Als Konrad Adenauer nach Kempen kam

Bei ihrem Kreisparteitag blickte die CDU zurück auf ihre 70-jährige Geschichte. Der Vorstand wurde im Amt bestätigt.

Kreis Viersen. Am 1. Dezember 1945 wurde in der Aula der Kempener Knaben-Volksschule die Kreis-CDU gegründet. Die britische Militärregierung erlaubte der „Christian Democratic Party“ am 4. März 1946 das offizielle Handeln. Und fast auf den Tag genau sieben Jahrzehnte später traf sich jetzt die CDU in der Oedter Albert-Mooren-Halle zu ihrem Kreisparteitag. Dabei wurde der heute 89-jährige Horst Kaßler aus Kaldenkirchen geehrt, der das Parteibuch von Beginn hat und von 1971 bis 1991 bei der Kreisverwaltung Wirtschafts-Dezernent war. Fast neben ihm saß ein weiteres „Urgestein“: Peter van Vlodrop (87), seit 1954 in der CDU und von 1958 bis 1981 der Kreisvorsitzende.

An die Anfänge erinnerte Kempens Historiker Hans Kaiser. Männer der ersten Stunde in Kempen waren Wilhelm Schmidt, Peter Trienes, Karl Dörpinghaus, Heinrich Strucken und Josef Windhausen. Sie schufen die Grundlage dafür, dass sich die Union auch in Kempen und im Kreis zu einer Partei des Volkes entwickelte und sich gleich zu Beginn gut präsentierte und aufstellte.

Kaiser erwähnte in seinem Rückblick auch Konrad Adenauer. Der ehemalige Bundeskanzler war sogar 1899 mal in Kempen, erkundigte sich damals nach einer frei gewordenen Notariatsstelle. Kaiser: „Geklappt hat es mit der neuen Stelle aber nicht. Wer weiß, dann wäre die deutsche Geschichte womöglich anders verlaufen.“ Adenauer war Anfang Februar 1946 noch einmal in Kempen und wollte Bürgermeister Peter Kother und dessen Freund Eduard Wefers zum Eintritt in die CDU überreden. Dies soll, so Kaiser, eine Sogwirkung gehabt haben.

Zurück in die Gegenwart: Beim Kreisparteitag sprachen 267 der 291 Delegierten, also rund 92 Prozent, dem Kreisverbands-Vorsitzenden Marcus Optendrenk erneut das Vertrauen aus. Auch bei seinen vier Stellvertretern gab es keine Veränderungen. Dies sind weiter Uwe Schummer (247 Ja-Stimmen), Luise Fruhen (222), Stefan Berger (220) und Michael Aach (206). Wegen der vielen Wahlen dauerte der Wahlparteitag etwa dreieinhalb Stunden.

Im Beisein einiger Bürgermeister, des ehemaligen Landrats Peter Ottmann und seines Nachfolgers Andreas Coenen stellte Optendrenk in seinem Rückblick vor allem den starken Einsatz der vielen Ehrenamtler bei der Begleitung der Flüchtlinge heraus. Er zeigte sich zuversichtlich: „Wir können es schaffen, da wir organisieren und anpacken können, Fähigkeiten haben, um die uns viele andere beneiden.“

Dennoch werde die CDU weiterhin die Sorgen vieler Menschen, man könne den Zustrom nicht bewältigen, ernst nehmen. Nicht die Flüchtlinge, sondern die vielen meist aus dem osteuropäischen Raum kommenden Banden, die weiter ansteigenden Wohnungseinbrüche oder Trickbetrügerinnen bereiteten nicht nur Optendrenk Sorgen.

Es müsse viel mehr getan werden, damit sich die Bürger sicherer fühlen, kritisierte auch der nordrhein-westfälische CDU-Generalsekretär Bodo Löttgen die dünne Personaldecke der Polizei. Löttgen überspitzt: „Es darf nicht so sein, dass die Polizei-Einheiten beim Kampf gegen den Terror erst ein Schutzwesten-Bingo veranstalten, wer sich denn nun die Westen überziehen darf.“ Löttgen kündigte der AfD in den 63 Wochen bis zur nächsten Landtagswahl in NRW den Kampf an.

Egal, ob Frauen- oder Senioren-Union, ob Junge Union, Agrarausschuss oder die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung — sie alle legten umfangreiche Tätigkeitsberichte vor.

Schatzmeister Volker Müller, der nicht anwesend sein konnte, wurde vom Geschäftsführer Hans Josef Kampe vertreten. Stefan Seidel wird Kampe im Sommer als Geschäftsführer ablösen.

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