Altstadtgeflüster: Matschpiste statt Frostpflaster

Im tiefsten Winter wird die Promenade aufgerissen. Und: Kesse Kürsch- nerin, Narren-Bierchen in der Prinzenburg.

Kempen. Ob das die richtige Jahreszeit für eine Neupflasterung ist? Jedenfalls haben die Bauarbeiter vor einigen Tagen am Möhlenring ein 200 Meter langes Stück der Promenade zwischen AmGymnasium und Neustraße abgesperrt. Abschnittsweise lässt die Stadt das durch Wurzeln hochgehobene Pflaster auf dem Ring entlang des Grüngürtels neu verlegen.

Radler und Fußgänger werden jetzt auf den ascheroten Matschweg zur Stadtmauer hin geleitet- beim momentanen Wetter kein ganz ungefährliches Unterfangen. Zumal dieser Ringabschnitt in der Nähe des Schulzentrums täglich von hunderten von jungen Radlern genutzt wird.

Zumindest ein Dach über dem Kopf haben die Bauarbeiter, die jetzt das charmante Haus am Möhlenring 57 auf links drehen. Unter Leitung von Architekt Udo Thelen wird dieses 102 Jahre alte Stadthaus wachgeküsst.

Nach dem Tod der alten Dame hat eine vierköpfige Familie die Villa vor gut einem Jahr erworben. Die Kernsanierung wird wohl ein weiteres Jahr in Anspruch nehmen - immerhin werden 170 Quadratmeter Wohnfläche in Angriff genommen. "Die schöne Fassade bleibt aber erhalten", verspricht Thelen.

Zweifellos steht der Winterschlussverkauf modebewussten Kunden so gut wie ein Maßanzug. 20 Prozent Rabatt bietet beispielsweise das Wäsche-, Mieder- und Bademodengeschäft Wehmeyer an der Judenstraße 3. "Miederwaren sind Saisonware.

Wir verkaufen das, was übrig ist, günstiger", sagt Petra Kranhold. Vor ihrem Modeladen Kleiderschrank an der Judenstraße 4 hat Ilse Irps ein riesiges Rabatte-Schild aufgestellt. "Wir brauchen Platz für neue Ware, die Restbestände der Wintermode müssen raus", sagt sie.

Außerdem möchte sie ihren Kunden ein kleines Geschenk für den Geldbeutel machen. Das gilt auch für ihren zweiten Laden, die Bunte Kuh an der Peterstraße 14. Einen offiziellen Winterschlussverkauf gibt es seit 2004 nicht mehr. Dennoch erfreut sich die Rabattschlacht bei den Kunden großer Beliebtheit.

Auch bei Mode Möller am Buttermarkt sind Preisnachlässe bis zu 50 Prozent drin. "Wir brauchen Platz für Neues", sagt Walter Möller. Ab wann purzeln überhaupt die ersten Preise? - "Ich richte mich nach den anderen", sagt Ulrike van der Rydt von der Boutique ModaDonna an der Ellenstraße 38.

Soll heißen: Der Rotstift regiert mittlerweile das ganze Jahr. "Doch die Kunden sind noch an den WSV gewöhnt", weiß van der Rydt. Mit regelmäßigen Preisnachlässen sollte es der Handel aber nicht übertreiben: "Auf Teufel komm heraus bringt das nichts."

Nächsten Donnerstag um 17 Uhr ist wieder Genießer-Kino. Diesmal legen Lichtspiele, WZ und Café Peerbooms die englische Komödie "Calendar Girls" auf. Inhalt: Die alternden Ladys aus Yorkshire sind des Jammerns müde- und ziehen sich für einen Pin-up-Kalender aus. Kritiker-Urteil: Fröhlich, frech, frivol- einfach gut. Mit herrlich-britischem Humor und der unnachahmlichen Hellen Mirren. Wie immer gibt es Kaffee und Kuchen zum Nulltarif. Abonnenten sehen den Film zwei Euro billiger- WZ-Karte an der Kinokasse vorlegen.

