Fragebögen sind ausgewertet: Die Realschule Nettetal bleibt

Die große Mehrheit im Schulausschuss und auch die meisten Eltern wollen keinen „radikalen Wandel“. Die Hauptschule hingegen läuft aus.

Fragebögen sind ausgewertet: Die Realschule Nettetal bleibt
Foto: Busch

Nettetal. Es wird künftig neben dem Werner-Jaeger-Gymnasium und der Gesamtschule auch weiterhin die Realschule Nettetal geben. Eine überzeugende Mehrheit hat die Befragung von Eltern, deren Kinder das dritte und vierte Schuljahr besuchen, zwar nicht gegeben, aber die zurückgeschickten Fragebögen weisen mehrheitlich diese Tendenz auf. „Ein radikaler Wandel ist nicht gewollt“, fasste Bürgermeister Christian Wagner zusammen, was sich aus den Antworten herauslesen lässt. Nun komme es darauf an, dass die drei weiterführenden Schulen mit der Stadt und der Schulaufsicht den „Nettetaler Weg“ gestalten.

Die Stadt geht für nordrhein-westfälische Verhältnisse einen ungewöhnlichen Weg. Zwar gibt sie die Hauptschule auf — sie wird ab Sommer keine Schüler mehr aufnehmen und auslaufen. Aber sie hält am gegliederten System fest, auch wenn das nur noch ein Rest ist. Real- und Gesamtschule werden Kinder mit Hauptschulempfehlung zu gleichen Teilen untereinander aufteilen. Dies sicherten die Schulleiter Angelika Eller-Hofmann (Gesamtschule) und Joachim Sczyrba (Realschule) dem Ausschuss und am gestrigen Mittag bei einer Nachbetrachtung der Entscheidung zu.

Schuldezernent Armin Schönfelder hatte vor der anschließenden politischen Diskussion, der zahlreiche Bürger aufmerksam folgten, ausführlich die Antworten auf den Fragebögen erläutert. Jürgen Boyxen (CDU) wies darauf hin, dass die Stadt sich die Entscheidung nicht leicht mache. „Wir habens selten einen so langen und ausführlichen Prozess gehabt“, sagte er. Ihm sei es wie vielen Kollegen auch ergangen: Mal tendierte er zur großen Lösung mit der erweiterten Gesamtschule und zwei Standorten. Dann wiederum zum Nebeneinander der drei Schulformen. Die CDU habe sich in einer sachbezogenen Debatte, in der unterschiedliche Meinungen aufeinanderstießen, für das kooperative Modell und damit für den Fortbestand der Realschule entschieden. „Geben wir die Schule jetzt auf, bekommen wir sie nie wieder zurück“, erklärte Boyxen.

Gegen die große Gesamtschule spräche die Furcht, dass noch mehr Kinder außerhalb der Stadt an weiterführenden Schulen angemeldet werden. Das Gymnasium verlöre Realschüler in seiner Oberstufe, und die „enorme Vergrößerung“ der Gesamtschule berge die Gefahr, dass sie ihre Qualität einbüße. Dies alles habe auch die SPD bewogen, sich für den Fortbestand der Realschule zu entscheiden, meinte Reiner Engbrocks (SPD), das müsse er nicht mit anderen Worten wiederholen.

„Keinen Grund zur Euphorie“ sehen die Grünen, wie Martina Derpmanns feststellte. Joachim Sczyrba berichtete am Freitag, einige Realschullehrer würden sich zwar wohl versetzen lassen, dafür hätten aber Lehrer der benachbarten Hauptschule bereits ihr Interesse am Wechsel zu ihm bekundet.

Die Leistungen der Hauptschule unterstrich ausdrücklich auch Johannes Peters (FDP). Heftige Kritik übte dagegen Robin Meis aus Sicht der WIN-Fraktion. Er warf den Schulleitern vor, sie hätten eine „Mogelpackung“ fabriziert. Besser wäre es gewesen, sich vor drei Jahren für die Sekundarschule zu entscheiden. Das jetzt vorliegende Papier sei jedenfalls nur die bessere von schlechten Lösungen. Die Auswertung der Fragebögen liefere auch keine klaren Aufschlüsse zum Elternwillen. Angelika Eller-Hofmann (Gesamtschule) wies den Vorwurf gegen die Arbeit der Schulleiter in aller Deutlichkeit zurück.

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