Nach dem Referendum Grexit: Griechen haben wenig Hoffnung

Hier lebende Hellenen zeigen für beide Seiten Verständnis. Ihre Zukunftsperspektive fällt düster aus.

Kreis Viersen. Oxi — nein! Die Griechen haben mit sehr deutlicher Mehrheit entschieden. Sie lehnen den Sparkurs ab, den die Geldgeber ihnen verordnen wollen. Auch wenn derzeit überhaupt noch nicht klar ist, was denn das jetzt bedeuten könnte. Wie beurteilen hier lebende Griechen das Votum und die Lage in ihren Heimatländern? Die WZ hörte sich um.

„Ich bin stolz, dass ich Grieche bin. Gleichzeitig bin ich glücklich, dass ich hier in Deutschland lebe.“ So reagiert Tsigaras Banagiotis, der mit seiner Frau das Restaurant Akropolis am Schluff am St. Töniser Wilhelmplatz und das Lokal Apollon an der Kuhstraße in Kempen betreibt. Er sei seit 36 Jahren in Deutschland, die Kinder wurden hier geboren. „Wenn sie in Griechenland leben, stellt sich vieles ganz, ganz anders dar“, erklärt Banagiotis. Andererseits könne er die deutsche Position auch gut verstehen. Beide seien offenbar im Moment nicht zusammenzubringen. „Das ist sehr, sehr schade.“

„Einerseits sehen wir das wie die Deutschen“, sagt Batastewi Gogos, die in Grefrath eine Schneiderei besitzt. Auf der anderen Seite gebe es riesige Probleme. „Die Menschen drüben haben große Schwierigkeiten. Sie wissen teilweise nicht, was sie essen sollen.“ Wenn man nicht permanent dort sei, könne man es sich nicht vorstellen. „Natürlich haben wir bei unseren Urlauben in den letzten Jahren gesehen, dass es immer schlechter wird.“ Der Unterschied sei ziemlich groß.

„Ich hätte mich auch entschieden wie die Mehrheit der Griechen“, sagt Elefteria Lenou, die ein Schneider-Geschäft an der Engerstraße in Kempen hat. „Für Ja haben die Reichen gestimmt. Die haben das Geld aus den Hilfspaketen immer bekommen. Bei den einfachen Menschen ist nichts angekommen“, ärgert sie sich. Immer wieder habe sie sich die Situation vor Ort angesehen. „Es gibt immer mehr Arbeitslose, jede Menge Selbstmordversuche.“ Sie habe sich auch die Verhältnisse in einem Krankenhaus angesehen. „Sie können es sich nicht vorstellen. Wie 200 Jahre in der Zeit zurück.“ Für diese Katastrophe hätten just die Leute gesort, die mit Ja gestimmt hätten.

„Für viele gibt es nichts mehr zu verlieren. Aber sie gehen mit erhobenem Kopf in die Zukunft.“ Der Weg, der vor den Griechen liege, sei steinig und schwer. „Lass uns die Korruption bekämpfen“ — es klingt wie ein Appell an die Landsleute.

Und dann gibt häufiger die Stimmen von Mitbürgern, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten. „Das ist Politik, damit beschäftige ich mich nicht“, sagt einer. Eine typische Aussage für diese Umfrage.

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