Am Sonntag sollte ursprünglich letzter Tag der Ausstellung im Kramer-Museum über die Maschinen-Erfindungen von Leonardo da Vinci (1452-1519) sein. Deshalb trägt Christiane Hoffmann um 11.15 Uhr den großen Renaissance-Menschen noch einmal vor das geistige Auge der Zuhörer.

Beim ersten Vortrag der Kunst-Agentin aus Rheda-Wiedenbrück platzte der Rokokosaal aus den Nähten. Die Schau, die bislang 6.000 Besucher gesehen haben, ist jetzt bis 28. Februar verlängert. Weitere Leonardo-Workshops werden ebenfalls angeboten, Info unter Tel.02152/ 917264. Das Museum ist an der Burgstraße 19.

Gut gebrüllt, Löwe! Und das seit 200 Jahren! Richtig, die Löwen-Apotheke am Buttermarkt 7 feiert im nahen Februar 200-jähriges Bestehen. Damit ist das Geschäft von Inhaber Andreas Bruns die mit Abstand älteste Pharmazie in der Stadt. Der 41-Jährige hat die Institution vor elf Jahren von Heinrich Brünsing übernommen hat.

Die Einrichtung wurde 1810 in der Judenstraße als "Apotheke zum Goldenen Löwen" gegründet. Seit 1887 befindet sie sich im Bürgermeister Tenhaff’schen Haus am Markt. Markant ist im Oberlicht des Portals das Löwen-Gitter. Als Gründer gilt ein Mann namens Marcelli.

Am Samstag wird im Haus Kuhstraße 11 ein neues Kapitel aufgeschlagen: Anja Veit eröffnet um10 Uhr ihr Atelier für Pelz und Leder. Zuvor war die Kürschnerin aus St. Hubert gegenüber beschäftigt, bei Pelze Peters. Als dieses Geschäft Ende 2009 schloss, entschloss sich die 40-Jährige für einen Neuanfang.

Neben Pelz und Leder bietet Anja Veit auf 55 Quadratmetern Reinigung, Reparatur und Änderung von Kleidungsstücken. Damit pulsiert in dieser Ecke weiter das Geschäftsleben, eine mehr als 60 Jahre währende Tradition wird fortgeführt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen Thekook, haben die Eheleute Schmitz dort länger als drei Jahrzehnte in ihrem Geschäft Wohn-Textil Schmitz Qualitität angeboten. Dieses Kapitel schreibt Anja Veit jetzt mit anderen Vorzeichen fort, nachdem Wolfgang und Christa Schmitz in den Ruhestand gegangen sind.

Blicken wir auf die Rabenstraße. Im Ecklokal Nr.18 ist immer noch tote Hose, nachdem GP-Tronic sich vor gut einem halben Jahr verabschiedet hat. Dabei liegt das 82 Quadratmeter große Lokal an der Ecke Umstraße gegenüber Coiffeur Lüppertz und C&A am Parkplatz 4 doch günstig, zumal die großen Glasfronten freundlich bitten: Schau ins Fenster! Oder ist da jemand zu wählerisch, was die Nachfolge betrifft?

Tschüss Beigebraun: Das Ellen-Poort gibt sich modern. Malermeister Horst hat das Restaurant an der Ellenstraße 35 schneeweiß gestrichen. "Für die Jahreszeit angepasst", kann sich Patron Armin Horst (50) gar nicht satt sehen am schickem Ambiente, für das Bruder Burkhard (42) und Vater Günther (73) zwei Tage lang den Pinsel geschwungen haben. Womit mal wieder bewiesen wäre: Gutbürgerlich muss nicht mit Gelsenkirchener Barock gleichzusetzen sein. Siehe Ellen-Poort!

Nebenan, im Treppchen, geht’s am Sonntag allerdings bunt zu. Die Prinzenburg an der Ellenstraße 36 lädt zum Karnevalsfrühschoppen. "Ab 11.11 Uhr regieren hier die Narren", freut sich Armin Horst, neben dem Ellen-Poort auch Betreiber des Treppchens, auf die jecke Sause. Wie meinte zuletzt Kempener Karnevalsboss Heinz Börsch: "Im Treppchen, da weiß jeder, was wir gerne trinken und wie ein Bier gezapft wird - deshalb gehen wir da gerne hin."

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