Grenadiere geben Pflege der Kapelle ab

Grenadierzug der Vereinigten Hinsbecker Bruderschaften zieht sich aus Altersgründen zurück.

Grenadiere geben Pflege der Kapelle ab
Foto: Busch

Nettetal. Günter Kersten muss angestrengt nachdenken. Wie war das noch, als „sein“ Grenadierzug 1995 die Aufgabe übernahm, sich um die Kapelle auf dem Kreuzberg zu kümmern? „Das war irgendwie wohl in der Generalversammlung der Bruderschaft“, sagt er dann. „Ich glaube, bis dahin hat die Pfarrgemeinde die Kapelle gepflegt.“ Ob das auch ehrenamtlich geschah oder bezahlt wurde — Kersten erinnert sich nicht. Das ist auch nicht wichtig für ihn.

Grenadiere geben Pflege der Kapelle ab
Foto: Busch

20 Jahre lang sind die Grenadiere bis zu achtmal im Jahr hinauf zur Kapelle gestiefelt, um Gras zu schneiden, Sträucher in Form zu bringen und die Treppe zu reinigen. Gepflegt haben sie die Fußfälle und den Innenraum.

Die Bruderschaft hatte für die Arbeiten eigens Rasenmäher angeschafft, die der Grenadierhauptmann Kersten in Verwahrung nahm und stets mitbrachte. Leo Druyen brachte immer seinen eigenen Freischneider mit. „Den brauchten wir, um den Hang zu schneiden“, erklärt Kersten. Die anfängliche Überlegung, vielleicht vier- bis fünfmal jährlich zu arbeiten, ließ sich nicht durchhalten. „Das Gras wuchs so schnell, dass wir den Pflegerhythmus erhöhen mussten, wenn’s schön sein sollte. Außerdem hatten wir dann weniger Arbeit am jeweiligen Pflegetag.“

Vorausgegangen waren umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Kapelle auf dem Hügel am Ende der Bergstraße. Die „Vereinigte“ sorgte mit großer Tatkraft dafür, dass die wunderschön gelegene Kapelle neu verputzt wurde. Das Dach und das Kreuz wurden erneuert, der Hahn vergoldet und die Fußfälle in Ordnung gebracht. Auch die Grünanlage wurde neu hergerichtet. Seither pflegen die Grenadiere das Umfeld, und sie reinigen auch die Kapelle.

Mit Wehmut sei der Abschied von dieser Arbeit nicht verbunden, versichert Kersten. „Wir sind von 73 bis annähernd 80 Jahre alt. Die Arbeit fiel uns zunehmend schwerer.“ Ausgerechnet der letzte Einsatz auf dem Kreuzberg war besonders kurios. Die Grenadiere wollten ihren Nachfolgern die Kapelle „stubenrein“ hinterlassen. „Was sollen unsere Nachfolger denken, wenn sie dort oben eine große Unordnung vorfinden?“, fragt Kersten.

So warteten sie, bis das letzte Blatt vom Baum gefallen war. Sie warteten und warteten. Fast schien es so, als wolle jemand verhindern, dass sie aufhören. Das milde Wetter sorgte dafür, dass der letzte Einsatz tatsächlich am 22. Dezember stattfand. „Gearbeitet haben wir aber immer bei Sonnenschein“, erzählt Kersten und lacht.

Natürlich haben die acht aktiven Grenadiere (der Zug zählt zurzeit mehr als ein Dutzend Mitglieder) auch Spaß gehabt.

Auf den Bänken sitzen und sich Neuigkeiten aus dem Dorf erzählen, vielleicht mit einem Bierchen — das hat Freude bereitet. Aber Ziel war es stets, ein besonderes Kulturgut und Symbol von Volksfrömmigkeit in Ordnung zu halten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort