Nahverkehr Ärger um den Niers-Express - der VRR erhöht Druck

Der Niers-Express fährt auf der wichtigen Strecke von Düsseldorf über Krefeld und Kempen bis Kleve. An der Leistung der Nordwestbahn gibt es Kritik.

Nahverkehr: Ärger um den Niers-Express - der VRR erhöht Druck
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Beschwerden über die Linie RE 10 reißen erneut nicht ab. Nachdem die WZ die Erfahrungen einer geplagten Pendlerin aus Kempen beschrieben hat, forderte der Kempener SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner kürzlich, dass der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) als Auftraggeber den Druck auf die Nordwestbahn (NWB) erhöhen müsse. Außerdem soll laut dem Verkehrspolitiker geprüft werden, ob der bis 2025 laufende Vertrag mit der NWB vorzeitig gekündigt werden kann. Eine Anfrage beim VRR zeigt in der Tat, dass der Druck bereits steigt.

„Die von uns bei der Nordwestbahn beauftragten Leistungen auf der Linie RE 10 sind momentan alles andere als zufriedenstellend“, teilt Pressesprecher Dino Niemann auf Nachfrage schriftlich mit.

Besonders „auf dieser kritischen Linie“ mit den Bahnhöfen Kempen und Krefeld komme es häufig zu Zugausfällen und „Kapazitätsminderungen ohne ein Fremdverschulden“. Letzteres bedeutet, dass die Züge mit weniger Wagen als bestellt unterwegs sind. Das sei vom 1. bis zum 26. Juni bei 27 Fahrten der Fall gewesen. „Besonders ärgerlich: Elf Fahrten davon sind mit zwei statt mit drei Fahrzeugen in der Hauptverkehrszeit gefahren“, so der Pressesprecher vom VRR. Gründe hierfür seien Defekte. Die Folge sind überfüllte Züge.

Darüber hinaus seien zirka 200 Fahrten mit mehr als zehn Minuten verspätet gewesen. Insgesamt habe es auf der Linie circa 8500 Minuten Verspätung gegeben. Das macht 141 Stunden oder knapp sechs Tage. Diese seien aber zu einem großen Teil „Infrastruktur-bedingt“ gewesen.

Insgesamt seien 56 Züge ausgefallen, davon seien 15 der NWB anzulasten. Zweimal habe es am Personal gelegen, in dreizehn Fällen habe es an den Zügen gelegen.

Bevor „juristische Verfahren“ eingeleitet werden könnten, sei das Eisenbahnverkehrsunternehmen zunächst für die „grobe Fehlleistung“ abzumahnen. Auch danach seien Fristen zu wahren, innerhalb derer die Nordwestbahn die Möglichkeit hat, Verbesserungen vorzunehmen. „Soweit sind wir nicht“, macht VRR-Pressesprecher Dino Niemann klar. Der VRR habe die Nordwestbahn stattdessen „aufgefordert, uns umgehend Maßnahmen für einen möglichen kurzfristigen Einsatz von zusätzlichen Fahrzeugen vorzulegen, um den Zustand schnellstmöglich und nachhaltig zu verbessern“. Über mögliche weitere Schritte werde zeitnah beraten.

Die Nordwestbahn ist sich der Probleme, gerade im vergangenen Monat, bewusst. Einem funktionierenden Fahrplan würden viele Aspekte zugrunde liegen „wie Zugkreuzungen, fahrbare Geschwindigkeiten, Funktion von Weichen, Bahnübergängen und Signalanlagen und auch der restliche Personen- und Güterverkehr auf der Schiene“, teilt Pressesprecherin Stephanie Nölke auf Nachfrage mit. Auf der abschnittweise eingleisigen Strecke zwischen Kleve und Düsseldorf würden Verspätungen schnell auf die Folgezüge übertragen. Die Pünktlichkeit der Züge des RE 10 liege in 2017 aktuell bei durchschnittlich 92 Prozent. Bis einschließlich April seien durchschnittlich 0,15 Prozent der Zugleistungen auf dem RE 10 ausgefallen.

Aber gerade im Juni sei es „vermehrt zu Streckensperrungen, die in der Folge zu Zugausfällen führten“, gekommen. Gut die Hälfte dieser Ausfälle sei bedingt durch Unfälle oder durch „liegengebliebene Züge anderer Eisenbahnunternehmen“ entstanden.

Die Züge der Nordwestbahn würden in regelmäßigen Abständen gewartet. „Dennoch lassen sich auch Fahrzeugstörungen, die gegebenenfalls zu einer verringerten Sitzplatzkapazität führen, nie ganz vermeiden“, teilt Nölke mit und fügt hinzu: „Hier sind wir aktuell selbst nicht zufrieden und arbeiten intensiv an Verbesserungen.“

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