Haarspende in Kempen Haarspende in Kempen: Großer Schnitt für den guten Zweck

Kempen · WZ-Praktikantin Elisa Heithoff hat sich von ihren langen Haaren getrennt. Damit wird nun anderen Menschen geholfen.

 Elisa Heithoff ließ sich im Kempener Salon „Hair Lounge“ von Vera Steinfort einen 25 Zentimeter langen Zopf ihrer Haare abschneiden.

Elisa Heithoff ließ sich im Kempener Salon „Hair Lounge“ von Vera Steinfort einen 25 Zentimeter langen Zopf ihrer Haare abschneiden.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Immer öfter habe ich in letzter Zeit gehört, dass Leute ihre Haare spenden wollen. Früher konnte ich nicht nachvollziehen, warum man sich seine schönen langen Haare abschneiden lassen will, aber jetzt denke ich, dass es eine gute Idee ist. Schließlich kann ich Menschen helfen, die beispielsweise wegen einer Krankheit ihre Haare verloren haben.

Ich war aufgeregt, als ich zum Friseur ging. Meine Haare wurden zu einem langen Zopf geflochten. Mindestens 25 Zentimeter müssen es sein, damit die Haare gespendet werden können. Also sah ich zu, wie der Zopf abgeschnitten wurden und die nun kurzen Haare über meine Schulter nach vorne fielen.

Haare wachsen nach und viele Menschen können nicht verstehen, wieso sie so wichtig sind. Aber sie geben uns auf gewisse Art und Weise Schutz. Mir persönlich ist wichtig, dass meine Haare schön aussehen und meine Frisur sitzt. Sonst fühle ich mich nicht wohl. Ich habe das Glück, gesunde lange Haare zu haben, aber nicht Jedem geht es so. Zudem verlieren viele Menschen ihre Haare, zum Beispiel durch die Folgen einer Krankheit oder einer Chemotherapie.

So ging es auch Angelika Körber, Gründerin der Hilfsorganisation „Haarschnitt mit Herz”. Als sie 2013 in Folge einer Brustkrebserkrankung ihre Haare verlor, hatte sie nicht die Möglichkeit eine Perücke zu bekommen, denn Echthaar-Perücken sind meist unglaublich teuer und die Krankenkassen übernehmen nur einen Teil der Kosten. Um Leuten zu helfen, die ein ähnliches Schicksal wie sie erlitten haben, gründete Körber 2014 eine Organisation, die Haarspenden sammelt und diese an Perückenmacher verkauft. Mit diesem Geld helfen sie dann Menschen, die eine Perücke brauchen, so die Ehrenamtlerin: „Sie gehen zu einem Zweithaarstudio, suchen sich dort eine Perücke aus und schicken uns einen Kostenvoranschlag. Wir geben dann unseren Anteil dazu”, berichtet Körber. Die Organisation hat ihren Sitz in Aachen, hilft aber Menschen deutschlandweit mit Perücken und Medikamenten.

Haarespenden ist mit ein
wenig Wehmut verbunden

Zurück zu mir: Als ich zu Hause war und meinen langen Zopf in der Hand hielt und mich im Spiegel betrachtete, fühlte ich mich unwohl, denn ich war es nicht gewohnt so kurze Haare zu haben. Dieses seltsame Gefühl hielt ein paar Tage an, aber eigentlich vergaß ich ziemlich schnell, dass meine Haare nicht mehr lang waren und jetzt, wo ich mich daran gewöhnt habe, finde ich es sogar wirklich schön.

Das Haarespenden ist also vielleicht mit ein wenig Wehmut verbunden, allerdings hält dies nicht lange an und die Haare wachsen schnell wieder nach. Schon durch so eine kleine Geste kann man einem anderen Menschen helfen, ihn glücklich machen und hoffentlich ein Lächeln auf die Lippen zaubern. Wer dieser Mensch ist, der meine Haare bekommt, werde ich nicht erfahren.

Wenn die Zöpfe endlich beim Perückenmacher ankommen, werden diese zunächst mit einem speziellen Licht entfärbt, erzählt Angelika Körber. Da die Haare vorher noch chemisch behandelt werden, sei es auch egal, ob sie gefärbt oder gewellt waren. „Wichtig ist die Struktur“, erzählt sie. Man brauche fünf bis acht Zöpfe, um eine Perücke herzustellen. Nach Angaben der Ehrenamtlerin gibt es in der Bundesrepublik Deutschland nur noch drei Perückenmacher, die die Zöpfe per Hand zu Perücken verarbeiten, zu ihnen werden die Haare je nach Bedarf gebracht.

Natürlich gibt es auch noch andere Organisationen, die Haarspenden entgegennehmen und diese für einen guten Zweck weiterverkaufen, versteigern und verarbeiten, bei den meisten von ihnen müssen die Haare allerdings mindestens 30 Zentimeter lang sein und sie dürfen nicht gefärbt oder chemisch behandelt worden sein.

Weitere Informationen gibt es auf der Facebookseite der Hilfsorganisation „Haarschnitt mit Herz“.

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