Altstadt-Geflüster Kempener Gastronomen mit Freude und Mut

Kempen · Die Lieferdienste aus der Altstadt heraus laufen ganz prima. Dies und mehr hat der Flüsterer im schönen Kempen erfahren.

 Am wohlsten fühlt sich Matthias Ebbinghaus zwar in der Küche des Restaurants Ercklentz. Doch das Ausliefern bereitet ihm inzwischen auch Freude.

Am wohlsten fühlt sich Matthias Ebbinghaus zwar in der Küche des Restaurants Ercklentz. Doch das Ausliefern bereitet ihm inzwischen auch Freude.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Wenn es um Feiertage geht, denkt der Flüsterer gleich an gutes Essen. Auch wenn die Ostertage wohl in diesem Jahr etwas anders ablaufen werden als gewohnt, wollen viele Kempener auf ein leckeres Mahl nicht verzichten. Und das kann man sich zurzeit ja auch bestens liefern lassen. Bei einigen Gastronomen in der Altstadt ist tatsächlich so etwas wie kleine Erleichterung in der Krise zu spüren. Die nach der erzwungenen Schließung der Restaurants vielerorts eilends eingerichteten Lieferdienste scheinen bei den Kempenern gut anzukommen. Im Restaurant Ercklentz an der Judenstraße ist Matthias Ebbinghaus zufrieden mit den Bestellungen. Bis Donnerstag konnte man dort etwas aus der Osterkarte auswählen – und auch das wurde gut angenommen. Rinderfilet mit Spargel-Risotto war besonders gefragt. „Wir freuen uns, dass die Leute uns treu bleiben“, sagt Ebbinghaus. Für ihn, der sonst eher in der Küche zu finden ist, ist es eine neue Erfahrung mit den Menschen an ihrer Haustür in Kontakt zu kommen. Dort werde er überall nett und herzlich empfangen. „Das macht Mut“, sagt der Gastronom und er ist bestärkt in der Ansicht, in Kempen gut aufgehoben zu sein.

Spargel ist gefragt

Die Kempener halten zusammen, sagt auch Willi Hirschmann vom „Kemp’sche Huus“. Zunächst wollte er ins Liefergeschäft gar nicht einsteigen. Dass das für sein Haus funktionieren soll, konnte er sich nicht vorstellen. Aber er wurde von der Nachfrage mehr als positiv überrascht. „Auch die Resonanz auf das Oster-Menü war schon sehr gut“, sagt der Gastronom. Dort kann man auch spontan noch zwei Stunden vor der gewünschten Essenszeit bestellen. Der erste Spargel ist dort sehr gefragt. Ansonsten würden die Gerichte quer durch die Karte gerne bestellt. Natürlich sei der Lieferdienst auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein, so Hirschmann. Beim Blick auf den leeren Biergarten im Sonnenschein kann man schon traurig werden. „Aber wir machen das Beste draus“, so Hirschmann. Er denkt sogar schon darüber nach, ob es auch nach Corona einen Lieferdienst „frei Huus“ geben könnte.

Rauf auf den Sattel

Und wo wird denn außerhalb von Küchen in der Altstadt noch gearbeitet? In der Werkstatt von Radsport Claaßen werden zurzeit Räder wieder fit gemacht. Bei diesem Sommereinbruch Anfang April kein Wunder. Aber es kämen schon wesentlich weniger Kunden als sonst, stellt Inhaber Markus Claaßen fest. „Immerhin haben wir so gut zu tun, dass ich meine Mitarbeiter nicht in Kurzarbeit schicken musste.“ Reifen flicken oder Bremsen nachsehen – das alles läuft weiterhin. Und auch Räder kaufen würden die Menschen ja schon ganz gern. Wer ein Rad hat, dem empfiehlt Markus Claaßen die beliebte Radroute über die alte Bahntrasse bis Kaldenkirchen. „Natur pur“ kann man da genießen. Auch der Weg zu den „Sieben Quellen“ in Straelen vorbei an der Abtei Mariendonk und der Blauen Lagune sei eine tolle Tour.

St. Marien: Es wird gestrahlt

Und wenige Meter weiter wird ebenfalls noch gearbeitet – zumindest war es vor den Ostertagen noch so. Die Firma Nüthen ist weiterhin an der Propsteikirche aktiv. Bekanntlich wird an der Nordseite des Gotteshauses, wie schon zuvor an Turm und Portalseite, die oberste Dichtungsschicht abgetragen und dann erneuert. Wenn Wetter oder Corona keinen Strich durch die Rechnung machen, können die Strahlarbeiten etwa in sechs Wochen abgeschlossen sein. Allerdings hat sich die Hoffnung der Planer der Pfarrgemeinde nicht erfüllt, dass dort weniger gravierende Schäden zu verzeichnen sind als am Turm. Das war von außen nicht zu erkennen, zeigt sich aber nun im Zuge der Arbeiten.

Gottesdienste online

In der Kirche ist es weiterhin zwangsläufig ruhig. Gottesdienste können bekanntlich zu Ostern nicht stattfinden. Aber die Kirchengemeinden haben verschiedene Online-Angebote eingerichtet. Zu den Feiertagen Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag hat die katholische Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst Video-Impulse eingestellt. Zudem hat es bereits erfolgreiche „Online-Anders!-Gottesdienste“ gegeben. Das Team, das sonst in der Kempener Kirche St. Josef diese Gottesdienste mit moderner Musik und Sprache anbietet, nutzt dafür die Online-Meeting-Plattform „Zoom“. Über einen Link kann man sich dazuschalten, zusehen und -hören oder auch selbst zu Wort melden. „Viele melden zurück, dass ihnen der Gottesdienst in der Form guttut“, berichtet Gemeindereferent Andreas Bodenbenner. Neben den Gedanken und Texten schätzen die Teilnehmer auch die Verbundenheit. Ein weiterer „Online-Anders!-Gottesdienst“ ist an Karsamstag um 21 Uhr. Dazu ist die Kirche St. Marien täglich von 15 bis 17 Uhr zum Gebet geöffnet – also nicht nur digital.

Ökumenischer Online-Besuch

Seit Beginn der Corona-Krise wenden sich die Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Kempen in Videobotschaften an ihre Gemeindeglieder. Pfarrer Michael Gallach und seine Kollegen erhalten viel positive Resonanz. Beim Video zu Ostersonntag wird Propst Thomas Eicker dabei sein. Der ökumenische Besuch zu Ostern hat in Kempen Tradition.

Großes Läuten am Sonntag

Ach ja, und nicht erschrecken, wenn es am Ostersonntag morgens laut wird. In ganz NRW werden alle Glocken der katholischen und evangelischen Kirchen von 9.30 bis 9.45 Uhr läuten und damit zum fröhlichen Ostergebet einladen.

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