Altstadtgeflüster Kempen: Kran vergrault Café-Gäste

Ein Stahl-Goliath dominiert die Engerstraße. Ferner: Legendäre Wirtin hat aufgehört, Platz im Grünen bröckelt.

Kempen. Seit Mitte der Woche steht ein 40 Meter hoher Kran auf der Engerstraße vor der Thelen-Baustelle Nr. 54 und sorgt für den größten Engpass in der Altstadt. Mürrische Blicke von den benachbarten Cafés Hoenen und Kamps, die auf Außengastronomie weitgehend verzichten müssen- die Umsatzeinbußen tun in Zeiten der Krise doppelt weh. Obwohl es verdammt eng ist, hat Hoenen trotzig einen Tisch mit zwei Stühlen rausgestellt.

Bei Kamps ist lediglich zur Umstraße hin Platz für vier, fünf Tische. Florist Marleen, Hausnummer 5, ist in den Urlaub geflohen und schließt erst am 13. August wieder auf. Fast anderthalb Jahre ruhte der Baustellen-See am Denkmal-Haus Nr. 54, wo zuvor 40 Jahre Leder Müllenhoff und zuletzt Feinkost Esma saßen. Jetzt geht’s zehn Monate zur Sache, der Kran parkt bis Weihnachten.

Am Freitag nahm Marion Klingenberg Abschied von der Theke. Nach achteinhalb Jahren schloss sie Tür und Tresen-Hähne der Gaststätte Klingenberg an der Kerkener Straße 9 - in jenem Lokal, das sie vom legendären Rolli Wilmen übernommen hatte. Gern hätte die Wirtin weiter gemacht.

Aber gesundheitliche Gründe lassen ihr keine Wahl. Insgesamt kann Marion Klingenberg auf über 15 Gastro-Jahre in der Altstadt zurück blicken. Sieben Jahre war sie Wirtin im Ratskeller an der Kirchstraße 6, wo heute das Campunni die Küche Italiens hochleben lässt. Der Blick zurück hat für sie helle Farben: "Die ganze Zeit in Kempen war schön. Da tut der Abschied besonders weh." Ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht.

Das Ergebnis hatte pfeilschnelle Eindeutigkeit. Mit 17:5 konnten die Darter der Gaststätte "Zum Hagelkreuz" das Wurf-Turnier gegen die Freunde von der Gaststätte "Zur Altstadt" für sich entscheiden. Für Altstadt-Wirt Horst Kockers haben damit "Profis über Amateure" gesiegt.

Denn die Hagelkreuz-Darter um Wirt Jürgen Roegels sind als feste Mannschaft aufgestellt, während die Zielscheiben-Schützen von der Neustraße 25 eher hobbymäßig das spitze Eisen schleudern. Kockers zwinkert zum Trost: "Die Hagelkreuzler haben vorher wohl jeden Abend fleißig geübt. Na wenigstens steht es jetzt 1:1." Denn das Hinspiel vor etlicher Zeit ging an das Altstadt-Team.

Mein Café: So heißt ab Ende August das Lokal an der Ellenstraße 32. Dort, wo zu Palio- und Pomp-Zeiten der Gerstensaft in Strömen floss, duftet es bald nach selbstgebackenem Kuchen und Kaffee. "Ich wollte schon immer mein Café haben", freut sich Tugba Yildirim (Foto) auf die Herausforderung. Die gebürtige Moerserin hat zurzeit die Handwerker im Haus, weil Holztheke, Küche, Toiletten etc. erneuert werden.

"Es wird schnuckelig und süß", verspricht die 36-Jährige, die vielen aus ihrer Zeit beim Kfz-Handel Car auf der Otto-Schott-Straße bekannt sein dürfte. Jetzt sattelt die Groß- und Außenhandels-Kauffrau in Richtung Gastronomie um und hat viele Ideen: "Es wird leckere Frühstücks-Varianten geben."

Kein Glück hat die Stadt im Grüngürtel-Park zwischen Spülwall und Moorenring mit dem abgestuften Plätzchen: ständig brechen die Steine, von Terrassen-Idyll kann keine Rede sein. Jetzt ist wieder eine Stelle mit rotweißem Flatterband abgesperrt. Da will selbst beim Blick auf das herrliche Staudenbeet des Leuther Gärtners Hermann Gröne zur Thomasstraße hin keine rechte Freude mehr aufkommen.

Ein Tipp: Wer am Samstag zum Barbecue einen frischen Sommerwein braucht, ist auf dem Straetenhof am Moorenring 29 a bestens aufgehoben. Dort können die guten Tropfen zwischen 10 und 16 Uhr auch probiert werden.

Im Rahmen des Oldie-Abends gastiert am Samstag das Kempener Gitarrentalent Robin Schmitz (Foto) im Lokal Stradivari an der St.Huberter Straße20. Zwischen den Oldie-Einlagen von Hausherr Werner Kutscher, wo es für pfiffige Rater wieder was zu gewinnen gibt, spielt der 15-Jährige drei Mal Stücke von den Shadows. Kein Eintritt, ab 20 Uhr.

Die Mitarbeiter der Commerzbank an der Engerstraße 48 staunten nicht schlecht, als Anfang der Woche Baugerüste an der Hausfront hochgezogen wurden. Seitdem kommen die Bankkunden nicht mehr an den Briefkasten vorne am Gebäude und müssen ihre Unterlagen innen abgeben. Des Rätsels Lösung: Unterm Plastikkleid wird die Fassade saniert. Das macht das Bauunternehmen Ingensiep. Noch 14 Tage lang sollen die Arbeiten dauern, hörte der Flüsterer.

Auch an anderer Stelle sind die Handwerker fleißig. So haben Donnerstag und Freitag zwei Anstreicher vom Betrieb Schmeink am denkmalgeschützten grauen Haus an der Ellenstraße 39 die Fenster schwarz lasiert. Die malerische Messlatte hängt schließlich hoch auf der Ellenstraße, man sehe sich nur mal das feine Haus von Meister Heinrich Sander (Nr.31) an...

Und auch an der Ecke Ellenstraße/ Oelstraße ist es wegen Bauarbeiten ein wenig enger. Unter Regie des St.Huberter Dachdeckerbetriebs Dieball wird dort eine schmucke Dachterrasse im dritten Stock saniert. Zuerst sollte nur die obere Schicht erneuert werden, dann die Hiobsbotschaft: Das komplette Holz war faul. Deshalb dauern die Arbeiten länger als geplant, geschätzte zehn Tage sind die Handwerker hier noch beschäftigt.

Bei den Kübeln, die die Stadt zunächst auf Probe an einigen Stellen in der Altstadt platziert hat, geht’s jetzt nach dem Segen des Stadtrats in die Vollen: Am Kuhtor zum Ring hin sind gleich fünf anthrazitfarbene Betonbehälter unterschiedlicher Größe aufgestellt. Sieht gut aus! Großer Vorteil: Der Waschbeton ist jetzt endgültig weg.

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