Jeder fünfte Einjährige geht in die Kita

Neue Großtagespflegen sollen den überdurchschnittlich hohen Bedarf an U3-Plätzen im Kreis decken.

Jeder fünfte Einjährige geht in die Kita
Foto: Seybert

Kreis Viersen. Eigentlich ist es eine erfreuliche Entwicklung: Die Zahl der Kinder in den Städten und Gemeinden steigt stärker als prognostiziert. Das aber stellt die Kommunen vor Probleme bei der Kinderbetreuung.

Für Kinder ab einem Jahr haben Eltern einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Und nach einer gestern vorgelegten Erhebung des Statistischen Landesamtes NRW nutzen die Väter und Mütter im Kreis Viersen diesen Rechtsanspruch stärker als im NRW-Durchschnitt — Tendenz: weiter steigend. Während in Nordrhein-Westfalen die Betreuungsquote vom 1. März 2016 auf den 1. März 2017 von 25,7 Prozent auf 26,3 Prozent stieg, kletterte sie im Kreis Viersen von 26,5 Prozent auf 27,2 Prozent.

Insgesamt stieg die Zahl der betreuten Kinder im Kreis Viersen um drei Prozent — die Zahl der U3-Kinder kletterte binnen eines Jahres um 9,2 Prozent. Den stärksten Anstieg verzeichneten die Statistiker bei den betreuten Einjährigen (plus 10,8 Prozent). Mittlerweile besucht mehr als jedes fünfte einjährige Kind im Kreis Viersen eine Kita oder eine Tagespflegeeinrichtung. Bei den Zweijährigen sind es bereits 59 Prozent. „Perspektivisch muss man davon ausgehen, dass wir eine hundertprozentige Steigerung der Betreuungsplätze in diesem Bereich brauchen“, sagt Paul Schrömbges, Erster Beigeordneter der Stadt Viersen. In der Kreisstadt sollen in diesem Jahr drei zusätzliche Großtagespflegen an den Start gehen — zusätzlich zu den zwei vorhandenen. Außerdem werden in Viersen zwei neue Kindergärten öffnen: im November eine Kita an der Kaiserstraße, voraussichtlich im April 2019 eine Kita an der Ratsallee in Süchteln.

Um überhaupt ausreichend Betreuungsplätze anbieten zu können, schlägt die Stadtverwaltung vor, die vor zwei Jahren eingerichteten Angebote im Rahmen von zeitlich befristeten Überbelegungen (2018/19:49 Plätze) auch für das kommende Kindergartenjahr weiter einzuplanen. Zusätzlich sollen in einzelnen Einrichtungen weitere Überbelegungen bis maximal zwei Kinder eingeplant werden — das würde weitere 19 Plätze bringen. „In den beiden folgenden Kindergartenjahren sollen diese Plätze schrittweise vollständig abgebaut werden, um auch wieder innerhalb des laufenden Kindergartenjahres bei der Auf-nahme von Kindern handlungsfähig zu werden“, kündigt Schrömbges an. Und trotzdem: In der Gesamtstadt fehlen nach bisherigen Berechnungen im neuen Kindergartenjahr allein 35 Ü3-Plätze.

Die Verwaltung hält es deshalb für erforderlich, nochmals grundsätzlich die Angebote zu überplanen. „Hierbei soll ausgelotet werden, welche Möglichkeiten die vorhandene Infrastruktur zum Ausbau der Betreuungsangebote für Kinder unter drei Jahren bietet und welche Maßnahmen zum weiteren Ausbau erforderlich sind“, sagt Schrömbges. Dabei stehe sowohl der Bau weiterer Kitas als auch die Gründung weiterer Tagespflegestützpunkte im Fokus.

Auch der Kreis Viersen plant die Einrichtung einer Großtagespflege, kündigte Kreisdirektor Ingo Schabrich an. Das Kreisjugendamt ist zuständig für die Gemeinden Brüggen, Schwalmtal, Niederkrüchten, Grefrath und Tönisvorst. Fürs kommende Jahr könne der Bedarf an Betreuungsplätzen noch gedeckt werden, allerdings muss auch das Kreisjugendamt zum Teil auf Überbelegungen von einzelnen Einrichtungen zurückgreifen. So fehlen beispielsweise im Brüggener Ortsteil Bracht 14 Ü3-Plätze. Sechs Kinder sollen nach Brüggen ausweichen, acht Plätze werden durch Überbelegungen bereitgestellt.

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