350 Mitarbeiter müssen bei Draftex gehen

Der neue polnische Investor übernimmt zunächst 470 Leute der Stammbelegschaft.

350 Mitarbeiter müssen bei Draftex gehen
Foto: WZ-Archiv

Grefrath. Der Kaufvertrag des Automobilzulieferers Draftex mit einem polischen Investor ist unterschrieben. Der Insolvenzverwalter der Draftex Automotive GmbH, Bernd Depping, hat die Vermögenswerte im Rahmen einer übertragenden Sanierung an die Stomil Sanok DE GmbH verkauft. Das hat zur Folge, dass die 250 Leiharbeiter und Mitarbeiter mit Zeitverträgen keine Zukunft mehr bei Draftex haben. Und auch von der Stammbelegschaft werden voraussichtlicht 100 eine Kündigung erhalten, sodass laut Depping zunächst mit 480 Menschen weiter gearbeitet wird.

„Die Sanierungsanstrengungen, die wir seit März 2012 unternommen haben, zahlen sich somit für den Standort, die Gläubiger und die Kunden aus. So konnte für den Großteil der Stammbelegschaft eine Zukunftsaussicht in Grefrath geschaffen werden“, teilte Depping am Freitag auf WZ-Anfrage mit.

Der Hersteller von Gummibändern und -dichtungen aus Polen will das Unternehmen bereits zum 1. Oktober übernehmen. Die Mitarbeiter sollen darüber am Montag informiert werden.

„In einem schwierigen Marktumfeld ist es gelungen, nach einer außergewöhnlich langen Betriebsfortführung im Insolvenzverfahren eine Lösung zu finden, die das Knowhow am Standort sichert. Dies war nur möglich, weil sich Belegschaft, Kunden und Gewerkschaft mit dem Insolvenzverwalter zusammen besonders für das Sanierungsziel eingesetzt haben“, sagte Steffen Reusch, Mitarbeiter des Insolvenzverwalters.

Die rund 100 Beschäftigten, für die es zukünftig keine Aufgaben im Unternehmen mehr geben wird, sollen für bis zu zwölf Monate in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechseln. Bis zur Übernahme durch Stomil Sanok müssten nun zügig die notwendigen Kündigungen mit dem Betriebsrat besprochen und der anschließende Wechsel in die Transfergesellschaft umgesetzt werden, so Deppe. Damit der Vertrag rechtskräftig sei, muss die Zustimmung der Gläubiger-Versammlung vorliegen.

Die von Stomil geplanten Änderungen sollen nach WZ-Informationen eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit von 37,5 auf 38,75 Stunden und eine Senkung der Tariflöhne um 20 Prozent sein. Die Regelung soll erst einmal für drei Jahre gelten.

Zu den Kunden von Draftex gehören auch BMW, VW, Audi und Webasto-Edscha, mit denen Stomil Sanok bereits Kooperationsverträge bezüglich der weiteren Zusammenarbeit mit Draftex abgeschlossen haben soll. Aus dem Umfeld der Firma Draftex war am Freitag zu hören, dass man sich trotz der drohenden Kündigungen freue, wieder nach vorne blicken zu können. Es gebe zwar noch Aufträge, neue würden jedoch erst wieder erteilt, wenn die Firma aus dem Insolvenz-Vefahren heraus ist.

Der neue Investor Stomil Sanok verzeichnet nach eigenen Angaben für das erste Halbjahr konsolidierte Umsätze von 86,6 Millionen Euro. Das sind 3,8 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum. Auch beim operativen Gewinn machte die Firma ein Plus. Und zwar um 38,2 Prozent auf 12,5 Millionen Euro. Und auch die Aktionäre der Muttergesellschaft konnten sich über einen mehr 40 prozentigen Nettogewinn von 9,9 Millionen Euro freuen.

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