100 Jahre Kramer-Museum

Zum Jubiläum haben sich sechs Kempener Künstler mit dem Franziskanerkloster befasst.

Kempen. Tote Mönche, Fenster, Kerzenleuchter: Durch Besonderheiten des Franziskanerklosters angeregt, haben sechs renommierte Künstler eindrucksvolle und ausdrucksstarke Werke geschaffen. Sie sind ab Sonntag in der Sonderschau „Impulse — Interpretationen — Dialog“ zum 100-jährigen Bestehen des Kramer-Museums zu sehen.

Am Donnerstag dankte Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese vor der offiziellen Eröffnung den Künstlern für ihr Engagement. „Wie vor 100 Jahren Konrad Kramer der Stadt ein Geschenk gemacht hat, werden wir von diesen Künstlern beschenkt“, sagte Elisabeth Friese mit großer Freude.

Vor zwei Jahren hatte sie die Kempener Kreativen gebeten, ihre Eindrücke, Empfindungen und Sichtweisen des Franziskanerklosters mit Paterskirche und Museum darzustellen.

Was diesen auf unterschiedliche und verblüffende Weise gelang. So schweben in einem großen weißen Würfel 86 bleiche Gesichtsmasken, von geheimnisvollem Schimmer durchleuchtet, zu sehen nur durch eine kreuzartige Öffnung. „In der Grabkammer unter der Paterskirche sind 86 Franziskanermönche begraben, ihre Seelen habe ich sichtbar gemacht“, erklärt Edith Stefelmanns.

Sie sei von der Aura in der Gruft ergriffen gewesen, wollte dokumentieren, dass es Kloster, Kirche und Museum ohne die Mönche nicht gegeben hätte. Die Namen der 86 Kempener Mönche, die zwischen 1818 und 1940 unter Steinplatten begraben wurden, hat Edith Stefelmanns neben ihrem Werk aufgelistet. Und dabei auch an die heute unbekannten verstorbenen Mönche gedacht: „Darum nenne ich meine Installation ‚Seelen unsichtbar — sichtbar’.“

Auf die Ursprünge und Grundfesten der Klosteranlage ließ sich ihr Kollege Manfred Messing ein: „Ich habe den Grundriss und den Kreuzgang studiert, mich dann auch für die Grundrisse anderer Franziskanerklöster interessiert“, schildert der Bildhauer sein Vorgehen. Umgesetzt hat er das in schlanken Granitstelen, in die er Durchlässe in Form der Grundrisse einarbeitete.

Zu den ausgestellten Werken gehören neben anderen die stilisierte tönerne Sakralkunst von Anneliese Albrecht, Fotoarbeiten der Martinsfigur in verschiedenen Schattierungen von K.A. Janßen, eine „imaginäre Tischrunde“ mit Kerzenleuchter, an die Christel Kremser Zitate von „Gästen“ wie Thomas von Kempen setzte. Ulrich Brinkmann schuf eine Installation aus beleuchteten 203 Glasscheiben — so wie jedes Fenster der Paterskirche aus 203 Scheiben besteht.

Die Sonderausstellung sei dem Anlass des 100-jährigen Bestehens mehr als angemessen, meinte Elisabeth Friese, zumal wegen der Umbauarbeiten und der Großbaustellle „Klosterhof“ eine besondere Feier nicht möglich sei. Für die noch anstehende Neukonzeption des Kramer-Museums hätten die Kempener Künstler durch ihre Werke zudem wichtige Impulse gegeben.

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