eine Kollekte für die Kirchenmusik erbeten.

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