Horst Eckert liest in der Kempener Stadtbibliothek 60 Minuten Nervenkitzel

Mit seinem neuen Roman „Wolfspinne“ machte Horst Eckert Station in der Kempener Stadtbibliothek. Die Besucher erlebten eine Lesung voller Spannung.

Horst Eckert liest in der Kempener Stadtbibliothek: 60 Minuten Nervenkitzel
Foto: Frank Basil

Kempen. Eigentlich war der Rokokosaal vorgesehen, aber aufgrund der Baumaßnahmen wurde es die Stadtbibliothek. Doch egal, wo Horst Eckert liest, der Raum spielt keine Rolle. Denn wenn er zum Buch greift ist Hochspannung garantiert. So auch in Kempen, wo er auf Einladung des Fördervereins der Stadtbibliothek aus seinem gerade frisch erschienenen Buch „Wolfsspinne“ vortrug.

„Es ist mein drittes Buch mit dem Düsseldorfer Hauptkommissar Vincent Veih. Vorher habe ich die Hauptfiguren immer gewechselt, aber mit Vincent war mir klar, dass es eine Fortsetzung geben würde“, sagt Eckert und erläutert die Hintergründe, die ihn genau dieses Buch schreiben ließen, dessen Wurzel auf wirklich geschehene Taten zurückführt.

Eckert hat sich eines hochbrisanten Themas angenommen. Es geht um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) und den Verfassungsschutz samt seiner verdeckt arbeitenden Ermittler. Die Zweifel an der Selbstmordtheorie der im November 2011 in einem Wohnmobil erschossenen und verbrannten Männer des NSU ließen ihn schreiben. „Es gab offene Fragen. Ich fange an, mir Antworten auszudenken und das lese ich Ihnen heute vor“, sagt der Autor, greift zum Buch und startet mit dem Prolog.

Schon mit dem ersten Satz fängt er seine Zuhörer. „Sie kommen fast jede Nacht in mein Zimmer“, ist seine angenehme Lesestimme zu hören. Die Zuhörer werden Zeuge, wie ein kleines Mädchen den Mord an seinem Vater miterleben muss und welche Folgen sich aus dieser Tat ergeben. Eine Tat, die auf einer realistischen Mordserie beruht, die vom NSU ausgeführt wurde. Eckart ist es mit „Wolfsspinne“ gelungen, tatsächlich Gesehenes und seine Fantasie gekonnt miteinander zu verweben. Er konstruiert ein glaubhaftes Bild.

Eckert liest dabei nicht einfach vor. Der Düsseldorfer lässt die Figuren lebendig werden. Unterschiedliche Stimmen, Gestik und Mimik — die Besucher erleben die Zweifel, die Ronny, der als verdeckter Ermittler im NSU arbeitet, quälen, sind bei einem Bankraub und der Flucht dabei, begleiten Vincent Veih bei seinen Ermittlungen im Drogenmilieu und erkennen Stück für Stück Zusammenhänge.

Eckert nimmt die Zuhörer quer mit durch sein Buch, wobei er zwischen den einzelnen vorgelesenen Abschnitten immer, die dem Besucher fehlenden Zusammenhänge erklärt, so dass ein ganzes Bild entsteht und ein jeder dem Ablauf genau folgen kann. Wobei es zwei Hälften sind. Es ist einmal der in Rückblenden erzählte Bereich, betreffend den NSU und die Gegenwart in Düsseldorf, wo Veih in einem Mord an einer Restaurantbesitzerin ermittelt, die anscheinend in Drogengeschäfte verstrickt war. Dort trifft er auch auf Ronny, den er von früher kennt. Hochspannung ist gegeben, egal, welchen Part der Autor vorstellt. Wobei Eckert einen gekonnten Schlusspunkt setzt, der mit dem Zuschlagen einer Stahltür endet und für alle die Frage offenlässt, ob der verdeckte Ermittler Ronny enttarnt wird oder nicht.

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